kommen groß raus
du bitte mal Daphne und Dora Lacey zu uns holen?“
„Mach ich“, antwortete das Mädchen und flitzte los. „Was hast du denn vor?“, fragte Hanni argwöhnisch. „Das wirst du schon sehen“, erwiderte Nanni.
„Aha, die Geschwister Fürchterlich“, rief Bobby und grinste über die Unschuldsmienen der Lacey-Zwillinge, die sich wie ein Ei dem anderen glichen.
„Haben wir irgendwas angestellt?“, fragten sie
gleichzeitig.
„Nicht, dass wir wüssten“, antwortete Nanni trok- ken. „Aber wir möchten, dass ihr uns einen Gefallen tut. In eurer Klasse gibt es ein kleines Mädchen, das sehr unglücklich ist. Wir möchten, dass ihr euch um sie kümmert und sie ein bisschen aufheitert.“
Daphne und Dora sahen einander überrascht an. Mit so etwas hatten sie im Traum nicht gerechnet. Es war ja eine richtige Ehre, mit einer so wichtigen Aufgabe betraut zu werden.
„Du kannst dich auf uns verlassen, Nanni. Um wen geht es denn?“, fragte Daphne.
„Um Sarah Tellmann“, antwortete Nanni und betrachtete aufmerksam die Gesichter der Zwillinge.
„Oh nein!“, maulte Dora. „Ausgerechnet die! Die ist so eine Heulsuse und außerdem noch eine ganz gemeine Schnüfflerin. Ehrlich, Nanni, das kannst du dir gar nicht vorstellen!“
„Ich fürchte eher, dass ihr beiden euch etwas nicht vorstellen könnt“, warf Hanni ein. „Hört mir mal ganz genau zu: Sarah hat zu Hause sehr ernste Probleme. Ich kann euch nicht sagen, um was es geht, weil das ein Vertrauensbruch wäre. Aber ihr könnt mir glauben, dass sie es gerade sehr schwer hat. Leider wusste Patri- zia von Sarahs Problemen und hat ihr angedroht, in der ganzen Schule über sie zu tratschen, wenn sie nicht alles tun wollte, was Patrizia von ihr verlangte.“
„Das haben wir natürlich nicht geahnt“, sagte Daphne bedauernd.
„Wenn wir das gewusst hätten, wären wir bestimmt nicht so gemein zu ihr gewesen“, fügte Dora mit beschämter Miene hinzu.
„Ihr habt jetzt die Gelegenheit, es wieder gutzumachen“, sagte Hanni.
„Ja, das wollen wir auch“, sagte Dora entschlossen.
„Du kannst dich ganz auf uns verlassen. Wir werden sie schon auf andere Gedanken bringen“, versprach Daphne.
„Das glaube ich auch“, sagte Bobby mit einem Grinsen. „Jetzt zischt ab - aber bleibt anständig!“
Ende gut - alles gut
Die Lacey-Zwillinge hielten Wort. Sie änderten ihr Verhalten Sarah gegenüber von Grund auf und schlossen sie in alles ein. Sarah war ihrer Freundschaft gegenüber zunächst etwas misstrauisch gewesen und hatte eine Falle befürchtet. Aber als sie merkte, dass die beiden es ernst meinten, wurde sie zutraulicher. Auf der anderen Seite waren die Zwillinge angenehm überrascht, als sie Sarahs feinen Sinn für Humor entdeckten. Und wenn sie trotzdem manchmal etwas still und verschlossen war, erinnerten die Zwillinge sich an die Probleme, von denen Nanni gesprochen hatte, und gaben sich größte Mühe, Sarah auf andere Gedanken zu bringen. Der Rest der Klasse folgte Doras und Daphnes Beispiel, sodass Sarahs Beliebtheit von Tag zu Tag wuchs und die Sache mit Patrizia bald vergessen war.
Elli war ebenfalls zufrieden, denn auch wenn Sarah immer noch regelmäßig zu ihr kam, nahm sie sie längst nicht mehr so sehr in Beschlag wie früher.
Einige Tage vor dem Ende des Halbjahrs wurde Sarah zu Frau Theobald gerufen. Verängstigt betrat sie das Büro. Hatte die Direktorin etwa von dem Streich erfahren, den die Lacey-Zwillinge und sie sich für die nächste Französischstunde bei Mamsell ausgedacht hatten? Aber anscheinend nicht, denn Frau Theobald lächelte sie an und sagte herzlich: „Setz dich, Sarah. Ich habe erfreuliche Neuigkeiten für dich. Deine Mutter hat mich angerufen und mir gesagt, dass dein Vater freigelassen worden ist. Offenbar hat ein anderer Mann zugegeben, dass er das Geld genommen hat.“
„Oh, Frau Theobald, das ist ja wunderbar!“, jubelte Sarah.
„Du kannst dich also noch mehr auf die Ferien freuen, weil deine Familie wieder komplett ist. Deine Mutter hat darum gebeten, dass du sie anrufst. Sie will dir alles selbst ganz genau erzählen. Ich gehe solange hinaus, damit du ungestört bist.“
Nachdem sie unter Tränen und Lachen mit ihrer Mutter gesprochen hatte, flitzte Sarah zu ihrer Klasse zurück. Dabei rannte sie beinahe eine Gruppe Sechst- klässlerinnen um.
„He, immer langsam, Sarah“, rief Jenny. „Trainierst du vielleicht für die Olympiade?“
„Oh, Entschuldigung! Ach, Jenny, Bobby, Hanni und Nanni - ich
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