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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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ziemlich guten Arbeitshypothese für ekstatischen Kontrollverlust klingt, nicht wahr?
    In Ordnung, ich dachte logisch: Nur um der Argumentation willen mal angenommen, Moloch ist zurückgekehrt. Oder vielleicht war er auch niemals fort. Also sandte ein dreitausend Jahre alter widerwärtiger Gott aus der Bibel Musik, um, äh – was eigentlich? Meinen Dunklen Passagier zu rauben? Junge Frauen in Miami zu töten, dem modernen Gomorrha? Ich zog sogar meine kürzlich im Museum erlangte Erkenntnis heran und versuchte, sie ins Puzzle einzupassen: Salomon hatte den originalen Dunklen Passagier gehabt, der jetzt nach Miami gekommen war und nun wie ein männlicher Löwe, der ein Rudel übernimmt, versuchte, die Passagiere umzubringen, die bereits hier waren, weil, äh … Warum genau?
    Oder sollte ich wirklich glauben, dass ein Bösewicht aus dem Alten Testament durch die Zeit gereist war, um mich zu holen? Wäre es nicht das Sinnvollste, mir jetzt sofort einen gepolsterten Raum zu reservieren?
    Ich betrachtete es von allen Seiten und kam zu keinem Ergebnis. Möglicherweise begann auch mein Hirn sich aufzulösen, zusammen mit dem Rest meines Lebens. Vielleicht war ich einfach müde. Wie auch immer, nichts davon ergab Sinn. Ich musste mehr über Moloch in Erfahrung bringen. Und da ich nun einmal vor meinem Computer saß, fragte ich mich, ob Moloch wohl eine eigene Website besaß.
    Das herauszufinden dauerte nur einen Moment, also tippte ich ihn ein und ging die Listen von wichtigtuerischen, wehleidigen Blogs, Online-Fantasy-Spielen und obskuren paranoiden Phantasien durch, bis ich eine fand, die wahrscheinlich erschien. Als ich sie anklickte, begann sehr langsam ein Bild Gestalt anzunehmen, und während es das tat …
    Das tiefe, machtvolle Dröhnen der Trommel, beharrliche Hörner, die hinter dem pulsierenden Rhythmus zu einem Punkt ansteigen, der schwillt, bis er die Stimmen nicht länger aufhalten kann, die voller Erwartung der Freude jenseits des Wissens hervorbrechen – es war die Musik, die ich im Schlaf gehört hatte.
    Dann das langsame Erblühen eines schwelenden Stierschädels in der Mitte der Seite, daneben zwei erhobene Hände und dieselben drei aramäischen Buchstaben darüber.
    Ich saß dort und starrte und zwinkerte mit dem Cursor, spürte, wie die Musik mich durchströmte, mich zu den heißen, herrlichen Höhen einer ungekannten Ekstase trug, die mir all das in einer Welt verborgener Freude mögliche Entzücken versprach. Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, während diese leidenschaftlichen, fremden Empfindungen über mich hinweg- und durch mich hindurch- und schließlich fortströmten – zum ersten Mal spürte ich etwas Neues, Fremdes und Unwillkommenes.
    Ich hatte Angst.
    Ich wusste nicht, warum oder wovor, was alles noch schlimmer machte, eine einsame, unbekannte Angst, die in mir strudelte, von den leeren Stellen widerhallte und alles bis auf das Bild des Stierschädels verdrängte.
    Es ist nichts, Dexter
, versicherte ich mir.
Ein Tierbild und ein paar zufällige Takte nicht gerade schrecklich guter Musik
. Und ich gab mir völlig recht – aber ich konnte meine Hände nicht dazu bewegen, auf die Vernunft zu hören und sich von meinem Schoß zu lösen. Etwas an diesem Übergang zwischen den angeblich getrennten Welten des Schlafens und Wachens machte es unmöglich, sie auseinanderzuhalten, als besäße alles, was in meinem Schlaf auftauchte und dann bei der Arbeit auf meinem Bildschirm erschien, zu viel Macht, als dass man widerstehen könnte, und ich hätte keine Chance, dagegen anzukämpfen, sondern musste einfach zusehen, wie es mich hinunter- und in die Flammen zog.
    Keine schwarze mächtige Stimme in meinem Inneren verwandelte mich in Stahl, schwang mich wie einen Speer gegen was immer das war. Ich war allein, verängstigt, hilf- und ahnungslos; Dexter in der Dunkelheit, mit dem schwarzen Mann und all seinen unbekannten Lakaien, die sich unter dem Bett versteckten und sich bereitmachten, mich aus dieser Welt in das brennende Land kreischender, von Grauen erfüllter Qual zu zerren.
    Mit einer nicht eben anmutigen Bewegung warf ich mich über den Tisch und riss das Stromkabel des Computers aus der Wand. Dann ließ ich mich keuchend und als hätte jemand Elektroden an meine Muskeln angesetzt in meinen Stuhl zurückfallen, so rasch und unbeholfen, dass der Stecker am Ende des Kabels zurückpeitschte und mich an der Stirn direkt über der linken Augenbraue traf.
    Mehrere Minuten atmete ich

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