Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Miranda schwieg. Sie sah unschlüssig aus. Eigentlich hatte sie innerlich den Copyshop bereits verlassen.
Sandor suchte einen leeren Karton, packte ihre Manuskripte hinein und ließ nebenbei seinen Roland Barthes unauffällig in einer Jutetasche verschwinden.
„ Kommst Du?“
Sie verließen den Copyshop gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Morgenschicht. Die Sonne schien und Sandor fühlte sich auf einmal wunderbar frei. Vergnügt spazierte er neben dieser wunderhübschen Frau.
Die Linie U7 würde sie direkt nach Wilmersdorf bringen. Sandor bemerkte, dass Miranda angestrengt etwas überlegte. Außerdem beobachtete sie ihn von der Seite.
Er plauderte drauf los, als bemerke er es nicht.
Auf dem Bahnsteig, als der Zug Richtung Wilmersdorf einfuhr, sagte sie schließlich den entscheidenden Satz.
„ Also gut. Ich komme mit.“
11.
Durch Polizeikräfte des Sondereinsatzkommandos SEK waren an jenem Freitag gegen achtzehn Uhr dreißig alle infrage kommenden Fluchtwege aus dem Objekt versperrt, sowie Scharfschützen auf einem gegenüberliegenden Dach positioniert worden.
Diese Einsatzroutine war kurz vor dem Wochenende allerdings nachlässig durchgeführt worden, so dass neugierige Passanten auf dem Trottoire stehen blieben, um hinauf zu den Dächern zu starren.
„ Wann wird der gesendet, der Film?“
Einige glaubten, bei den Scharfschützen handele es sich um Schauspieler.
Passanten hatten immer aufdringlicher nachgefragt, bis Zivilbeamte ihre Dienstausweise zeigten und die Gaffer zum Weitergehen bewegen konnten.
Stand später alles im Bericht.
Die Wohnungstür des Zielobjekts war wie gewöhnlich mit einer Ramme aufgebrochen worden, wobei die Tür samt altersschwachem Türrahmen mit Wucht in den Flur der Wohnung katapultiert wurde.
Man hätte sie auch mit einer Brechstange öffnen können, ohne größeren Schaden anzurichten.
Auch das war ordentlich vermerkt worden.
Die Spezialeinheit hatte laut brüllend die Wohnung gestürmt. Die verdutzten WG Bewohner leisteten vereinzelt Widerstand. Einige gaben zu Protokoll, dass sie durch den Überfall traumatisiert wurden.
Ein WG Bewohner bestand darauf, er sei durch das laute Gebrüll davon überzeugt gewesen, dass es sich um einen Überfall durch eine Bande von Neonazis gehandelt habe.
Auch das musste zum Schaden der Polizei vermerkt werden.
Kein Wunder, denn in ihren Kampfanzügen sahen die Beamten furchteinflößend aus. Außerdem hatte das SEK Kommando die WG Bewohner routinemäßig behandelt, also mit dem Gesicht zuerst auf den Boden gedrückt, so dass an Widerstand nicht zu denken war, weil ihnen fast die Luft wegblieb.
Erst nachdem sämtliche Personen mit Kabelbindern fixiert worden waren, hatten die Beamten etwas locker gelassen.
Laut Protokoll war die Lage danach unter Kontrolle.
„ Alles im Griff.“
Die Augen der SEK Beamten leuchteten.
Sprengstoffspezialisten mit Suchhunden kamen als nächste Welle polizeilicher Ermittlungsarbeit. Doch nachdem keiner der Hunde beim Untersuchen der Wohnräume anschlug, hatte sich der Fehlschlag bereits an angedeutet.
Nach diesen Maßnahmen kam die Einsatzleitung unter der Führung von Katzorke in die Wohnung. Mit der Aufgabe, das Dilemma in Augenschein zu nehmen.
Das stand nicht im Protokoll dieses Einsatzes.
Aber Katzorke hatte da sicherlich schon gewusst, dass es von nun nur noch um Schadensbegrenzung ging.
„ Kaum Widerstand, keine Leiche, keine versteckte Geisel, keine Sprengfallen, keine Beweise für kriminelle Aktivitäten, keine Waffenfunde. Einfach nichts!“
In einem leeren Zimmer der Wohnung besprachen bleiche Beamte die unrühmliche Bilanz.
Die Spurensucher hatten sich daraufhin noch mal jede erdenkliche Mühe gegeben, untersuchten sogar die Wurfpfeile eines Dartspiels auf Blutspuren.
„ Kein Fund.“
Es sah so aus, dass harmlose Bürger in ihrer Wohnküche, die gelegentlich zum Zeitvertreib Wurfpfeile auf eine handelsübliche Dart Zielscheibe warfen, dabei griechischen Mocca tranken und ab und zu für ihren Lebensunterhalt Handel mit griechischen Spezialitäten betrieben, von der Polizei auf brutale Weise überfallen worden waren.
„ Das wird Konsequenzen haben!“
Katzorkes Blamage wurde die Krone aufgesetzt, als Kollege Freisinger wie zufällig hereinkam, grinsend und auffallend herzlich sämtlichen Einsatzkräften die Hände schüttelte und sich nicht entblödete, Katzorke dafür zu gratulieren, dass es keine Schwerverletzten oder Toten gegeben
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