Komm zurueck nach Italien
ohne eine Miene zu verziehen trat sie beiseite und ließ ihn, mit dem sie seit sechs Jahren verheiratet war, über die Schwelle ihres Hauses.
Vito machte den Schritt sehr betont, auch er schien die Bedeutung des Augenblicks zu spüren.
Als er dann neben ihr stand, fühlte Catherine sich erdrückt von seiner Nähe. Sie hatte ganz vergessen, wie groß Vito war, denn bisher hatte sie eine Stufe höher gestanden als er.
Sie roch den Duft seiner Haut, spürte die Wärme seines Kör pers und erkannte in panischem Schrecken, wie gefährlich ihr dieser Mann immer noch war.
Vor sechs Jahren hatten sie sich auf den ersten Blick wie magisch voneinander angezogen gefühlt.
Und selbst jetzt, nachdem sie schon lange bitter verfeindet waren, hatte der alte Zauber nichts an Wirkung verloren. Catherine fühlte, dass ihr Verlangen erwachte.
Sie wusste nicht so recht, wen sie dafür verantwortlich machen sollte, sich und ihre Schwäche für diesen Mann oder Vito und seinen unbestreitbaren Sex-Appeal.
„Hier lang bitte”, bat sie und schlängelte sich hastig an ihm vorbei, um ihn ja nicht zu berühren.
Sie führte Vito ins Wohnzimmer und ließ ihm den Vortritt, sie selbst blieb im Türrahmen stehen und beobachtete, wie er sich umsah.
Die Vorhänge, die noch zugezogen waren, waren leuchtend blau, ebenso wie der Teppich. Zwei kleine Sofas mit niedrigen Beistelltischen, Fernseher und Bücherregal bildeten die ganze Einrichtung. Eine Ecke war für Santo reserviert. Hier stand sein Kindertisch, und dort lagen auch seine Bücher und sein Spielzeug. Alles war sehr ordentlich - sehr durchschnittlich. Nichts ließ sich auch nur im Entferntesten mit den großen, hohen Räumen und den kostbaren antiken Möbel der verschiedenen Salons der Villa Giordani vergleichen.
Santo hatte dort ein riesiges Zimmer ganz für sich allein, angefüllt mit Spielsachen, die jedes Kinderherz höher schlagen lie ßen. Es versetzte Catherine einen Stich, als sie daran dachte, und auch Vito schien ähnlichen Gedanken nachzuhängen, denn er presste die Lippen aufeinander, als er in Santos kleine Ecke blickte.
Catherine wandte sich ab, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Ich ziehe mich jetzt an.” Sie beschränkte sich auf diese knappe Ankündigung, obwohl sie am liebsten bemerkt hätte, dass es außer Geld auch noch andere Werte auf dieser Welt gab. Vito umfasste ihr Handgelenk und hielt sie zurück.
„Ich bin kein Snob, Catherine”, sagte er leise, aber eindringlich. „Ich weiß durchaus zu schätzen, wie glücklich und zufrie den Santo hier mit dir zusammenleben kann.”
„Bitte lass mich los.” Sie wollte sein Lob nicht, und sie wollte seiner Berührung entkommen, die unbeschreibliche Sehnsucht in ihr weckte.
„Und Frauen schlage ich auch nicht”, erwiderte er.
„Seltsam”, bemerkte sie, als er seinen Griff löste. „Ich kann mich nämlich genau daran erinnern, dass du mir gerade damit gedroht hast, als wir uns das letzte Mal allein gegenüberstanden.”
„Das waren nur leere Worte, Catherine, das weißt du ganz genau. Ich hatte mich so über dich geärgert, dass ich mich zu unbedachten Äußerungen habe hinreißen lassen.”
„Ich weiß es eben nicht.” Sie lächelte traurig. „So merkwür dig das auch klingen mag, aber im Grunde genommen sind wir uns immer fremd geblieben. Noch nie wusste ich, was wirklich in dir vor sich geht.”
„Im Bett wusstest du das immer.” Er sah sie an.
Catherine legte den Kopf zurück und lächelte ebenso zynisch wie er. „Wie schade, dass wir keine vierundzwanzig Stunden im Bett verbringen konnten, sondern nur sechs oder sieben! Aber lass uns bitte zum Wesentlichen kommen. Sich so zu unterhalten mag zwar ganz lustig sein, bringt jedoch absolut nichts. Es geht schließlich um Santo.”
„Ich würde sagen, dass unsere Beziehung, wie immer sie auch aussehen mag, für Santo von allergrößter Bedeutung ist.”
Das stritt Catherine ab. „Nein. Für Santo ist lediglich von Bedeutung, dass sein Vater eine Frau heiraten will, vor der er Angst hat.”
Vito sah sie an. „Angst? Angst vor Marietta?” Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Da muss er etwas gründlich missverstanden haben. Du weißt, dass sein Italienisch nicht so gut ist wie sein Englisch.”
Natürlich, dachte Catherine, natürlich ist Marietta unfehlbar. Wie könnte es auch anders sein?
Entschlossen drehte sie sich um. „Jetzt ziehe ich mich aber endgültig an.”
„Hast du etwas dagegen, wenn ich mir währenddessen einen
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