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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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glaube nicht, dass unseren Damen so etwas gefällt. Gibt es nicht irgendeinen netteren Namen?«
    »Doch, aber darum geht es ja gerade, Elsie. Wir müssen neue Damen aufmerksam machen – ich meine, Frauen – auf unseren Laden.«
    »Ich weiß, wie wäre es mit Stricken und Schwatzen? Das klingt viel netter.«
    »Klingt aber nicht so lustig, meinst du nicht auch?«
    »Möchtest du, dass ich an diesen Abenden komme? Weil ich Jeffrey Abendbrot machen muss, und jetzt auch Martin, wo er wieder zu Hause wohnt und häufig erst spät nach Hause kommt, so dass ich manchmal zweimal pro Abend kochen muss. Und er kann ein ziemlich anspruchsvoller Esser sein, weißt du. Immer nur Salat und Sandwiches, und er rührt keine Fischstäbchen mehr an, wobei er die doch so geliebt hat als Junge.«
    Ich glaube, Martin leistet doch Widerstand, was ziemlich beeindruckend ist.
    »Nein, die übernehme ich allein. Gran kümmert sich um die Jungs, und es geht auch nur um einen Abend in der Woche, aber wir müssen versuchen, neue Dinge auszuprobieren, wirklich, sonst wird der Laden nie richtig Geld machen, und wir müssen schließen wie so viele der anderen kleinen Läden. Egal, ich glaube, es wird richtig Spaß machen. Also, wollen wir uns noch einen Tee kochen und dann mit der Inventur beginnen? Nur dass Gran bald mit den Jungs wiederkommt, und ich muss diese Bestellungen noch überprüfen.«
    »Ich gehe rauf und mache frischen Tee. Hättest du gern noch einen Keks?«
    »Ja, gern.«
    Du liebe Güte, ich werde noch zu einer Kugel, wenn sie in diesem Tempo weitermacht.
    Ich weiß, dass Elsie Änderungen nervös machen, und ich bin selber auch ziemlich nervös, aber der Laden hat letztes Jahr nur zweitausend Pfund Gewinn gemacht, was laut den Büchern, die ich mir aus der Wirtschaftsabteilung der Bibliothek besorgt habe, für einen kleinen Laden wie meinen gleichbedeutend mit einem komatösen Zustand ist, wo sie dir entweder deine Lieblingsmusik vorspielen und dir Nadeln in die Beine stecken oder die Maschinen abstellen. Und die Bücher sagen, dass es absolut lebenswichtig ist, dass man ein detailliertes Profil seiner Kernkundschaft aufstellt, wie es die Supermärkte tun, wenn sie dir kostenlose Gutscheine für Couscous schicken, auch wenn du es nur einmal irrtümlich gekauft hast und deine Kinder sich geweigert haben, es zu essen, weil es ihrer Meinung nach eklig aussah. Im Moment heißt meine Kernkundschaft Doris, und sie ist hundertacht, und sie mag vielleicht vergessen haben, wohin sie ihren Haustürschlüssel gesteckt hat, aber sie kennt den Preis für eine Four-Ply-Qualität bis auf den Penny genau. Was ich wirklich brauche, sind ein paar Kunden mehr Mitte dreißig wie Tara oder welche, deren Namen auf ee enden, die schöne Hochglanzmusterhefte lieben und nicht in Ohnmacht fallen, wenn du ihnen acht Pfund fünfzig dafür berechnest. Wenn sie Pastellfarben für ein Baby kaufen, möchten sie Himbeere oder Nougat oder Enteneiblau, aber nie Pfirsich. Vielleicht Nektarine und Salbei und Karamell und Creme in reiner Wolle oder Baumwollgemischen. Oder Seide und Mohair. Tara wüsste zwar im Leben nicht, wie man ein Babyjäckchen strickt, aber sie würde es mit einem Poncho probieren, und ich weiß, sie ist irgendwo da draußen, weil alle Vertreter sagen, dass die Verkäufe von Wolle in letzter Zeit geradezu explodiert sind, besonders bei den teureren Qualitäten. Also muss ich nur herausfinden, wo sie hier wohnt, und gleichzeitig Doris und ihre Freundinnen bei Laune halten. Verdammt und zugenäht. Dennoch, es könnte schlimmer sein; ich könnte eine grellbunte Zickzackjacke tragen, die vollständig aus Kunstfaser besteht, und jedes Mal einen Schlag bekommen, wenn ich etwas auch nur leicht Metallisches berühre. Obwohl ich das schreckliche Gefühl habe, dass es möglicherweise nur eine Frage der Zeit ist.

K APITEL DREI
     
    Sand und Wasser
     
    Es ist Freitagmorgen, und ich habe mich ins Schaufenster gezwängt und versuche trotz des Krampfes im Arm, mich künstlerisch zu betätigen. Gestern Abend habe ich mit Grans Hilfe den letzten Fisch fertig gestrickt, und jetzt wippen sie an langen Nylonfäden auf und ab und wirken richtig nautisch, besonders die gestreiften, die eher wie Engelhaie aussehen, nur wolliger. Ich hefte ein bisschen dunkelblaues Netz an die Rückwand über das silberne Netz, das ich als Erstes drapiert habe. Mir schwebt ein impressionistischer wellenartigen Schimmer vor, aber bisher sieht alles eher aus wie Blue Peter . Immer mal

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