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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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gefunden, als Jack mit einem Eimer Muscheln zurückkommt.
    »Guck mal, Mum, mein Eimer ist fast voll, und ich habe einige wirklich tolle gefunden. Willst du mal sehen?«
    Er kippt sie, zusammen mit einem halben Eimer nassen Sand, über meine Beine, was mir wahrscheinlich das Peeling erspart, sollte ich noch mal die Nummer mit der Tönungscreme versuchen; obgleich ich laut Nick beim letzten Versuch aussah, als litte ich an Vitaminmangel oder hätte Verbrennungen zweiten Grades.
    »Fein, mein Schatz, sie sind wunderschön.«
    »Gehen wir zum Lunch nach Hause?«
    »Ich dachte, wir holen uns ein paar Brötchen vom Bäcker und machen ein Picknick.«
    Ich würde Vin und Lulu gern ein paar ungestörte Stunden verschaffen, besonders nach dem herben Weckdienst heute Morgen.
    »Kriegen wir auch Pommes?«
    »Vielleicht später, wenn Essenszeit ist, mal sehen.«
    Er rennt weg und brüllt Archie zu: »Archie, schnell, sie sagt, wir kriegen Pommes«, und Mütter mit weitaus nährstoffreicheren Lunches im Sinn drehen sich um und sehen mich missbilligend an. Verdammt. Langsam erkenne ich einige wieder, und ich hatte auf die eine oder andere Unterhaltung gehofft, bevor wir alle auf dem Schulhof stehen und uns vage zulächeln, was die Nummer ist, die immer ansteht, wenn man niemanden mit Namen kennt, aber freundlich sein will. Jetzt kennen mich alle als Pommes-Mum, und ich hatte auf einen etwas besseren Start gehofft.
    Die Schulroutine in London habe ich nie geknackt. Es lief alles sehr cliquenmäßig ab, und über das Stadium des freundlichen Nickens bin ich nie hinausgekommen; wahrscheinlich weil ich ziemlich schlecht darin bin, Freundschaften zu schließen. Ganz anders als Ellen, die unsere beste Chance auf Gold wäre, sollte es je eine olympische Disziplin werden, was es definitiv werden sollte, weil es sehr viel nützlicher ist als dieses blöde Stabhochspringen oder Im-Kreis-Radeln mit albernen Helmen auf dem Kopf. Ich passte zu keiner der Gruppen auf unserem alten Spielplatz. Die berufstätigen Mütter waren die nettesten, aber sie mussten sich immer beeilen, zur Arbeit zu kommen, so dass wir über einen gelegentlichen Geburtstagstee nie hinausgekommen sind. Und die Nannys und Au-pairs, die sich im Café des Spielplatzes trafen und über ihre Arbeitgeber lästerten, mochten es nicht, wenn sich Mütter zu ihnen gesellten. Damit blieben nur noch die schicken Mums, die erschreckend attraktiv und zerbrechlich aussahen, unentwegt in ihre winzigen Handys schnatterten und klotzige Jeeps mit getönten Scheiben fuhren, die sie nicht beherrschten, und deswegen ständig überall kleine Verkehrsstaus erzeugten. Für die hatte ich schlicht und ergreifend nicht die richtigen Klamotten.
    Einmal flackerte kurz Interesse auf, als eine von ihnen mich mit Nick bei Sainsbury’s entdeckte und uns prompt zum Abendessen einlud. Ich denke, sie fand es ziemlich schick, einen Fernsehreporter live an ihrem Esstisch zu haben, was auch in Ordnung gewesen wäre, wenn er nicht schon wieder auf einem Flug nach Jerusalem gewesen wäre, als wir anderen mit unserem Lammrücken in Kräuterkruste begannen. Aber sie war hartnäckig und lud uns einige Wochen später noch mal ein, als Nick gerade von einer anderen Reportage zurückgekommen und total kaputt war, so dass er es gerade eben noch schaffte, sich kurz mit einem Banker namens Roger anzulegen, dessen Frau anscheinend Pod hieß, bevor er praktisch am Esstisch einschlief. Und danach war meine kurze Mitgliedschaft bei den Handy-Mummys beendet.
    Die Furcht erregendsten waren die Alpha-Mums. Die »Ich hatte einen richtigen Beruf, aber ich habe ihn aufgegeben wegen der Kinder und langweile mich jetzt ziemlich«-Mütter. Mann, waren die gnadenlos. Monate im voraus organisierte Geburtstagsfeiern, und sie legten sich dabei genauso ins Zeug wie bei Fusionen und Übernahmen, dazu waren sie noch im Elternbeirat aktiv und überschlugen sich förmlich, um in den Schulvorstand zu kommen. Und ihre Kinder hatten nach dem Unterricht Programme zu absolvieren, die so kompliziert waren, dass man einen Zeitmanagementkursus belegen musste, um auch nur bis Mittwoch durchzuhalten. Sie vermittelten mir das Gefühl, eine totale Amateurin zu sein, schlecht vorbereitet und chaotisch, es gerade mal eben zu schaffen, rechtzeitig zur Schule zu kommen, während sie seit sechs Uhr morgens in der Küche standen und Brioche backten. Und wenn du eins ihrer Kinder zum Tee dahattest, hatten sie regelmäßig spezielle Instruktionen dabei:

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