Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
außerordentlich starken Ausdruck einer neuen Geisteshaltung werten, oder was meinst du?«
»Meinen und meinen«, hatte Joansson ihn fast angeschnauzt. »Sieh nur zu, dass ich den Bericht morgen früh auf meinem Schreibtisch vorliegen habe!«
Peng!
Dieses Mal gehörte zu den seltenen, bei denen Knut Sahlman es regelrecht genoss, dass einer seiner Gesprächspartner mitten im Telefonat den Hörer auf die Gabel knallte. Es zauberte ihm geradezu für den gesamten Weg bis hin zu Hallbergs Treppen ein zufriedenes Grinsen auf die Lippen.
Auf Höhe der Rosenterrassen schaute er jedoch aus seinen vergnügten Gedanken auf und ließ sich von den umliegenden Lokalitäten für den bevorstehenden gemeinsamen Abend inspirieren. Warum nicht anschließend noch eine gemütliche Bar aufsuchen? Im selben Moment erblickte er den Terminator, der von der anderen Seite des Wendeplatzes her durch den Matsch gestapft kam. Sahlman erkannte den Rocker beinahe nicht mehr wieder. Irgendwie sah er heute merkwürdig aus, um nicht zu sagen, völlig verändert!
Zum einen lag es an diesem lächerlich altmodischen Kammgarnanzug, den er selbst nicht einmal zur Gartenarbeit anziehen würde. Woher hatte der Kerl nur diesen Fummel? Und zum anderen schien er stocksauer zu sein. Der Terminator war doch ansonsten, wenn man seinen Umgang in gewissen gesellschaftlichen Kreisen berücksichtigte, ein ziemlich beherrschter Typ!?
Er fluchte laut, sodass er fast im Schnee ausrutschte, bevor auch er aufschaute und Sahlman bemerkte.
»Oh … hallo!«, grüßte er bedächtig und versuchte vergeblich, die kalten Hände in die viel zu engen Taschen seines Tweedmantels zu zwängen. »Sind Sie immer noch hier oben in der spukenden Altstadt unterwegs?«
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete Sahlman ausweichend. »Der Fall ist jetzt aufgeklärt.«
»Ach so«, gab der Terminator fröstelnd von sich.
Doch er schickte sich nicht an zu gehen, sondern blieb stehen, als läge ihm noch etwas auf der Seele.
»Ich muss Sie etwas fragen«, sagte er und kam rasch zur Sache. »Wie war das eigentlich?«
»Was?«, fragte Sahlman leicht verwirrt.
»Ja, also, ich meine diese übersinnlichen Erscheinungen, über die wir neulich sprachen. Wie waren die genau?«
»Tja, ziemlich erschütternd eigentlich«, gestand Sahlman, »wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Glauben Sie, dass es etwas mit Magie zu tun hatte, oder so?«
»Nein, es handelte sich um einen Assistenten.«
Der Terminator begriff nicht ganz, doch er war viel zu sehr mit seiner eigenen Problematik beschäftigt, sodass es ihn nicht weiter kümmerte. Er konnte dieses eigenartige Gefühl, das die Gegenwart des Afrikaners auf der Wache in ihm ausgelöst hatte, einfach nicht abschütteln. Als wäre er regelrecht in eine Sinnkrise geraten.
»Aber da war etwas … nicht wahr?«, beharrte er. »Irgendetwas Unerklärliches!?«
»Ja, es gibt weiß Gott einiges in der Welt, was einem ziemlich unerklärlich erscheint. Ihr neues Outfit, zum Beispiel.«
»Ach, hören Sie auf!«, sagte der Terminator leicht genervt, »es gibt Wichtigeres im Leben. Beispielsweise Erscheinungen, für die man nicht so mir nichts, dir nichts eine Erklärung parat hat, oder? Sagen Sie, hätten Sie nicht Lust, heute Abend ein Bier mit mir zu trinken? Dann könnten wir in Ruhe darüber reden.«
»Über Magie und Gespenster, meinen Sie?«
»Ja … ja genau!«
»Tja, es verhält sich leider so«, sagte Sahlman und musste angesichts seiner Überlegenheit innerlich grinsen, »dass ich, was diese Thematik anbelangt, im Moment gewissermaßen sehr gefragt bin! Sie müssen sich leider in die Warteschlange einreihen oder es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen.«
Sahlman bahnte sich rasch einen Weg durch den matschigen Schnee in Richtung Klinik, während der Terminator ihm mit offenem Mund hinterherstarrte. Für einen kurzen Moment hatte er tatsächlich völlig vergessen, wie sauer er eigentlich war.
Doch nach diesem kurzen gedanklichen Ausflug in die Welt der Geistwesen fiel ihm wieder ein, welche Wut er innerlich empfand, und er fluchte weiter, als er Hallbergs Treppen mit großen Sprüngen hinunterhechtete.
Denn diese Barbro vom Kulturamt hatte ihn nicht gerade vom Hocker gerissen! Als er in ihrem Büro aufgetaucht war, hatte sie ihn erschreckt und voller Abscheu angestarrt und kurz angebunden erklärt, dass alle Aufträge betreffend der Kulturnacht leider bereits vergeben wären. Es hatte nicht im Mindesten geholfen, dass er sie
Weitere Kostenlose Bücher