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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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dastehe, dass sie endlich die Klappe hält und sich einfach hinsetzt. Eine Weile tritt sie noch gegen meine Rückenlehne, dann steht sie wieder auf, lehnt sich herüber und fragt mich, ob ich weiß, wie man »Hallo, mein Name ist Sophie« auf Italienisch sagt, weil sie es nämlich weiß.
    Ich schalte auf stur, versuche, sie zu ignorieren, aber sie sagt es mir trotzdem, und dann setzt sie sich und fängt wieder an, gegen den Sitz zu treten. Ich frage mich, wie viele Zwischenfälle mit von unsäglichen Kindern ausgelösten Tobsuchtsanfällen wohl vorkommen; einige, schätze ich, besonders auf Flügen nach Venedig.
    Jack wird während der Landung nervös und packt meine Hand, während Archie uns laufend darüber informiert, was er alles am Boden sieht, inklusive einiger Dinge, die er erfunden haben muss, es sei denn, Italien hat sich während unseres Flugs ins Dinosaurierzeitalter zurückentwickelt.
    Endlich haben wir den Zoll hinter uns und sind in der Gepäckhalle, die in typisch italienischer Manier sehr schön gestaltet ist, aber anscheinend nicht funktioniert. Menschenmassen umlagern die stillstehenden Gepäckkarussells, und es liegt eine leichte Hysterie in der Luft. Aber es ist eine solche Erleichterung, nicht mehr im Flugzeug und fernab von Sophie zu sein, die jedem erzählt, was sie am liebsten isst, dass es mir ziemlich egal ist.
    Den Jungs wird langsam kalt, so dass ich ihre Wollmützen aus meiner Handtasche krame und mich zum hundertelften Mal vergewissere, dass ich die Pässe noch habe. Jack macht sich auf die Socken und stellt sich auf den erstbesten Gepäckwagen, den er sieht, und da wir in Italien sind, reißt ihn auch niemand herunter, so dass er begeistert damit zu uns rollert. Archie mault, weil der Marco-Polo-Flughafen keine kostenlosen Polohemden verteilt, aber seine Laune bessert sich beträchtlich, als Jack ihn vorund zurückrollert in dem Gepäckwagen, in einem ziemlich bedächtigen Tempo, weil beide wahrscheinlich wissen, dass mir der Sinn nicht nach Unfug steht.
    Ich fange gerade an, mich zu entspannen, als ich die unmissverständlichen Stimmen von Sophie und ihren Eltern höre, die sich direkt neben uns stellen. Super.
    »Daddy, ich möchte auch einen Gepäckwagen zum Draufsitzen wie der Junge da.«
    »Es gibt keine Gepäckwagen mehr, Darling.«
    Man hört geradezu, wie er mit den Zähnen knirscht. Bedauerlich.
    »Aber ich will einen.«
    Er dreht sich um zu mir und lächelt, als wollte er mir signalisieren, dass ich meine Kinder von unserem Gepäckwagen schubsen und ihn Sophies alleiniger Verfügung überlassen soll. Da kann er aber lange warten.
    »Ich will jetzt einen.«
    Alle englischen Passagiere in der näheren Umgebung, die einen Gepäckwagen ergattert haben, halten ihn jetzt fester.
    Jack dreht sich um. »Du darfst diesen mal haben, wenn du möchtest, aber nur geliehen.«
    Alle lächeln ihn an, bis auf Archie und mich, die wir ihn beide völlig entgeistert ansehen.
    »Nein. Ich will einen für mich allein.«
    Sophies Mutter knickt schließlich ein. »Sophie, nun sei nicht albern. Bedank dich bei dem netten Jungen.«
    »Nein.«
    »Ich weiß, dass du müde bist, Darling, aber es war sehr nett von ihm, das anzubieten.«
    Diese zarte Andeutung von Kritik ist zu viel für Mr. Sophie.
    »Um Gottes willen, nun lass sie doch in Ruhe – es ist schließlich nicht sein persönlicher Gepäckwagen.«
    Ich starre ihn an, und er wird rot. Und Mrs. Sophie hebt die Augenbrauen. Du liebe Güte, die arme Frau. Es beweist einem mal wieder, dass es immer jemanden gibt, der schlimmer dran ist als man selbst. Ich werde versuchen, in den nächsten Tagen daran zu denken.
    Sophie jammert weiter und haut ihren Vater mit ihrer Barbietasche, was sehr erfreulich ist, und endlich haben wir unseren Koffer und unsere große schwarze Nylontasche wieder, die sehr viel flacher aussieht, als beim letzten Mal, als wir sie gesehen haben. Ich bin echt froh, dass ich mir nicht die Mühe gemacht habe, die »Zerbrechlich«-Aufkleber zu entfernen. Wir zockeln los in Richtung der automatischen Türen. Archie balanciert oben auf dem Koffer und wirft Sophie böse Blicke zu, sobald er sie sieht, und dann begrüßt uns ein Schwall Italienisch hinter der Tür, und wir sind umringt von Menschenmassen, die dort warten und winken und Küsschen verteilen. Und dann erblicken wir Vin und Dad, und ich habe das Gefühl, in Tränen ausbrechen zu müssen, aber mir ist auf Flughäfen immer weinerlich zumute, so dass ich hoffe, es handelt sich

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