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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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Gehört alles zum Job – auf der Entbindungsstation drücken sie dir ein Buch darüber in die Hand. Und soweit wir bisher gesehen haben, hält deine Mum sich stark zurück. Du solltest mal meine Mum hören, wenn du wissen willst, was peinlich ist. Einmal ist sie in das Bushäuschen gestürmt, als ich Kevin Lucus ›gute Nacht‹ gesagt habe. Ich war ungefähr in deinem Alter, und sie hat ihm eine derartige Ohrfeige verpasst, dass er der Länge nach hingeknallt ist.«
    »Ich habe mir immer gewünscht, jemanden in einem Bushäuschen zu küssen.«
    Wir alle drehen uns zu Maggie um.
    »Ja, habe ich.«
    »Du kannst mir glauben, so toll ist es nun auch wieder nicht – ziemlich zugig und kalt, wenn ich mich recht erinnere, und ziemlich peinlich, wenn der Bus kommt und du nicht einsteigst.«
    »Ja, aber dennoch, es gehört definitiv auf die Liste der Dinge, die ich noch tun möchte, bevor ich sterbe. Oh, verdammt, ich glaube, ich habe wieder einen Fehler gemacht. Jetzt habe ich ein Loch in der Mitte. Kommt das daher, weil ich eine Masche fallen lassen habe?« Maggie hält ihr Strickzeug hoch, damit ich es sehen kann.
    »Wahrscheinlich. Lass mal sehen.«
    Ich zeige ihr, wie sie die fallen gelassene Masche, die eine kleine Leiter erzeugt hat, wieder aufnehmen kann. Sie strickt einen Kissenbezug in verschiedenen Rot- und Grautönen, was für eine Anfängerin ziemlich mutig ist. Aber man sieht jetzt schon, dass sie eine ernsthafte Strickerin wird, weil sie sich für verschiedenste Materialien begeistern kann. Sie arbeitet in der Stadtbücherei und malt in ihrer Freizeit. Anfangs war sie ziemlich schüchtern, aber ihre Bilder sollen laut Gran riesig und ziemlich unanständig sein, so dass ich schon sehr neugierig auf sie bin.
    »Meine Mutter hat mich immer dazu gezwungen, Klavier zu spielen, wenn Leute zum Tee kamen, was ich unglaublich gehasst habe. Ich habe immer noch Albträume deswegen. Ich sitze auf dem Stuhl und kann die Bienenwachspolitur riechen und die Uhr auf dem Kaminsims hören, und ich habe absolut keine Idee, was ich spielen soll. Und dann wache ich auf. Meine Güte, ich hätte sehr viel mehr Spaß gehabt mit jemandem, der Kevin heißt.«
    »Hätten jetzt alle gern ein Stück Kuchen?«
    Zustimmendes Gemurmel setzt ein, also gehe ich in die Küche und stelle Gläser aufs Tablett, als Olivia hereinkommt und mir ihre Hilfe anbietet.
    »Du kannst das Tablett reintragen, das wäre nett.«
    »Ich wollte fragen … ich hoffe, es stört dich nicht, aber Mum meinte, das würde es schon nicht, es ist nur so, also, wenn du mal jemanden brauchst, der dir samstags aushilft oder so, würde ich das echt gern tun. Wirklich. Wenn du mal jemanden brauchst. Nur weil ich versuche zu sparen, für Klamotten und so, und bei Mum muss ich für Extrageld was tun, wie Saubermachen. Im Haus.« Sie legt eine Pause ein, damit ich den Horror auch in seinem ganzen Ausmaß erfassen kann. »Was schrecklich unfair ist. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich gefragt habe.«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich arbeite auch als Babysitter. Nur nicht bei Babys, weil Mum sagt, dass ich dafür zu jung bin. Aber bei Kleinen, weißt du, bei Kleinkindern und so. Ich nehme Jack Palmer manchmal mit in den Park – seine Mum hat gerade ein Baby bekommen -, und er ist so süß, dass ich es tatsächlich richtig gern tue, aber sag es bitte nicht Mum, okay?«
    Ich lächele sie an. »Versprochen. Lass mich darüber nachdenken, ja? Im Moment brauche ich niemanden im Laden, aber vielleicht brauche ich mal jemanden zum Babysitten.«
    »Toll. Ich nehme dann dieses Tablett, soll ich?«
    »Bitte.«
    Ich trage ein zweites Tablett hinein mit dem Kaffee und einer Flasche Wein, und wir essen Kuchen und überlegen uns, ob es noch andere Wörter für »lecker« gibt, weil Linda sagt, dass er viel besser ist als das, und sie hat recht. Schließlich einigen wir uns auf »köstlich«, und Connie verspricht, es Mark auszurichten. Ich genieße die kleine Strickrunde heute Abend sehr. Die ersten beiden Wochen war ich viel zu nervös und ständig nur bemüht, dafür zu sorgen, dass alle ihren Spaß hatten, und damit beschäftigt, den absoluten Anfängern zu helfen. Aber jetzt, wo ich inzwischen alle kenne, ist es viel leichter.
    Linda ist um den Tisch herumgegangen und hat sich neben Angela Prentice gesetzt, die so schüchtern und still ist, als wäre sie unsichtbar. Sie zittert praktisch, wenn sie mal redet, und ist mit Peter Prentice verheiratet, dem örtlichen Hausmakler, der

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