Komme, was Wolle
nur um eine vorübergehende Anwandlung.
Dad tut, als würde er die Jungs nicht erkennen, weil sie so groß geworden sind, und wir umarmen uns, während Vin den Gepäckwagen zum Ausgang schiebt.
»Guten Flug gehabt?«
»Oh ja, fantastisch. Gerammelt voll mit schrecklichen Kindern und hochnäsigen Eltern, und zwar direkt in der Reihe hinter uns.«
Er lacht. »Also, das kann ich spielend leicht übertreffen. Wir hatten ein drei Monate altes Baby auf unserem Flug, den ganzen verdammten Weg von Australien hierher, und es hat überhaupt nicht aufgehört zu brüllen. Ich und Lulu mussten es stundenlang auf und ab tragen, um es zu beruhigen, und jedes Mal, wenn wir uns wieder setzen wollten, hat es von vorn angefangen.«
»Das war nett von euch.«
»Es war der einzige Weg, das blöde Ding ruhigzustellen, ich habe mich noch an den Mitternachts-Shuffle erinnert, als Jack klein war.«
»Das war nur ein einziges Mal.«
»Ich weiß, aber es ist mir unvergesslich geblieben.«
Wir beide sehen Jack an, und ich sage im Stillen ein Dankgebet, dass man nicht mehr mit ihm auf und ab gehen muss, damit er einschläft.
»Wie geht’s Mum?«
Vin verdreht die Augen.
»Und Lulu?«
»Toll, und sie freut sich riesig, dich wiederzusehen. Kommt jetzt, wir müssen da rüber. Wir müssen den Bus zum Boot nehmen.«
Scheiße. Das mit dem Boot hatte ich irgendwie verdrängt.
»Wir fahren mit dem von Dads Freund Gianni, damit wir nicht die Fähre nehmen müssen.«
»Sehr schön.«
Du liebe Zeit. Das letzte Mal, als ich Dad am Steuer eines Bootes gesehen habe, war in Greenwich Park, und das Anlegemanöver geriet so unsanft, dass Jack beinahe aus dem Boot gefallen wäre, und eine Lagune ist sehr viel größer als ein Teich. Mist. Ich überlege, ob ich schnell irgendwo zwei Rettungswesten kaufen kann.
Es ist neblig und kalt draußen, und das Gepäck in den Bus zu befördern ist nicht ganz leicht und provoziert viele sarkastische Kommentare von Vin, aber als wir zum Hafen kommen, steht dort Dads Freund Gianni und lächelt und winkt uns von seinem sehr schönen und polierten Wassertaxi aus zu. Und bevor wir es uns versehen, rasen wir auf sehr glamouröse Weise über die Lagune und kommen uns wie VIPs vor. Die Jungs sind schwer beeindruckt, was sie auch sein sollten, weil das wahrscheinlich die teuerste Art der Ankunft in Venedig ist. Dad erzählt ihnen von den verschiedenen Fischen, die man rund um die kleinen Inseln fangen kann.
»Gehst du oft angeln, Dad?«
»Ziemlich häufig.«
Vin schüttelt den Kopf. »Lass ihn ja nicht davon anfangen. Er ist stundenlang mit seinen Kumpeln unterwegs, das ist die neue Entschuldigung für ständige Abwesenheit.«
Dad lächelt.
»Und dann kommen alle betrunken nach Haus.«
»Also, man muss schon ein Schlückchen zu sich nehmen gegen die Kälte.«
Vor uns tauchen im Nebel langsam die schimmernden Lichter von Venedig auf, was ziemlich märchenhaft aussieht. Es ist immer noch hell genug, dass man etwas erkennen kann, aber die Ränder sind verschwommen, und es hat etwas leicht Unwirkliches, wie die Stadt plötzlich aus dem Wasser auftaucht. Wie Atlantis, aber mit besseren Läden. Die Jungs bleiben stehen, um aus dem Fenster sehen zu können, während wir die Kanäle entlangtuckern, die alle ein bisschen unheimlich und still sind bis auf plötzliche Lichteinbrüche und Geräusche, wenn wir kleine Plätze passieren. Ich weiß noch, wie umwerfend ich es beim ersten Mal fand, als ich mit Nick hier war. Wir sollten an einem Fernsehfestival teilnehmen, aber wir steckten in einem Hotel kilometerweit entfernt vom Zentrum, so dass wir es bald aufgaben, die einzelnen Veranstaltungen des Festivals zu besuchen, und nur herumschlenderten, uns verirrten und insgesamt eine wundervolle Zeit hatten.
Das Boot hält neben einigen Steintreppen vor einem ziemlich bombastisch aussehenden Gebäude mit einer großen grauen Holztür, und Dad und Vin fangen an, das Gepäck auszuladen. Wir danken Gianni, der mich viermal küsst und die Jungs »Bambini« nennt, und dann öffnet sich die Tür, und Mum kommt heraus. Sie trägt aus unerfindlichen Gründen Clogs und einen langen purpurfarbenen Rock mit einem dunkelgrünen Poncho. Sie sieht sehr bohemienmäßig aus mit ihrem Haar in einem Samtturban und küsst mich auf sehr italienische Art und Weise mehrfach auf die Wangen, und dann wendet sie sich den Jungs zu.
»Also, meine Schätzelein, ihr dürft nicht vergessen, mich Mariella zu nennen. Diesen schrecklichen Granny-Unsinn kann
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