Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
den Kommissar ein.
Die Gäste johlten.
„ Fein, Gerda! Sauber poliert!“
Rolf feierte seine gelungene Inszenierung. Schon öfter hatte er unbemerkt für einen Eklat gesorgt. Solche Erfolge schmeichelten dem Künstler. Und diese Nacht war noch lange nicht vorbei.
„ Was könnte ich noch mit dem anstellen?“
Der feine Pinkel sollte in einen Schacht einfahren, erleben, wie das Leben unter Tage schmeckt. Dieser Piefke mit seinem eitlen Gehabe!
Katzorke erhielt eine Gerade auf die Zwölf, so dass er zu Boden knickte.
„ Blasen? Hab ich an den Händen, Du Wicht!“
Gerda schritt triumphierend aus dem Ring.
Eine Art „Olé“ vernahm Katzorke, halb bewusstlos, von der Gemeinde im Saal.
Dann umgab ihn die Nacht.
15.
An einem Sonntag im Spätsommer stemmte sich eine Passagiermaschine in den hellblauen Himmel über Brandenburg.
Fatma schaute ihren von Windböen verursachten Schlenkern nach, bis sie nur noch ein Punkt mit Kondensstreifen in der Ferne war und schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand.
„ Komm heil runter von deinem Trip!“
Sie seufzte erleichtert und auch wehmütig auf, denn sie hoffte, dass sie ihren Bruder nicht bald wiedersehen würde.
Zwar hatte ihr Mehmet beim Abschied seine baldige Rückkehr versprochen, aber sie wusste es besser. Sein Geschäft war aus. Aus und vorbei!
Es war allerhöchste Zeit, alle Spuren und Beweise zu vernichten.
Fatma besaß einen Schlüssel zu Mehmets Wohnung. Vom Flughafen aus fuhr sie hin.
Von seiner Adresse zwei Straßen entfernt parkte sie ihren Wagen. Es war nicht auszuschließen, dass das Drogendezernat die Wohnung observierte. Und ihren ehemaligen Kollegen wollte sie nicht in die Falle laufen.
Fatma war auf alles gefasst, als sie sich unauffällig dem Hauseingang näherte. Doch es fiel ihr nichts Ungewöhnliches auf.
Im Neubau schien alles ruhig.
Mit dem Fahrstuhl fuhr sie hinauf in den fünften Stock. Dort lauschte sie an der Tür, bevor sie den Schlüssel im Schloss drehte und seine Wohnung betrat. Es roch penetrant nach gebrauchten Socken.
In einer Plastiktüte hatte sie Reinigungsutensilien dabei. Sie durchsuchte seine Sachen, dann legte sie systematisch los.
Fingerabdrücke an Türen und Fenstern, Spuren von Rauschmitteln im Teppich, alles kam in Betracht. Alle Räume von Mehmets kleiner zwei Zimmer Wohnung schrubbte Fatma mit großem Eifer. Schließlich wusch sie in diesem Moment auch ihre eigene Vergangenheit sauber.
„ Das sieht nach Mehmet aus.“
In seinem Schreibtisch herrschte ein unbeschreibliches Chaos. Kundenlisten mit Namen und Telefonnummern lagen neben Zetteln, worauf Abrechnungen gekritzelt waren.
Fatma staunte nicht schlecht über manche Beträge. Ein Staatsanwalt hätte sicher große Mühe gehabt, dieses Chaos in eine schlüssige Beweiskette zu überführen.
Aber das hielt sie nicht von ihrem Putzeifer ab.
„ Warum kennen Männer keine Ordnung?“
Als sie zwischen seinen Papieren auch Informationen über sich fand, fluchte sie in sämtlichen jemals gelernten Variationen und Sprachen. Ihre Polizeikarriere hatte ihr lieber Bruder leichtsinnig am seidenen Faden gehalten.
„ Kennt er kein anderes Spiel als Russischroulette?“
Niemals hätte sie vermutet, dass ihr älterer Bruder dermaßen naiv mit allem spielte, was sie sich aufgebaut hatten. Fatma beeilte sich.
„ Stehe noch selbst mit einem Bein im Knast.“
Hektisch löste sie Stapel für Stapel von Mehmets Zettelwirtschaft in einem Eimer mit Abflussreiniger auf. Nahm einen umgedrehten Besenstiel als Stößel zum Zerstampfen der Masse, bis nur noch ein grauer Brei übrig blieb, den sie mit großer Genugtuung in die Toilette goss und hinunter spülte.
„ Das Ende von Mehmets Kundenkartei.“
Urkunden und Zeugnisse, die sie ebenfalls fand und für ihren Bruder aufbewahren wollte, sortierte sie in eine Sporttasche, die sie später in einem Schließfach deponieren wollte. So konnte er jederzeit wieder den Abflug machen, falls er sich überhaupt jemals wieder in Berlin blicken lassen würde.
„ Seine Wohnung werde ich nie wieder betreten.“
Mit akribischem Eifer säuberte sie jeden Quadratzentimeter, ohne Pause sechs Stunden lang. Mit jeder verwischten Spur fühlte sie sich besser. Ihr war als Kriminologin klar, dass sie natürlich allein durch ihre Anwesenheit Spuren von sich hinterließ. Sie kannte das Labor und wusste, wozu die in der Lage waren. Aber er war ja ihr Bruder, darauf konnte sie sich immer berufen.
„ Hoffentlich hat er
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