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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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gestritten.«
    Ellen hält sich gern mehrere Männer gleichzeitig warm, und das kann manchmal ziemlich verwirrend sein, aber ich glaube, Jimmy ist der frei arbeitende Tontechniker, der gerne mal eben einschnappt.
    »Er liegt mir ständig in den Ohren, ihm eine Festanstellung zu verschaffen, aber ich bin nicht besonders scharf darauf. Ich meine, was ist, wenn wir uns streiten und er zu meinem Team gehört? Dann endet es doch nur damit, dass ich mich anhöre, als stünde ich in einem Eimer. Herrgott, man sollte doch meinen, dass ich es irgendwann mal lerne.«
    »Reden wir vielleicht über Dirty Harry?«
    »Ja. Den ich vor kurzem wiedergesehen habe, auf diesem Empfang neulich, und er sah fantastisch aus.«
    »Ellen.«
    »Ich habe nicht mit ihm geredet.«
    »Ellen.«
    »Na ja, kann sein, dass ich ihm eine SMS geschickt habe.«
    »Und wann triffst du dich mit ihm?«
    »Nächsten Freitag, nur auf einen schnellen Drink nach der Arbeit. Nur einen Drink. Und dann komme ich übers Wochenende zu dir.«
    Harry ist seit Jahren so etwas wie ein blinder Fleck für Ellen; er ist ein brillanter Kameramann, aber ziemlich unberechenbar mit einer Tendenz, Hals über Kopf eine Spritztour zu unternehmen und dann mit allen möglichen unerklärlichen blauen Flecken und fantastischen Geschichten zurückzukehren. Sie kann ihm einfach nicht widerstehen. Ein bisschen so, wie es mir mit Walnusseis geht, nur viel besser für die Oberschenkel.
    »Dann erwarten wir euch also Sonntagnachmittag zum Tee?«
    »Nun sei doch nicht so. Dieses Mal werde ich hart bleiben.«
    »Genau.«
    »Doch, werde ich. Cool und ruhig und beherrscht.«
    »Okey-dokey.«
    »Aber wenn es nicht funktionieren sollte mit dem Cool-Dingsbums, ist Samstagnachmittag in Ordnung?«
    »Natürlich. Vin kommt vielleicht auch.«
    »Oh, prima. Hat er mit der Jacques-Cousteau-Nummer aufgehört?«
    Vin ist Meeresbiologe und ständig unterwegs zum Planktonzählen, wenn er nicht gerade surft oder mit der Art blonder Freundinnen herumhängt, die in Taucheranzügen gut aussieht.
    »Nein, aber er ist für eine Weile hier, während sie das Schiff auf Vordermann bringen, von Seepocken und so Zeug befreien, also kommt er her, bleibt eine Weile und hilft mir beim Haus. Ich dachte, wir fangen dieses Wochenende damit an, alles weiß zu streichen.«
    »Bitte etwas weniger ›wir‹, Darling, wenn du nichts dagegen hast. Du bekleckerst dich mit Farbe, und ich mixe die Cocktails.«
    »Ja, aber nicht diese rosa Zombiedinger wie letztes Mal. Schon nach einem einzigen kann ich mich nicht mehr bewegen, geschweige denn Decken streichen.«
    »Das liegt daran, dass sie zum größten Teil aus Wodka bestehen, Darling. Ich werde eine abgemilderte Version für dich machen. Mehr rosa, weniger Zombie.«
    »Perfekt.«
    Als ich endlich ins Bett komme, ist es beinahe ein Uhr, ich bin über das ›fix und fertig‹-Stadium hinaus und starre stattdessen in die Dunkelheit. Ich kann meine blöde Bettdecke nicht finden oder irgendwelche Bettlaken, und ich bin zu erschöpft, um noch weiter in dämlichen Kartons zu graben, also liege ich unter einer kunterbunten Mischung aus Archies alten Kinderbettwolldecken und Jacks alter Bettdecke mit purpurroten Flecken von einem Saftunfall, lausche dem Meeresrauschen und versuche mich davon zu überzeugen, dass es wunderschön und beruhigend klingt und ein weitaus besseres Hintergrundgeräusch ist als der Londoner Verkehr, den ich gewöhnt bin. Aber es funktioniert nicht. Das Geräusch der Brandung, die unten am Pier gegen die Felsen donnert, scheint immer lauter zu werden, und mir wird von Minute zu Minute kälter. Herrgott. Wenn es jede Nacht so ist, muss ich mir Ohrstöpsel kaufen. Ich glaube, ich erleide gerade eine Panikattacke in Zeitlupe: Ich frage mich, ob ich das Richtige getan habe hierherzuziehen und ob das Haus zusammenbricht, bevor ich die Chance hatte, die schreckliche Tapete im Flur loszuwerden, bis mich plötzlich die Inspiration überfällt, eine Liste zu machen. Eine Liste gibt einem immer das Gefühl, alles im Griff zu haben, also ist es ein Spitzenplan.
    Genau. Erstens, eimerweise Lackfarbe Seidenmatt kaufen und eine Schleifmaschine leihen. Zweitens, einen neuen Hammer besorgen, weil der alte einen wackeligen Griff hat, und drittens, meine verdammte Bettdecke finden. Und Jacks Decke fertig stricken und eine neue Schaufensterdekoration für den Laden entwerfen. Etwas, das nicht so aussieht, als hätte jemand einfach ein paar Wollknäuel hineingeschmissen und wäre dann

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