Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
keine Verstecke angelegt, die ich übersehen habe. Gelegentlich ist er genial, aber das wäre nicht schlau.“
Sie untersuchte Fußleisten und Boden, den Spülkasten der Toilette und sämtliche Lampenschirme.
„ Nichts!“
Als sie endlich mit ihrer Arbeit zufrieden war, setzte sie sich erschöpft auf einen Stuhl und betrachtete ihr Werk.
„ Cleaner geht´s nicht!“
Noch bis sie seine Wohnungstür von außen abgeschlossen hatte, behielt sie die gelben Gummihandschuhe an. Dann vermied sie vorsichtshalber den Fahrstuhl, denn nichts stellte sie sich schrecklicher vor, als eine sich öffnende Fahrstuhltür, hinter der die Drogenfahndung sie in Empfang nahm.
Sie eilte die Treppenstufen hinunter. Als sie endlich das Haus in Richtung ihres parkenden Wagens verließ, erschrak sie bei einem Seitenblick.
Auf der anderen Straßenseite war der Kopf eines Mannes mit Stoppelschnitt zu erkennen gewesen. Doch beim zweiten Blick erkannte sie an dessen Gang, dass es sich wohl doch nicht um Kollege Kaiser handelte.
„ Schluss mit der Paranoia! Putzzeug und Tasche entsorgen, dann kann dir keiner mehr was.“
Sie fuhr ohne Umwege zum Bahnhof, mietete ein Schließfach und stopfte die Tasche mit Mehmets Unterlagen hinein. Die Putzutensilien entsorgte sie vor dem Bahnhof in verschiedenen Abfalleimern. Danach atmete sie erleichtert auf.
Drei Tage später rief sie Mehmet über ein Münztelefon an.
„ Du musst in der Türkei untertauchen!“
„ Wie bitte? Was soll ich machen?“
„ Sie sind dir auf den Fersen!“
„ Wer?“
„ Das Drogendezernat!“
Mehmet war geschockt. Eine Minute lang hörte sie nur sein Atmen in der Leitung. Dann begann er zu Jammern wie ein kleines Kind.
„ Bleib cool! Ich rufe dich in einer Woche wieder an!“
Zum Glück verfügte er dank seines lukrativen Geschäfts für Monate über ausreichend Geld.
Zur Belohnung für ihren Einsatz gönnte sich Fatma ein Stück Sachertorte in einem Wiener Café. Sie war stolz darauf, dass sie sich entschieden hatte, ihre familiären Angelegenheiten auf drastische Weise zu regeln.
„ Lieber ein Schrecken ohne Ende, als ein Ende ohne Schrecke, oder so ähnlich.“
Mit Schokoladengeschmack im Mund fiel ihr ein, dass sie Mehmets Wohnung zwecks weiterer Spurenverwischung an Studenten vermieten könnte. Vielleicht an ein paar verwöhnte Jungs, die nie sauber machten.
Nach einer Woche war auch das erledigt.
Fatma hatte nun wieder Muße, sich ihrer Polizeikarriere zu widmen. Der Dienst in ihrem Büro kam ihr wie Urlaub vor. Die Beschreibung, die sie von Mehmet über seine Konkurrenten erhalten hatte, schienen ihr so nützlich wie Zeitvertreib.
Auf dem Zettel, den ihr Mehmet im Restaurant übergeben hatte, stand eine Adresse in Mariendorf. Dort wohnte, laut Auskunft der Meldestelle Dragan Milewski, von Beruf Kellner in einem kroatischen Restaurant.
Mariendorf, wo das Alltagsleben eher verschlafen und unaufgeregt schien, war möglicherweise das Rückzugsgebiet einer kriminellen Bande.
Fatma bestellte alle Akten mit dem Vermerk Mariendorf aus der Registratur. Stapel um Stapel wurden heraufgebracht. So viele hatte sie nicht erwartet.
„ Das sieht nach Arbeit aus.“
Spektakuläres fand sie nach oberflächlicher Durchsicht jedoch nicht. Nichts Auffälliges, kaum Vorkommnisse, seit dem damaligen Fauxpas ihrer Behörde war alles ruhig geblieben. Auffällig ruhig!
Stoppelkopf steckte wieder einmal seine immer gleiche Bürste in Fatmas Büro.
„ Kaffee?“
„ OK!“
Wenig später erschien er mit zwei gefüllten Bechern zur Visite.
„ Woran bastelst Du gerade?“
Mit solch einer direkten und unverblümten Frage hatte sie nicht gerechnet.
„ Von Bezirk zu Bezirk, im Grunde genommen Statistik.“
Stoppelkopf schien enttäuscht.
„ Geheimsache, was?“
„ Nö!“
Warum musste der Typ immer nerven? Am besten fuhr sie persönlich nach Mariendorf. Da konnte er ihre Recherche nicht überwachen.
Stoppelkopf bewegte sich im Rückwärtsgang bis zur Tür.
„ Bin gespannt, wann Du dein erstes Mal „Gefasst“ vermelden kannst!“
Ob er das aufmunternd oder hämisch meinte, konnte Fatma seiner Miene nicht entnehmen.
„ Wir werden sehen.“
Ihren spöttischen Unterton bekam er nicht mit. Abends allein in ein Restaurant? Abendessen bei Herrn Milewski? Das erschien ihr nicht sehr verlockend.
„ Elisabeth!“
Ihre alte Schulfreundin war immer eine witzige Begleiterin gewesen, zu Schulzeiten gern zu Schandtaten bereit. In den vergangen Jahren hatten sie
Weitere Kostenlose Bücher