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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Lüdecke
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Heißklebebindung!“
    Miranda willigte lächelnd ein.
    „ Ich erledige den Auftrag gleich selbst.“
    Eine Heißklebebindung dauerte in der Herstellung allerdings viel länger als eine Ringbindung. Diese Tatsache verschwieg er in Anwesenheit dieser attraktiven Frau. Seine Chance, sie kurz vor Ladenschluss zumindest für ein paar Minuten länger an sich zu binden. Denn schließlich musste er warten, bis der Klebstoff abgekühlt und ausgetrocknet war. Sorgfalt braucht eben Zeit!
    Dann musste noch die Vollständigkeit der Seiten überprüft werden, außerdem über die Farbe des Deckelkartons mit Manuskripttitel gewählt und entschieden werden.
    „ Wird ein bisschen dauern, aber ich kriege das heute noch hin.“
    Guter Plan. Er ignorierte einfach die Uhr.
    Die letzten Kunden verließen den Copyshop. Es war ein paar Minuten vor zehn.
    „ Schönen Feierabend!“
    „ Danke! Bis dann!“
    Bei der Arbeit kommt man sich näher und Sandor hatte vor, die Anwesenheit der schönen Unbekannten so lange wie möglich zu genießen. Besonders ihren verlockenden Duft.
    Sie half ihm dabei, die Seitenzahlen der Blätter zu überprüfen. Die einzelnen Blätter glitten schnell durch ihre Hände. Er beobachtete dabei das Zählen ihrer elegant geformten Finger, welche die Manuskriptseiten in kleinen Stapeln auf einem geräumigen Arbeitstisch ablegten.
    Wie zart und doch kräftig sie waren!
    Sie schien ganz vertieft in eine liebevolle Sorgfalt gegenüber ihrem Manuskript.
    Sandor war sich sicher, sie würde seine bewundernden Blicke nicht bemerken, denn in all ihren Bewegungen drückte sich eine unbefangene Leichtigkeit aus. Er vermutete bald, sie sei Tänzerin. Die Anmut ihrer Bewegungen schien ihm trainiert.
    Sie passt hier irgendwie nicht nach Kreuzberg, dachte er und hinterfragte den eigenen Gedanken sofort. Im lauten und dreckigen Stadtbezirk hatten die meisten Einwohner nach viel zu langen, verrußten Wintermonaten schlechte Haut, die im Sommer nur durch die Sonnenbräune kaschiert wurde. Aus der stickigen Abgasluft sog niemand auf Dauer Jugend und Anmut. Eher Pickel und Ekzeme. Ihre dagegen war durchscheinend rein.
    „ Lebst Du schon lange hier?“
    Die charmante Kundin lächelte Sandor an und reichte ihm wortlos den ersten Papierstapel zur Prozedur der Bindung.
    Die blödeste Frage, die er hatte stellen können. Oh, Mann! Also musste doch wieder Roland Barthes her halten. Scheinbar unbeobachtet platzierte er den Band im Regal neben der Heißklebepresse. Sie konnte Roland Barthes einfach nicht übersehen.
    „ Ist das nicht ein Roland Barthes?“
    „ Ja, das ist der Roland Barthes.“
    Falls sie Interesse an Philosophie hatte, war die Gelegenheit zur Kommunikation nun eröffnet. Sie folgte ihm jedoch nicht. Immerhin hatte er fünfzig Seiten Roland Barthes für solche Fälle gelesen. Diesmal wohl umsonst. Die Schöne war nicht dazu aufgelegt. Als er den Titel ihres Manuskripts unter dem Deckblatt entdeckte, wurde ihm heiß.
    „ Drehbuch. Die verbotenen Hölzer. Von Miranda von Hammerstein.“
    Eine Seelenverwandte stand vor ihm. Seine Stimmlage transponierte sich selbständig eine Oktave höher.
    „ Welche Farbe …“
    Sandor stoppte beim Klang seiner Stimme und räusperte sich mit mehrfachem Hüsteln.
    „ Welche Farbe sollen die Einbände haben?“
    Zu wem gehörte diese lächerliche Fistelstimme? Schnell hustete er erneut.
    „ Verschluckt? Soll ich auf den Rücken klopfen? Das hilft!“
    Miranda lächelte ihm ins gerötete Gesicht. Sandor röchelte. Sie klopfte ihm den Rücken.
    „ Besser?“
    Sandor nickte mit gerötetem Gesicht.
    „ Rot. Alle dieselbe Farbe.“
    Sie deutete auf seinen Roland Barthes.
    „ Liest Du ihn gerade?“
    Sandor nickte und reichte ihr wortlos den Band. Endlich kam seine Stimme wieder, in einem tiefen Angina Pectoris Ton.
    „ Willst Du Roland Barthes lesen, während ich die Heißklebebindungen fertig mache?“
    Sie nickte, schnappte sich „Der Tod des Autors“ von Roland Barthes und setzte sich auf einen Stapel Kartons mit Kopierpapier, der in einer Ecke des Ladens lagerte.
    Sandor brauchte die Pause, um sich von ihrer Präsenz zu erholen. In einem Nebenraum nahm er schnell einen Schluck kalten Kaffee, ohne Tasse, direkt aus der Glaskanne. Der schmeckte wie von vorgestern, bitter und etwas nach Schimmelpilz.
    Die letzten Bindungen, die er gemacht hatte, waren Ringbindungen gewesen. Anderen Kunden empfahl er Ringbindungen, weil die einfacher herzustellen waren. Auch weil das Gerät, das die

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