Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
auch immer. Sie haben jedenfalls ausgezeichnete Arbeit geleistet. Aber nun wollen wir auch gar nicht mehr viele Worte darüber verlieren, nicht wahr?«
Hill war dankbar, dass der Polizeidirektor sein Schweigen als Übereinstimmung wertete und stand erleichtert wieder auf.
»Gut, Hill, ganz ausgezeichnet!«, bemerkte Runsten schließlich etwas gelöster. »Und ich gratuliere nochmals! Doch nun muss ich leider zu einer Zusammenkunft. Aber ich freue mich bereits jetzt darauf, Ihren Bericht zu lesen.«
Hill war froh, mit dem Fahrstuhl wieder in die Abteilung der Kriminalpolizei hinunterfahren zu können, doch bevor er die Tür hinter sich schloss, erinnerte er den Polizeichef aus reiner Neugier – oder aus Formsache – an sein Versprechen.
»Übrigens«, begann er, »wer war es eigentlich, der Anzeige erstattet hat bezüglich des Schikanierens von Berit Nilsmed? Jetzt, wo wir die Beweise haben, wollten Sie mich doch informieren.«
»Ach, wissen Sie, kümmern Sie sich nicht weiter drum«, lachte Runsten angestrengt. »Alles in allem war es ein einziges dummes Missverständnis – vergessen Sie’s!«
Doch das Vergessen fiel Hill nicht so leicht, und er grübelte selbst hier an der Ampel noch nach. Sicher dachte er nicht daran, irgendwem auch nur ein Wort von dem merkwürdigen Zusammentreffen zu erzählen, und er wünschte, dass er den unliebsamen Vorfall so bald wie möglich aus seinem Gedächtnis würde streichen können. Aber die Stimmung während seines heutigen Besuches beim Chef war ungewöhnlich misstrauisch und wenig vertraueneinflößend gewesen, sodass es sicher noch eine Weile dauern würde, bis sie beide darüber hinwegkämen.
Harry Runsten hatte es ebenfalls gewusst, besonders als er den Brief in seiner Hand spürte: den Brief an den Großmeister des Krognosordens, in dem er erklärte, dass er mit unmittelbarer Wirkung aus der Ordensgesellschaft auszutreten gedachte, da er die Befürchtung hegte, dass es seiner Mitgliedschaft unzuträglich wäre, angesichts seiner etwas sensiblen Position im Berufsleben doppelte Loyalität walten lassen zu müssen.
In Wirklichkeit war die Zusammenkunft, von der er behauptet hatte, dass er sie eilends besuchen müsste, der Gang zum Briefkasten gewesen. Es eilte damit in der Tat, denn der Brief brannte ihm bereits unter den Nägeln.
Hill hatte davon keine Ahnung, als er fröstelnd mit seinem Kollegen an der Ampel stand, während die Elektronik sich strikt weigerte, ihnen grünes Licht zu geben, damit sie endlich die Straße überqueren konnten.
Sahlman spähte den Bergaliden hinab, obgleich der Verkehr aus der anderen Richtung kam. Es hatte erneut zu schneien begonnen, und die Flocken schimmerten im Licht der Straßenlaternen.
»Übrigens«, wollte Hill wissen, »wie bist du eigentlich hinter das Rätsel seiner Inszenierungen gekommen, ich meine, den Spuk?«
Sahlman kicherte vergnügt, und Hill schaute ihn im gelblich-weißen Schein der Lampen fragend an.
»Hast du jemals von einer Firma namens Holo Art in Hässleholm gehört?«, fragte Sahlman und kicherte noch mehr.
»Nein, was ist das für eine Firma?«
»Holo Art ist ein ziemlich heruntergekommener kleiner Betrieb in einer halb verfallenen Scheune, unmittelbar bevor man in die Stadt hineinfährt. In dieser Scheune werden holografische Spezialprodukte hergestellt.«
»Holografische Spezialprodukte?«
Hill behielt die Ampel im Blick, während er über Sahlmans mysteriöse Schilderungen nachdachte. Doch sein Kollege klärte ihn schnell darüber auf, was es mit dieser Institution auf sich hatte.
»Ein Direktor Sluskus Linus Potrasker produziert pornographische Bilder mithilfe von Hologrammtechnik. Tja, wie soll ich es sagen? Es handelt sich um eine geringfügig unanständigere, mehrdimensionalere Pornographie als gewöhnlich.«
Hill schaute den Kollegen an und merkte plötzlich, dass der es ernst meinte. Jetzt ging ihm der Inhalt seiner Worte auf, und er grinste breit. »Und damit hat er dir geholfen, meinst du?«
»Du, er hat mir alles bis ins kleinste Detail erklärt. Er hat sich über Fasern und Lichtspiegelungen, reflektierende Beleuchtung und was nicht alles ausgelassen, sozusagen die ganze Palette.«
»Und warum war er so hilfsbereit?«
Jetzt schlug die Ampel für den Verkehr von Grün auf Gelb um, und die Autos gerieten bei dem verzweifelten Versuch, vor der Markierung des Fußgängerüberwegs zum Stehen zu kommen, ordentlich ins Schlittern.
»Ich habe ganz nebenbei die Bemerkung fallen lassen,
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