Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Elisabeth zog die Karaffe Wein an ihrer Nase vorbei, mimte die Attitüde einer Weinkennerin.
„ Fuck, this red wine smells like from Tetra Pack!“
Der mutmaßliche Herr Milewski rümpfte die Nase. Womit die Gäste, nicht sein Wein gemeint waren.
„ An den Hängen Kroatiens gereift.“
Weinkenner sollten in Berliner Restaurants besser keinen Wein bestellen. Ein Genuss folgte darauf meistens nicht. Fatma probierte und spülte sofort mit Weizenbier nach.
„ Essig!“
Elisabeth schwoll der Hals. Sie nippte am Glas.
Der Kellner hatte dezent die Flucht ergriffen.
„ Weinessig! Du sagst es, Fatma. Jetzt zeige ich dir mal, wie man solchen Typen einen Einlauf verpasst.“
Gleich gellte Elisabeths Stimme durch den Speisesaal.
„ Herr Ober! Bedienung!“
Der mutmaßliche Herr Milewski schlurfte, sichtlich schon Übles ahnend, herbei.
„ Dieser Wein hat ein Bouquet von Essig!“
Mit vornehmer Attitüde hob er das Glas und schnupperte daran.
„ Sie haben recht. Jemand muss die Flaschen verwechselt haben.“
Sein arroganter Tonfall reizte die Damen.
„ Was erlauben Sie sich, ihre Popelnase in mein Glas zu stecken?“
Elisabeth bebte vor Zorn. Das schalkhafte Gesicht des Kellners grinste nur amüsiert.
„ Ich kriege Allergie! Sie zahlen Schadensersatz für die Pusteln.“
Aus Elisabeths Mundhöhle fiel ohne Vorwarnung der ganze lange Zungenmuskel heraus. Es befanden sich jedoch keinerlei rote Flecken darauf.
„ Na?“
„ Keine Pusteln, gnädige Frau!“
Der intime Einblick war dem mutmaßlichen Herrn Milewski unangenehm. Er schnappte sich Karaffe und Glas, um den Wein zu tauschen.
Elisabeth triumphierte.
„ Von dem Scheißerchen lasse ich mir doch keinen Essig als Wein andrehen, oder?“
Fatma gluckste vor Lachen. Elisabeths immerwährender Kampf mit dem männlichen Geschlecht blieb auch nach Jahren noch amüsant. Auf dieser Ebene teilten die beiden jungen Frauen den Humor.
Die Tür zum Restaurant flog mit Schwung auf. Eine Gruppe von Gästen strömte herein. Es war klar, sie fühlten sich zu Hause im Saal. Der Tisch in der Nähe des Ausschanks war für sie reserviert.
Fatma beobachtete einen merkwürdigen Willkommensgruß des Kellners. Ihr schien, als legte er als Gruß einen Finger auf seinen Mund.
„ Jetzt wird es voll hier.“
Elisabeth gähnte vor Langeweile über das angebliche Szenelokal, während Fatma aus den Augenwinkeln die Gäste beobachtete.
Außerhalb unserer Reichweite, dachte Fatma, die gern gewusst hätte, wer in diesem Restaurant üblicherweise verkehrte.
Der mutmaßliche Herr Milewski kam mit einer Flasche Wein an ihren Tisch zurück, die er vor ihren Augen entkorkte.
Er füllte zwei Gläser.
„ Auf Kosten des Hauses. Sehr zum Wohl, die Damen!“
Elisabeth blieb gönnerhaft ruhig.
„ Besten Dank!“
Fatma gab sich lieber wohl erzogen. Fühl dich niemals zu sicher, war ein wichtiges Motto ihrer Ausbildung gewesen, denn dein Leben kann schnell vorbei sein, wenn du dir zu sicher bist.
Dass gerade jetzt das Gesicht ihres Ausbilders vor ihren inneren Augen auftauchte, diente ihr als Warnung. Er hatte vorbildlich seinen jungen Polizeianwärtern den Leitsatz ans Herz gelegt.
Gedämpft drangen Stimmen zu ihnen herüber. An der Ausgabe der Küche ertönte eine Glocke. Ihr Essen war fertig. Der Kellner servierte es ihnen mit maskenhaftem Gesicht. Seine Haut hatte im schummerigen Licht die Farbe von Malerkrepp.
Das Essen sah frisch und fein zubereitet aus.
Kaum waren die Speisen serviert, förderte Elisabeth unter dem Tisch ein Schamhaar zutage und mischte es zwischen die Blätter.
Fatma sah ihr entsetzt dabei zu.
„ Du willst doch bestimmt mal was Lustiges erleben.“
Fatma schüttelte angewidert den Kopf.
„ Ich dachte Du bist rasiert?“
Elisabeth schrie mit schriller Stimme quer durch den Saal.
Der mutmaßliche Herr Milewski blieb wie angewurzelt stehen. Für ihn ein gebrauchter Tag.
Die anderen Gäste ignorierten das Damengezeter.
„ Stimmt etwas nicht mit den Damen?“
Der mutmaßliche Herr Milewski gab sich keine Mühe mehr, seine Gereiztheit zu verbergen.
„ Ein Schamhaar im Bauernsalat! Vom Bauern? Gehört das zur ländlichen Kost?“
Elisabeths Stimme wurde von Wort zu Wort schriller. Mit ihren grünen Augen funkelte sie den schmächtigen Mann streitlustig an.
Der trug kommentarlos den Bauernsalat zurück.
„ Mir ist der Appetit vergangen.“
Fatma schob ihren Teller beiseite.
„ Elisabeth, das war ekelhaft.“
Trotz der offensichtlichen
Weitere Kostenlose Bücher