Komme, was Wolle
Wie auch immer, ich finde es verrückt, so viel Geld für ein Haus auszugeben und dann nie darin zu wohnen. Manche Leute haben eben mehr Geld als Verstand.«
»Es ist wahrscheinlich eine gute Investition.«
»Oh, wahrscheinlich, aber es ist egoistisch, erst macht sie alle ganz neugierig, und dann hält sie es nicht mal für nötig zu kommen.«
»Das ist wahrscheinlich nicht ihre Schuld, Gran. Bei Ellen ist es das Gleiche. Die Leute bauschen Dinge auf, die sie gesagt haben soll, und jeder glaubt es. Und meistens ist es kompletter Blödsinn.«
»Ja, aber Ellen ist ein liebes Mädchen, na ja, abgesehen von ihrer Ausdrucksweise. Oh, was ich noch sagen wollte, die neuen Besitzer vom ›Anchor‹ sind letzte Woche eingezogen, und sie wirkt ausländisch für mich, hübsches dunkles Haar, und er ist ein junger Koch aus London. Sieht ein bisschen aus wie der, der die ganze Zeit flucht, dieser Jamie Gordon.«
»Gordon Ramsay?«
»Ja, und wer will schon solche Ausdrücke in der Küche? Ich bitte dich! Ich wette, seine Frau schämt sich deswegen.«
Ich wette, dass sie das nicht tut. Sie ist wahrscheinlich viel zu beschäftigt damit, sich Designerkleidung und amüsante Schmuckstücke zu kaufen.
»Obgleich ich mir gut vorstellen kann, dass er dir ein gutes Dinner kochen könnte, wenn du ihn bittest.«
Irgendwie kann ich mir Mr. Ramsay nicht so recht vorstellen, wie er mir etwas zu essen kocht und sich mit dem alten Herd abmüht. Aber ich bin ziemlich sicher, dass wir alle unseren Wortschatz an Flüchen erweitern könnten.
»Und sie haben einen kleinen Jungen, der aussieht, als wäre er so alt wie unser Jack, und noch ein kleines Mädchen, das hat Betty mir gesagt. Die Frau war bei ihr und hat Milch gekauft, und du würdest nie darauf kommen, wie das Mädchen heißt: Nelly. Ich dachte, dieser Name ist schon vor Jahren aus der Mode gekommen.«
Es kommt mir immer irgendwie krank vor, wenn Leute ihren Kindern unbedingt ungewöhnliche Namen geben müssen, wahrscheinlich leiden sie unter einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder so.
Ich halte vor Grans Haus, und sie beugt sich hinüber und gibt mir einen Kuss.
»Ihr steigt auf keinen Fall aus, die Jungs werden sich nur erkälten. Bist du sicher, dass ihr nicht bei mir schlafen wollt? Es macht keine Umstände, weißt du.«
»Nein, Gran, wir kommen schon zurecht, ehrlich.«
»Na gut, du kannst mich jederzeit anrufen, wenn Probleme auftauchen. Es ist eure erste Nacht, so dass ihr bestimmt nervös seid, und ich bin ja gleich da.«
»Danke, Gran.«
Ehrlich, für was für ein Weichei hält sie mich eigentlich?
»Ich komme morgen früh vorbei, dann können wir den Rest der Kartons auspacken. Soll ich was zum Frühstück mitbringen? Ich habe noch sehr schönen Speck vom Schlachter.«
»Prima.«
Sie wendet sich an die Jungs. »Und ihr seid jetzt ganz brave Jungs für eure Mum, kein Herumtollen mehr. Direkt ins Bett, versprochen?«
Beide nicken.
Die Fahrt zurück geht sehr viel schneller, weil wir nicht über die Küstenstraße müssen, und als wir in unsere Straße einfahren, sehen wir Mr. Pallfrey immer noch mit seinem Hund kämpfen.
»Ich brauche einen Hund, Mummy, wirklich, wir sollten einen kaufen, morgen. Können wir, bitte? Es wäre total praktisch.«
»Was wäre denn praktisch daran, Archie?«
»Ich könnte ihm beibringen, Leute zu beißen, wenn sie gemein sind.«
Ich weiß auch ohne hinzusehen, dass er seinem Bruder einen drohenden Blick zuwirft. Jack wollte nie unbedingt einen Hund, schon gar nicht einen, der von seinem Bruder darauf dressiert ist, auf Befehl zu beißen.
»Hunde dürfen keine Leute beißen, Archie. Niemals.«
Er seufzt.
Als ich mich an der Haustür zu schaffen mache, fängt es an zu nieseln; es ist wirklich dunkel, und ich kann das Schlüsselloch nicht finden. Herrgott. Als ich gerade denke, dass es nicht schlimmer werden kann, kommt ein riesiger Hund mit großen Sprüngen und laut bellend auf uns zugerast, verfolgt von Mr. Pallfrey, der außer Atem Entschuldigungen hervorstößt und versucht, das Ende der Leine zu erwischen, während Jack sich hinter meinen Beinen versteckt und Archie vor Begeisterung jauchzt. Verdammt. Er umkreist uns wieder und wieder, wedelt und bellt und leckt jeden und scheint sich mächtig zu freuen. Ich glaube, es muss eine Art Wolfshund oder so sein, weil er die Größe eines verdammten Esels hat.
»Es tut mir schrecklich leid. Trevor, Sitz! «
Trevor ignoriert ihn.
»Sie sind Mary Butterworth’ Enkelin, nicht
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