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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Asphalt spiegelten sich die bunten Neonlichter der längs der Straße liegenden Bars und sonstigen Vergnügungslokale, sowie die schwankenden Schlusslichter der vor ihm fahrenden Wagen wider. Je weiter er nach Osten kam, um so spärlicher wurden die schreienden Lichtreklamen. Absichtlich hatte er auf die Begleitung seines treuen Brookers verzichtet. Auch das Anerbieten Captain Smiths, ihn in die dunkle Hafengegend von Limehouse zu begleiten, hatte er entschieden zurückgewiesen. — Er wollte einfach allein sein, um ungestört seine Fäden spinnen zu können. Fäden, aus denen enge Maschen werden sollten und in denen sich der Mörder früher oder später verfangen würde. Noch hatte ihn der heutige Tag keinen Schritt weitergebracht. Alle Ermittlungsergebnisse und durchgeführten Vernehmungen hatten jeweils nur die Unschuld der betreffenden Personen ergeben. Die Unschuld jedenfalls am Morde Mac Flemmings. Kleiner und kleiner war der Kreis der verdächtigen Personen geworden. Wenn nun auch noch Mat Heflin aus diesem Kreise ausschied, hatte sich seine Prognose in Atome, in ein Nichts zerteilt. ,Atom und Phantom, wie schön sich diese Worte reimen.' Hart lachte Morry auf.
    ,Quatsch, Phantom! Ein Phantom, das einen Menschen auf so bestialische Weise umzubringen weiß, muß hierzu zwei Hände benutzen, muß aus Fleisch und Blut sein und eine Seele besitzen. Ein Wesen also aus Fleisch und Blut und einer Seele, mag sie noch so schwarz sein, ist verwundbar. Diese Stelle muß und werde ich finden!'
    Es klang wie ein Schwur, und keiner außer Morry wußte es besser, daß dieser Schwur eingehalten wurde. Aus dem Dunst der regnerischen Nacht tauchte das große Straßenkreuz von Limehouse — Lansbury — im Licht seiner Scheinwerfer auf. Langsam überrollte er die gewaltige Kreuzung und bog gleich hinter ihr in die Amoy Place ein. Dunkler, drohender schoben sich zu beiden Seiten der Straße die nackten Wände der verwahrlosten Häuser an die Fahrbahn heran. Nur hinter einigen erblindeten Fenstern quoll ein gelblicher Lichtschein hervor und erhellte die Szenerie gespenstisch. An der etwas helleren Einmündung Binghfield-Street — Morant-Street, ließ Morry seinen Wagen zurück, und gemächlich schritt er um die Ecke in die düstere Morant-Street hinein. Als er das im Wind pendelnde Schild mit der Aufschrift „Colibri-Bar" sah, blieb er stehen und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    Die Colibri-Bar glich in ihrer ganzen Art und Aufmachung -zig anderen der Londoner Hafengegend. Ein Dutzendlokal dritter Klasse. Als Kommissar Morry eintrat, herrschte in dem billigen Amüsierladen wieder einmal Hochbetrieb. Ohrenbetäubender Lärm brandete ihm entgegen. Die Atmosphäre glich einem Rummelplatz. — Dichter Tabaksqualm, Düfte von schlechtem Whisky und undefinierbarem Parfüm ließen die Luft so dick erscheinen, daß man sie mit einem Messer hätte schneiden können und bei Morry einen Hustenreiz hervorriefen.
    Keiner der anwesenden Gäste dieses niedlichen Appartements kümmerte sich um ihn. So fand Morry Gelegenheit, unauffällig an einem der hinteren Tische Platz zu nehmen und — bis zufällig die Bedienung auftauchte — die Anwesenden auf ihre „reine Weste" zu studieren.
    Sein Blick wanderte forschend durch das lärmgefüllte Lokal. Einige Sekunden benötigten seine Augen, um den beißenden Qualm bis zur gegenüberliegenden Wand durchdringen zu können. Sein Rundblick befriedigte seine Vermutungen nicht. Einmal tauchte in seinem Blickfeld die attraktive Susan Bexter auf. Ihr Gesicht erschien übernatürlich blaß und ihre Bewegungen wirkten irgendwie zerfahren. Gleich darauf war sie wieder im Gewühl der Gäste verschwunden. Was hiernach blieb, war das schrille Hämmern der gequälten Music-Box, das heisere Grölen der Seeleute, das Kichern und Gurren verkommener Hafendirnen und das ständige Schreien einiger durstiger Kehlen nach alkoholischen Getränken. Fast zehn Minuten hatte Morry diesem Treiben zugesehen. Schon glaubte er, Susan Bexter hätte ihn vorhin, als sie in dem Gewühl der Gäste aufgetaucht war, erkannt und würde ihn mm absichtlich schneiden, als sie mit einigen leeren Gläsern vor seinem Tisch auf tauchte — und ihn erst jetzt erkannte.
    Ihre Finger zitterten plötzlich so heftig, daß sie die Gläser auf den Tisch stellen mußte. Ihr Gesicht wurde noch bleicher und sah verfallen aus. Sie brachte in den ersten Sekunden keinen Laut über die Lippen. Furchtsam sah sie sich tim und starrte dann

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