kommen groß raus
gegolten hatte, tat es gut, einmal gelobt zu werden.
Glücklicherweise war Frau Theobald gerade in ihrem Büro. Sie hörte aufmerksam zu, als ihr die drei Mädchen über die außerordentlichen Vorgänge in der Sechsten berichteten und vor allem von den Rollen, die Pa- trizia und Sarah dabei gespielt hatten.
„Was geschieht denn jetzt mit Sarah?“, fragte Elli besorgt, nachdem sie ihren Bericht beendet hatten.
„Nichts allzu Schlimmes. Aber ich werde natürlich ernsthaft mit ihr reden müssen. Ich denke, das arme Kind ist schon genug bestraft“, sagte Frau Theobald nachdenklich. „Es gibt nur eine Person, die an der ganzen Sache wirklich schuld ist, und ich habe vor, sie streng zu behandeln. Vorerst danke ich euch, Hanni und Nanni, und auch dir, Elli. Ich bin sehr zufrieden damit, wie ihr diese Sache gehandhabt habt. Schickt jetzt bitte Patrizia zu mir.“
Patrizia war zwar überrascht, als sie erfuhr, dass die Direktorin mit ihr sprechen wollte, aber sie machte sich deswegen keinerlei Sorgen. Wovor sollte sie sich schon fürchten? Sie hatte sich an der Sechsten gerächt, ohne dass es jemand gemerkt hatte. Vielleicht hatte Frau Theobald ja nur ihre Meinung geändert und wollte sie wieder an den Sprechstunden teilnehmen lassen? Aber ein einziger Blick in die strenge Miene der Direktorin machte ihr klar, dass sie in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Frau Theobald verschwendete keine Zeit damit, ihr lang und breit zu erklären, warum sie sie hatte rufen lassen, und beobachtete ohne Regung, wie Patri- zia bleich wurde und zu zittern begann.
„Du bist eine Schande für ganz Lindenhof, Patrizia. Und was mich am meisten ärgert, ist, dass du auch noch eine jüngere Schülerin erpresst hast, damit sie deine gemeinen Pläne ausführt.“ Patrizia verzog das Gesicht, und die Direktorin fuhr drohend fort: „Ja- wohl. Erpressung ist ein schreckliches Wort, nicht wahr? Eine kriminelle Tat sogar.“
Patrizia bekam es nun wirklich mit der Angst zu tun. „Was haben Sie denn jetzt mit mir vor?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
„Zunächst einmal hoffe ich, dass du aus dieser Erfahrung etwas lernst und dich in Zukunft besserst“, antwortete Frau Theobald. „Aber ich kann dich hier in Lindenhof nicht mehr behalten, Patrizia. Ich habe bereits mit deinen Eltern gesprochen, und sie sind auf dem Weg hierher.“
Patrizia verschlug es vor Schreck die Sprache. Sie flog von der Schule! Was für eine Blamage! Und was würden ihre Eltern dazu sagen? Jetzt begann sie zu weinen. „Ach, Frau Theobald, geben Sie mir doch noch eine Chance“, bat sie. „Ich werde alles wieder gutmachen, der sechsten Klasse gegenüber und auch Sarah.“
Aber Frau Theobald schüttelte den Kopf. „Dazu ist es zu spät, Patrizia. Ich muss das Wohlergehen der jüngeren Schülerinnen im Auge behalten. Und es ist auch in deinem Sinne. Denn ich glaube, dass die anderen das, was du getan hast, niemals vergessen oder vergeben werden. Geh jetzt und pack deine Sachen, und versuche, dich mit deiner Strafe abzufinden. Sie wird dir eine Lehre sein.“
Kurz darauf wurde Sarah zur Direktorin gerufen, aber diese sprach sehr nett mit ihr und stärkte ihr den Rücken. „Sarah, es ist niemals gut, die Dinge einfach hinunterzuschlucken. Das hast du mit dieser schmerzlichen Erfahrung gelernt. Wenn du in Zukunft Sorgen
hast, dann solltest du mit jemandem darüber sprechen.“
„Das werde ich bestimmt tun, Frau Theobald“, versprach Sarah ernsthaft und verließ das Zimmer der Direktorin mit dem Gefühl, dass ihr ein zentnerschweres Gewicht von den Schultern genommen worden sei. Wie schön wäre es, wenn sich jetzt auch noch für ihren Vater alles zum Guten wenden würde, dachte sie. Und wenn sie sich auch mit ihrer Klasse einig wäre! Sie nahm sich fest vor, in die nächste Sprechstunde der Sechsten zu gehen und die älteren Schülerinnen um Hilfe zu bitten.
Ohne Patrizia fühlte sich die sechste Klasse wesentlich wohler. Nur Angela und Mira, die in dieser Woche ihre Nachprüfungen hatten, waren gedämpfter Stimmung. Unter ihrem Prüfungsstress wurden sie immer nervöser, aber die anderen hatten Verständnis für ihre Gemütslage und nahmen es ihnen nicht krumm.
„Trotzdem bin ich froh, wenn es vorbei ist“, sagte Marianne. Sie hatte Mira in ihrem Studierzimmer besucht und sie gefragt, ob sie mit in die Stadt zum Bummeln kommen wollte. Daraufhin war ihr wegen der Störung beinahe der Kopf abgerissen worden. „Hoffen wir nur, dass sie es nach alledem
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