Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
wartete ungeduldig im Foyer des Polizeipräsidiums auf Kommissar Hill und war stinksauer auf Joansson, der ihn nicht alleine nach oben in Hills Dienstzimmer lassen wollte.
Er hatte das Gefühl, hier noch paranoid zu werden, besonders, wenn dieser schokoladenfarbene Gentleman da hinten in seinem Besucherstuhl ihn weiterhin aufmunternd angrinsen würde.
Warum saß er eigentlich Tag für Tag dort?
War er vielleicht ein Spion, so eine Art undercover cop, der darauf zu achten hatte, wer hier ein und aus ging? Der Terminator war bereit, ihn aller denkbaren Schlechtigkeiten zu beschuldigen, denn kein normaler Mensch würde ja wohl die Geduld aufbringen, einfach bis in alle Ewigkeit zu warten, oder? Doch er kannte Enduro Babele nicht.
Plötzlich glaubte er zu spüren, dass dieser Bengale da hinten direkt durch ihn hindurchschaute. So wie er alles ohne jegliche Zurückhaltung beguckte und dabei auch noch milde lächelte.
Der Terminator hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Als wäre er durchsichtig und seine sorgfältig verborgene Schläue läge vollkommen blank. Kein angenehmes Gefühl, um nicht zu sagen extrem unbehaglich. Vielleicht handelte es sich auch um schwarze Magie oder so etwas? Er empfand es jedenfalls wie eine seelische Durchleuchtung.
Vielleicht sollte er doch noch mal mit Sahlman, dem Obersnob, sprechen? Es gab anscheinend noch mehr Phänomene, die nicht ohne weiteres zu erklären waren.
In dem Moment hörte er das Klackern von Absätzen aus dem Korridor. Die Tür wurde geöffnet, und er vernahm eine ausgesprochen sexy klingende Stimme.
»Enduro Babele? Befindet sich hier ein Enduro Babele?«
Sie war ziemlich hübsch, die Polizeiassistentin, in deren straffem Tagesablauf sich endlich eine Lücke aufgetan hatte, sodass sie sich Babeles Fall annehmen konnte. Der Terminator hätte viel lieber mit ihr als mit Hill gesprochen.
Doch es war, wie es war. Er hatte den Deal ja schließlich mit Hill gemacht.
Dennoch schaute er dem Afrikaner ziemlich neidisch hinterher, als dieser der kessen Polizeiangestellten folgte.
Er fragte sich, wie diese exotischen Typen eigentlich dauerhaft so verdammt gute Laune haben konnten. Und noch dazu mitten im arschkalten Winter? War das irgend so eine Yogascheiße, die sie auf Trab brachte, oder was?
Und wie lange würde es eigentlich noch dauern, bis dieser Hill endlich zurück wäre?
Joakim Hill war direkt vom Krankenhaus zur Staatsanwaltschaft heruntergegangen, wo er viel mehr Zeit verbrachte, als er eigentlich beabsichtigt hatte.
»Wir haben einen Bericht von Dr. Mendelson aus dem Krankenhaus erhalten, in dem eine Lippenverletzung einer Zeugin erwähnt wurde. Können Sie das erklären?«, hatte der zuständige Staatsanwalt Tor Stenlund mit strengem Blick gefragt.
»Es ist im Polizeibericht über die gestrige Festnahme draußen in Ramlösa beschrieben«, antwortete Hill geduldig. »Dort ist alles genauestens vermerkt, einschließlich einer Erklärung der Geschehnisse als ein, wie soll ich sagen, notwendiges Übel durch die Verletzte selbst.«
»Ach so«, sagte der zuständige Staatsanwalt schroff und blätterte in dem vor ihm liegenden Bericht, »Ist die Erklärung der Geschädigten auf unlautere Weise zustande gekommen?«
»Es gibt zwei Zeugen, die Ihnen die Richtigkeit meiner Aussage bestätigen können, Assistentin Susanna Avehed und Assistent Lasse Beckman. Die Tochter war eine weitere Zeugin, doch sie hat sich bisher überhaupt nicht geäußert. Außerdem ist sie die Hauptverdächtige und befindet sich gegenwärtig in der Jugendpsychiatrie zur psychologischen Untersuchung.«
»Aber eine Verletzung ist immerhin eine Verletzung«, beharrte Stenlund dogmatisch.
»Ich hatte die Wahl. Ich hätte sie entweder ein mit großer Sicherheit zyanidhaltiges Schokoladenpraliné essen lassen oder rasch eingreifen können.«
»Gab es denn wirklich keine andere Möglichkeit?«
»Hier«, sagte Hill und schrieb einige Ziffern auf einen Zettel, den er Stenlund reichte, »das ist die Telefonnummer von Berit Nilsmed in der Beratungsabteilung der Frauenklinik.«
»Sie meinen, ich soll dort anrufen und das überprüfen?«
»Bitte, tun Sie das.«
»Na ja, das wäre vielleicht etwas weit gegriffen. Es ist ja nicht so, dass ich Sie für irgendetwas zur Rechenschaft ziehen will.«
Es war befreiend, das zu hören, und dennoch wurde Hill das Gefühl nicht los, dass es genau das war, was Stenlund vorhatte. »Rufen Sie an!«, forderte er ihn auf. »Ich wäre froh, wenn Sie es
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