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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Lüdecke
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Meine Handynummer, falls dir etwas dazwischenkommt. Ich heiße übrigens Sandor.“
    „ Steht ja auf deinem Mitarbeiterschild.“
    Er reichte ihr trotzdem seine selbstgefertigte Visitenkarte.
    „ Selbstgemacht. Falls Du mal schicke Visitenkarten brauchst.“
    Wie konnte er nur auf einmal so förmlich werden? Fast abweisend?
    Miranda setzte sich wieder auf die Stapel staubige Kartons mit schneeweißem Kopierpapier und las Roland Barthes. Still, Seite für Seite. Sie las unheimlich schnell.
    Sandor arbeitete schweigend an einer neuen Heißklebebindung. Er mochte nicht mehr reden, hatte es mal wieder vergeigt. Vielleicht lieber Roland Barthes lesen. So vertieft, wie sie in das Buch schien. Sie wirkte vollkommen abwesend.
    Draußen zeichnete die Abendsonne einen glutroten Himmel in die aufkommende Dunkelheit der lauen Sommernacht. Die Fensterscheiben des Kopierladens offenbarten durch die letzten Lichtstrahlen ihren matten Belag aus Schmutz und Feinstaub der vielbefahrenen Yorckstraße.
    Sandor sah auf die Uhr. Seit zwanzig Minuten hatte er offiziell Feierabend.
    Als er den Laden abschloss und an der Ladentür die Jalousie herunter ließ, saß Miranda immer noch lesend auf den Kartons. Weshalb sollte er sie dabei stören? Er ging zur Kasse, um die Tagesabrechnung zu machen. Danach wäre er endlich frei.
    Er ahnte nicht, dass Miranda ihrerseits das noch unbestimmte Gefühl eines möglichen Abenteuers genoss. Ein angenehmes sich Treiben lassen, eine genießerische Vorfreude auf alles, was kommt. Schöne Selbstbelohnung, nach monatelanger Arbeit.
    Sie naschte an den Sätzen von Roland Barthes, als wären sie Delikatessen. Ohne sich wirklich den Kopf über deren Sinn oder Unsinn zu zerbrechen. Alles war erreicht, deshalb musste sie nichts mehr erfüllen. Endlich fühlte sie sich wieder frei für neue Fantasien!
    Sandor verrechnete sich mehrmals beim Beträge addieren.
    Die abgenutzten Tasten des alten Taschenrechners klemmten zuweilen, wodurch sich manche Einnahmen mehrmals in die Abrechnung summierten. Seine Finger zitterten.
    „ Mist! Wieder ein Fehlbetrag von einundzwanzig Euro!“
    Er fluchte ganz leise in sich hinein, um Miranda nicht zu stören. Nach fünf Versuchen stimmte Schließlich die Kasse. Zwei Scheine waren aneinander geklebt.
    Den Abrechnungszettel legte er wie immer unter die Münzkassette der alten Registrierkasse, darin eingewickelt ein Bündel mit abgezählten Banknoten. Ein seltsames Ritual. Jeder Einbrecher würde das Geld sofort finden.
    Den Kassenschlüssel versteckte er für die Morgenschicht in einer Schublade voller Büroklammern.
    Mirandas wippender Fuß und die Art, wie sie gelegentlich mit der Hand durch ihre dunklen Haare strich, verrieten ihre nicht ausschließlich philosophischen Gedanken.
    Bis morgen früh würde niemand den Kopierladen an den Yorckbrücken betreten. Die verbliebenen Abendstunden und die ganze Nacht hätten sie zu ihrer Verfügung.
    „ Möge sie nur wollen! Wolle sie nur mögen!“
    Sie schauten sich an.
    Sandor dachte permanent diese zwei blöden Sätze. Wie eine Beschwörungsformel.
    Manchmal braucht es jedoch keine Worte.
    Sie legte das Buch zur Seite und kam auf ihn zu.
    Die Morgenschicht begann an Wochentagen um neun Uhr.
     

     

     

     

8.
    Auch ein perfekter Kommissar zeigt irgendwann eine Schwäche, vor allem, wenn er im Privatleben keine Grenze zu seinem Beruf zieht.
    Katzorkes Vorräte an Weinbrand waren verbraucht. Nur noch ein winziger Rest in einer letzten Flasche. Wie konnte ihm das passieren?
    Cola mit Weinbrand, sein Standardgetränk, um abends wach zu bleiben. Schon während er von seinem Drohneneinsatz nach Hause fuhr, hatte sich ein gefülltes Glas vor seinen Augen etabliert. Mitten im Straßenverkehr! Und je näher er seiner Wohnung kam, desto stärker brannte der Durst.
    Normalerweise blieb er exakt unter Nullkommafünf Promille, um im Falle eines dringenden Einsatzes fahrtüchtig zu sein. Nichts war so leicht messbar wie der Alkoholgehalt im Blut.
    Daher pustete er schon mal zwischen zwei Gläsern in sein privates Alkoholprüfgerät. Auch so ein technischer Schnickschnack, den er sich aus dem Katalog bestellt hatte. In seiner Position hatte Katzorke immer zu den Vorbildern im Dienst gehört. Zwar nicht immer zur offiziellen Bereitschaft, das konnte ja niemand leisten, aber in der Behörde war es bereits bis ganz nach oben durchgedrungen, dass er sich auch nachts informierte. Wie er das durchhielt, blieb sein Geheimnis.
    Aber bei seiner

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