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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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leicht nach Mottenkugeln riecht. Das Haus mag ja eine Katastrophe sein, und von der Hälfte meiner Kleidung weiß ich immer noch nicht, wo sie ist, aber zumindest herrscht bei meinen Handtüchern und meiner Bettwäsche untadelige Ordnung. Bis wir angezogen sind, ist es Gran gelungen, unten eine riesige Sammlung angebrochener und halb verbrauchter Farbdosen auszupacken, die ich in der Garage unterbringe, während Gran versucht, die Jungs davon abzuhalten, sich mit ihren Fischernetzen zu duellieren und gegenseitig ein Auge auszustechen. Irgendwie blicke ich jetzt, wo wir umgezogen sind, dem Besuch des Ladens mit ziemlicher Nervosität entgegen. Es ist ein bisschen wie der erste Schultag nach den Ferien, nur dass ich keine Ferien hatte. Und mein Rücken tut mir wieder weh, so dass ich ziemlich steifbeinig den Hügel hinabstakse, während Gran den Jungs erzählt, wie Vin und ich ihn im Winter mit dem Schlitten hinuntergefahren sind und Vin einmal quer über die Straße geschossen und beinahe auf dem Strand gelandet ist.
    Vor meinem inneren Auge taucht, während wir unsere Prozession durch die Hauptstraße fortsetzen, das Bild einer Eisbahn vor dem Laden auf und Archie, der auf meinem Teetablett balancierend unter einem Bus verschwindet. Gran bleibt ständig stehen und unterhält sich praktisch mit jedem, dem wir begegnen, während die Jungs vorneweg rennen, dann wieder zurückgelaufen kommen, wild ihre Fischernetze schwenken und versuchen, sie anzutreiben. Die Läden haben sich im Lauf der Jahre kaum verändert. Der Schlachter hat als Dekoration immer noch dieselbe Plastikpetersilie zwischen all den weißen Porzellantellern, und auch das rosa Porzellanschwein ist noch da, und bei Parsons hängen immer noch Metalleimer und Wischmops draußen, und es riecht genau wie früher nach Klebstoff und Holzspänen. Wir gehen hinein, um Mr. Parsons guten Morgen zu sagen, und Archie stößt einen Kohleneimer um, und dann stehen wir vor dem Blumenladen gleich neben unserem Laden, und Mrs. Davis, die einen Plastikkübel gelber Rosen trägt, kommt heraus, um uns zu begrüßen.
    Elsie wartet schon auf uns. Sie steht hinter der altmodischen Ladentheke mit der Glasoberfläche, als ich die Tür aufstoße. Die Tür klemmt ziemlich, so dass man ihr einen ziemlichen Schubs geben muss. Das muss ich auch dringend ändern, weil die Leute immer halb in den Laden fallen, wenn sie zu stark drücken. Die Glocke klingelt und klingelt weiter, da die Jungs natürlich abwechselnd die Tür öffnen und schließen.
    »Wollt ihr nicht Tante Elsie begrüßen?«
    Sie trotten herüber, plötzlich schüchtern, während Gran fachmännisch die Regale überfliegt und einige der Neueinkäufe entdeckt, eine Mischung aus Mohair und Seide in leuchtenden, klaren Farben, aus denen man wunderschöne Stolen und Schals fertigen kann.
    »Die sehen teuer aus.«
    Ich merke wohl, dass sie sich nicht ganz sicher ist, und ich kann ihr das nicht verdenken, weil Elsie sie alle zusammengebündelt hat und die Farben sich schrecklich beißen. Die neue Baumwolle hat sie auch noch dazugepackt, gleich neben die grauenhafte grüne Babywolle aus Acryl. Und neben die lachsfarbene Wolle. Vielleicht wollte sie nur helfen, vielleicht auch nicht, aber es juckt mich in den Fingern, die Wolle neu zu sortieren.
    Gran stellt ihre Tasche auf die Theke.
    »Wie ich sehe, hast du deine Jacke fertig, Elsie.«
    Elsie nickt und macht vor uns eine Pirouette. Du liebe Güte, die Jacke hat Zickzackstreifen aus jeder nur vorstellbaren Farbe und sieht aus wie eine Kreuzung aus einem peruanischen Poncho und einem Muster des Designers Missoni, der plötzlich farbenblind geworden ist und sich für doppelte Fadenstärke entschieden hat. Wenn du zu lange hinschaust, wird dir ganz schwindelig.
    »Ich kann dir auch so eine stricken, wenn du möchtest, Jo, dann können wir sie beide im Laden tragen.«
    Verdammter Mist.
    »Das ist nett von dir, Elsie, aber wir müssen so viele Sachen stricken, für Muster und das Fenster und alles, und ich habe ehrlich gesagt fest auf deine Hilfe gezählt.«
    Ich bin höchst zufrieden mit meiner diplomatischen Antwort, und auch Gran ist beeindruckt, weil sie mir heimlich zuzwinkert.
    »Na gut, sag mir einfach Bescheid, weil ich gern ein paar Dinge in der Mache habe, und ich kann so gut wie jedes Muster stricken, wenn ich das sagen darf. Ich kann immer noch eine Jacke dazwischenschieben, zwischen alles andere, was gestrickt werden muss.«
    Scheiße. Ich muss mir eine Ausrede einfallen

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