Komme, was Wolle
jemals vermisst hätte. Vin spricht immer noch nicht mit ihr. Also redet wohl die halbe Familie in den nächsten zehn Jahren nicht miteinander.«
»Du liebe Zeit.«
Vin und Mum hatten am letzten Tag einen heftigen Streit, und er stürmte gleich nach dem Frühstück zum Flughafen, weil Mum angefangen hatte, kleine Sticheleien gegen Lulu abzulassen.
»Sie wird sich nie ändern. Das tun Mütter nie. Sie werden immer nur schlimmer und schlimmer. Und, was soll das jetzt, du verdammter Psychopath? Blink doch, du Wichser.«
»Ich bin sicher, dass deine Mum es nicht so gemeint hat.«
»Und ob sie das hat. Sie hat die ganze Zeit nur davon geredet, wie gern sie ein Enkelkind hätte, bevor sie zu alt ist, um das verdammte Balg hochzuheben, und dann, als ich ihr sagte, dass sie mich echt an den Rand des Wahnsinns treibt, tat sie so, als hätte sie keine Ahnung, wovon ich rede. Da ist eine Busspur, du Arschloch. Geh endlich rüber und hör auf, meine Fahrspur zu blockieren.«
»Ellen, wäre es nicht besser, mit einem Taxi zur Arbeit zu fahren?«
»Nein, wäre es nicht, verdammt noch mal. Wenn ich mit irgendeinem Mann, der mich stundenlang volllabert, in einem Auto sitzen will, kann ich ja gleich mit Neil, dem Normalo, fahren. Zumindest müsste ich den Mistkerl nicht bezahlen.«
Neil ist Ellens neuester Co-Moderator, der die ganze Zeit der Leitung des Senders in den Hintern kriecht und jede Menge Fanpost von Hausfrauen um die fünfzig bekommt, die ihn sehr nett finden, obwohl wahrscheinlich nicht ganz so nett wie sein Freund. Seine Frau scheint blind zu sein, oder es ist ihr egal. Das ist Ellens Theorie.
»Und wie läuft es mit Mr. Oberschleimer?«
»Wir kippen ihm Espresso in seinen entkoffeinierten Kaffee, so dass er ständig zitternde Hände hat und völlig fertig ist. Es ist einfach brillant. Um wie viel Uhr sollen wir Samstag bei dir sein?«
»Wann immer es euch passt.«
»Toll, weil ich wirklich geschafft bin, so dass ich ausschlafen will und anschließend schwimmen gehen.«
»Du möchtest shoppen gehen, meinst du?«
»Ja.«
»Prima. Wird Harry wieder zurück sein aus Dublin?«
»Ja, aber keine Ahnung, in welchem Zustand.«
»Weiß er, dass ich Sonntag meine Schwiegereltern zum Mittagessen erwarte?«
»Nein, aber ich dachte, das könnte eine hübsche kleine Überraschung für ihn sein. Oh, und wenn ich diesen Pullover mitbringe, könntest du ihn für mich fertig machen? Ein Arm ist definitiv länger als der andere, damit würde er total deformiert aussehen.«
»Klar.«
»Prima. Nun öffnen Sie schon die verdammte Schranke. Ja, mit Ihnen rede ich. Danke. Weiß der Henker, woher sie diese Sicherheitsleute haben, das sind alles Vollidioten. Wir reden später weiter, Darling.«
Mann, fast kann einem der arme alte Neil leidtun.
Betty kommt mit einem weiteren Törtchen und einer Tasse Tee nach unten.
»Hier, schon wieder eins fertig, Schätzchen. Die Teewärmer sehen hübsch aus, nicht wahr? Dieses blaue ist wie das, was meine Mutter früher hatte. Sonntags haben wir immer Tee getrunken, mit Kuchen und allem, und wir saßen gemütlich im Wohnzimmer und haben Radio gehört. Ich erinnere mich noch, als ob es gestern gewesen wäre.«
Gran hat einen blaugestreiften Teewärmer gemacht, und Elsie hat gerade einen fertig gestrickt mit rosa und beigen Rüschen, und ich habe einige eher schlichtere aus Baumwolle gestrickt. Sie sind im Handumdrehen fertig, sehen aber echt bezaubernd aus, besonders die mit den Troddeln.
»Ich bin gleich so weit und kann anfangen, sie ins Schaufenster zu legen.«
Sie legt das Törtchen neben die anderen auf die Theke, auf eine der Etageren aus Venedig.
»Diese Kuchenständer sind wirklich hübsch, und die Törtchen würden auch hübsche kleine Nadelkissen abgeben, weißt du, auch wenn es heutzutage nicht gerade viel Nachfrage nach Nadelkissen gibt.«
»In der viktorianischen Zeit haben Leute sie als Geschenk für junge Mütter gemacht, aber sie haben erst dann Nadeln gekauft, wenn das Baby sicher auf der Welt war. Ist das nicht süß? Ich habe darüber gelesen, weil ich mich für das Strickprojekt an der Schule vorbereitet habe.«
Sie lächelt. »Deine Gran sagt, dass du nachher noch zu Grace Harrison fährst. Stimmt das?«
»Ja.«
»Ich dachte, ich könnte ihr etwas für das Baby stricken, aber ich weiß nicht so recht, was. Ich glaube nicht, dass sie viel von einem Nadelkissen hält, oder?«
»Wahrscheinlich nicht, aber wie wäre es mit einem deiner Schals? Obgleich sie
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