Komme, was Wolle
Weizenallergien oder nur weißes Essen oder Anweisungen, ihre Kleidung zu ungewöhnlichen Zeiten abzulegen oder was auch immer. Oder sie konnten erst nach fünf Uhr kommen, weil sie noch Geigenunterricht hatten oder Japanisch oder Mathe, und sie waren entweder rundherum artig, und deine Kinder wirkten im Vergleich dazu wie Rowdys, oder sie waren so unerträglich, dass man es kaum erwarten konnte, dass endlich jemand kommt und sie abholt. Nie irgendwas dazwischen.
Ich glaube, die meisten dieser Mütter wünschten sich heimlich verzweifelt eine gute Nanny und einen Job, in dem man nicht sein eigenes Kinderspielzeug herstellt, aber natürlich hätten sie das nie zugegeben. Ich hoffe wirklich, dass es hier unten etwas lockerer zugeht. Zumindest gibt es hier wahrscheinlich keine, die vor ihrer Mutterschaft eine sechsstellige Summe verdiente, oder viele Teilnehmer für Mandarin Chinesisch für Kleinkinder. Und ich werde mir deutlich mehr Mühe geben, so dass ich hoffentlich am Schultor nicht so viel nicken muss wie einer dieser Wackeldackel hinten in den Autos. Aber ich glaube, ich fange lieber erst morgen damit an, wenn die Nummer mit den Pommes sich ein bisschen gelegt hat.
Jack kommt mit Archie angerannt.
»Da sind wir, Mummy, ich habe einige ganz Fantasche.«
Er hat ein ganz kleines bisschen Sand an seinen Shorts, sieht ansonsten aber picobello aus, während Archie wirkt, als habe er eine halbe Stunde lang mit Treibsand gekämpft und es gerade eben noch geschafft, sich zu befreien.
»Trocknen wir dich erst mal ab, Schätzchen.«
»Wir kriegen Pommes zum Lunch, ja, Mummy? Jack hat’s gesagt, und ich liebe Pommes. Sind mein Allerliebstes.«
Er legt einen Freudentanz hin, während ich versuche, ihn zu entsanden.
»Ja, aber noch nicht. Noch ist nicht Essenszeit.«
»Pommes, Pommes, Pommes. Wir kriegen Pommes.«
Oh Gott. Noch mehr missbilligende Blicke.
Ich ziehe mich in unsere Strandhütte zurück, die ich mehr und mehr liebe. Als Kinder haben wir darin Camps aufgeschlagen, und ich habe Ewigkeiten damit zugebracht, mit rosa Plastikschaufel und -besen Sand aufzufegen und Plastikbecher zu arrangieren und Gran lauwarmes Wasser mit Gänseblümchen darin aufzuzwingen, während Vin mit seiner Plastikaxt Wache stand, falls Wikinger uns überfallen sollten. Im Rückblick ehrlich gesagt geradezu peinlich klischeehaft. Aber damals war uns definitiv nicht bewusst, wie fantastisch Strandhütten für Erwachsene sind. Man muss nicht eine halbe Tonne verschiedener Spielsachen zum Strand und wieder zurück schleppen oder zitternd hinter einem Windschutz sitzen und sich sandstrahlen lasse, während man um Regen betet, damit man endlich nach Hause darf. Und das Beste von allem, man muss sich nicht verrenken, um sich unter einem sandigen Handtuch den nassen Badeanzug auszuziehen, wobei man trotzdem seinen nackten Allerwertesten dem halben Strand zeigt. Es ist einfach rundherum fantastisch, und die Stadtverwaltung hat sie alle verschiedenfarbig streichen lassen, und unsere ist wunderschön hellblau. Ich fege gerade als Beschäftigungstherapie ein bisschen Sand, als die Jungs mit einem neuen Freund im Schlepptau zurückkommen.
»Darf er mit, und kriegt er auch Pommes, Mum, er mag nämlich auch Pommes, tust du doch?«
Archie probiert es mit seinem flehentlichsten Blick, und der neue Junge nickt begeistert. Er hat wunderschöne große braune Augen und eine sehr ernsthafte Miene aufgesetzt.
»Ja. Ich mag sie ganz doll.«
Während wir die obligatorische Gehen-wir-und-fragen-deine-Mummy-Unterhaltung führen, erfahre ich, dass er Marco heißt, genauso alt ist wie Jack, aber bedeutend bessere Manieren hat. Genau genommen ist er ein richtiger Charmeur, und bevor ich weiß, wie mir geschieht, sind alle drei verschwunden, um seine Mum zu suchen, die mit zurückkommt, um sich vorzustellen und wahrscheinlich auch, um zu überprüfen, ob ich sie noch alle habe. Sie sagt, sie heiße Constanza, und reicht mir die Hand, was mir ziemlich formell vorkommt, und dann sagt sie, jeder nenne sie Connie, besonders in England, wo niemand Constanza aussprechen kann, und sie habe gerade das Restaurant eröffnet, zusammen mit Grans Gordon Ramsay, der allerdings Mark heißt. Sie habe ihn in der Toskana kennengelernt, als er im Restaurant ihres Onkels gekocht hat.
»Und er heißt auch Marco, ist das nicht ein Zufall, und er ist mein Lieblingsonkel, obgleich er Silvia zum Wahnsinn treibt, die allerdings auch ziemlich schwierig sein kann, sehr scharfzüngig,
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