Komm zurueck nach Italien
nichts darauf zu antworten, denn sie wollte sich nicht schon wieder mir ihm streiten. Sie gab, wenn auch zögernd, ihren Widerstand auf und fühlte, wie auch Vito sich entspannte. Jetzt erst spürte sie durch ihren dünnen Pyjama, dass er einen Schlafanzug wohl für überflüssig hielt. Warum, dachte sie, muss dieser Mann nur so verführerisch attraktiv sein?
Und warum musste sie sich nur so unsicher fühlen? Hatte sie richtig gehandelt, hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Sosehr sie sich auch den Kopf zermarterte, sie konnte zwischen Falsch und Richtig nicht unterscheiden. Sie wünschte nur, alles wäre anders.
„Wein dich ruhig bei mir aus, das hilft”, riet ihr er ihr mit rauer Stimme.
„Nein”, widersprach sie, obwohl sie die Tränen nur noch mit Mühe zurückhalten konnte.
„Wir haben uns richtig entschieden, cara, wir hatten keine Wahl. Trotzdem verstehe ich, dass du im Moment sehr, sehr traurig bist.” Er küsste sie auf den Scheitel.
Aber sie, Catherine, hatte wählen können! Vito würde nie erfahren, was es sie gekostet hatte, diese Entscheidung zu treffen.
„Ich möchte jetzt nur noch schlafen und alles vergessen”, sagte sie und schluckte mühsam.
„Dann tu das. Solltest du es dir anders überlegen: Ich bin hier, an deiner Seite, wo ich hingehöre.”
Dachte er jetzt auch an die Zeit vor drei Jahren, als er sie in einer ähnlichen Krise allein gelassen hatte? Die Art, wie sich seine Finger plötzlich schmerzhaft in ihre Haut gruben und er sie noch stärker umklammerte, deutete darauf hin. Vito schien ebenso zu leiden wie sie.
7. KAPITEL
Vito hielt Catherine die ganze Nacht liebevoll im Arm. Jedes Mal, wenn sie aufwachte, spürte sie ihn an ihrer Seite und fühlte sich so sicher und geborgen, dass sie sofort wieder einschlief.
Er weckte sie sehr früh und erinnerte sie, dass sie ihre Tabletten zum zweiten und letzten Mal nehmen musste. Wortlos stand sie auf und verschwand im Badezimmer. Erst als sie die Hand von der Klinke nahm, spürte sie es.
Sie trug wieder ihre Ringe!
Der Erste war ein lupenreiner Solitär, sie hatte ihn von Vito erhalten, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass sie ein Kind erwarte. Der Zweite war ihr Ehering aus Platin, der Gleiche, den auch Vito trug. Den Dritten, einen schmalen Brillantreif, hatte sie von Vito zur zweiten Schwangerschaft geschenkt bekommen.
Wann hatte Vito ihr die Ringe an die Hand gesteckt? Catherine runzelte die Stirn. Er musste in der Nacht aufgestanden sein, die Ringe aus dem Safe geholt und so vorsichtig auf ihre Finger geschoben haben, dass sie nichts davon mitbekommen hatte.
Aber, was viel wichtiger war, warum hatte er das getan? Und warum gerade vergangene Nacht?
Was wollte er ihr damit sagen? Denn dass seine Geste nach einem Tag wie dem gestrigen eine besondere Bedeutung hatte, war ihr klar.
,Ich bin für dich da, Catherine’, hatte er ihr gesagt. Sollten die Ringe diese Aussage bekräftigen und ein Symbol dafür sein, dass er wirklich alles tun wollte, um ihre Ehe wieder in Ordnung zu bringen - selbst wenn er ohne sie als Ehefrau viel glücklicher sein könnte?
Sie hatte nie genug Vertrauen gehabt, um offen und ehrlich mit Vito über ihre wahren Gedanken zu sprechen, denn stets hatte sie das Gefühl gehabt, für Vito nur Mittel zum Zweck zu sein. Zuerst war sie für ihn die ideale Geliebte gewesen, dann die zukünftige Mutter seines Kindes und jetzt die einzige Frau, die seinem Sohn eine unkomplizierte und glückliche Kindheit ermöglichen konnte. Das genügte ihr nicht.
Ringe hin, Ringe her: Sie änderten nichts an den Tatsachen. Seit dem Tag vor drei Jahren, an dem sie ihr Baby verloren hatte, fühlte sie sich von Vito verraten und im Stich gelassen.
,Verzeih mir, Catherine!’ hatte er damals gesagt. ,Ich würde alles darum geben, die letzten vierundzwanzig Stunden ungeschehen zu machen, das musst du mir wirklich glauben!’
Aber selbst Vito konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Was geschehen war, war geschehen, und beide mussten sie mit den Konsequenzen leben. Als sie ihre Ringe betrachtete, bereute sie plötzlich, was sie gestern hinter Vitos Rücken getan hatte. Es machte die ohnehin schon schwierige Situation noch komplizierter.
Ihre Schuldgefühle belasteten sie so sehr, dass sie Vito ihre Freude über die Ringe nicht richtig ausdrücken konnte. Daher winkte sie ihm lediglich mit der linken Hand zu und sagte leise Danke.
Er rang sich ein Lächeln ab. „Die Ringe haben mir an dir gefehlt”, erklärte er.
Weitere Kostenlose Bücher