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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wassertriefende Gestalt entgegen. Obwohl der Mann seinen Hut tief in die Stirn gezogen hatte, war er ihm nur zu gut bekannt. Ein unmerkliches Lächeln legte sich auf Morrys Lippen.
    „Darf ich Sie um Feuer bitten?" sprach da auch schon der Mann den Kommissar an und hielt ihm eine Zigarette entgegen.
    „Gerne!"
    Morrys Feuerzeug blitzte hinter seinen abgeschirmten Händen auf, und während sich der Mann darüber neigte, flüsterte er: „Die Jungs haben nichts Besonderes beobachten können, Sir!"
    „All right, Brookers! — Doch sagen Sie mal, wie= viel Leute haben Sie zu meiner Bewachung mitgebracht?"
    „Zu Ihrer Bewachung?" tat Brookers erstaunt.
    „Schon gut, mein Lieber. — Ich kenne doch meinen guten Brookers. Nun, wieviel Männern haben Sie den verdienten Feierabend geraubt?"
    „Außer den drei hier ständig Postierten nur noch Bil Olay und James Morviner", gab Morrys Faktotum kleinlaut zu.
    „So", brummte Morry.
    „Sie meldeten sich freiwillig!" fügte Brookers schnell hinzu.
    „Ziehen Sie die Männer wieder zurück! — Wenn auch Ihre Vorsicht unbegründet war, so danke ich trotzdem für Ihre Maßnahme", war der Kommissar ob der Eigenmächtigkeit seines Untergebenen wieder versöhnt. Da Brookers ihn weiterhin fragend anblickte, erklärte er mit kurzen Worten, daß seine Vermutung, Mat Heflin bei seiner Freundin anzutreffen, fehlgeschlagen war.
    „ ... Brookers, wenn uns der heutige Tag auch nur Fehlschläge beschert hat, so wissen wir nun mit Bestimmtheit, daß der Täter nicht unter unseren alten Kunden zu finden ist, sondern, daß wir eine neue Bestie in unseren Mauern beherbergen!" beendete er diese kurze und unauffällige Unterredung mit seinem Yardman.

    *

    Zu dieser Stunde ging es im Hinterzimmer von Dickens Bar recht aufgeregt zu. Hätte Kommissar Morry nur einen Blick in die Gesichter der hier anwesenden und sich gegenseitig anschreienden fünf Männer tun können, so hätte er liebe, alte Bekannte wiedererkannt. Allein die Zeit, die diese fünf in einer Staatspension zugebracht hatten, machte zusammengerechnet ein ganzes Menschenalter aus. Ursache ihres Tumultes war ein furchtbares Gewitter, das vor einer guten Stunde sich über ihre Köpfe entladen hatte und von ihrem obersten Chef ausgegangen war. Rob Austick, der das Gespräch angenommen hatte, schäumte jetzt noch vor Wut, wenn er an die Worte dachte, die ihm sein Chef an den Kopf geschleudert und zur Weitergabe an die übrigen Mitglieder des Gangs empfohlen hatte. Gewiß, es war ein bodenloser und nicht auszudenkender Leichtsinn, einen Cop nahe ihres augenblicklichen Quartiers umzulegen. Der gesamte Polizeiapparat würde die Hafengegend von Limehouse hermetisch abriegeln und jeden kleinsten Winkel durchstöbern. Nach diesen Worten des feinen Herrn, der irgendwo am Rande der Stadt seine Wohnung hatte, fühlte sich Rob Austick fast als der Mörder dieses Policeman. Er wußte aber zu genau, daß er diesen Cop nicht umgebracht hatte. Auch die anderen hatten die Täterschaft verneint. Rob Austick wäre aber trotz ihrer Bekundungen nicht bereit gewesen, die Hand auch nur für einen einzigen von ihnen ins Feuer zu legen. Selbst nicht für Jean Hone und Ernest Pookfield, die fast die ganze vergangene Nacht mit ihm zusammen waren und auf Vorschuß Unmengen von Alkohol verkonsumiert hatten. Sehr deutlich hatte er diese Einstellung seinen Komplizen mitgeteilt und damit den Krach hervorgerufen, der nun schon über eine Stunde anhielt.
    „Wie ist das nun?" mischte sich der auch während dieser Auseinandersetzung wortkarg gebliebene Pookfield mit lauter Stimme ein.
    „Wollen wir nicht endlich das dumme Geschreie einstellen und uns über die Dinge unterhalten, die für uns alle in Zukunft von großer Wichtigkeit sind? Was der eine vom ändern denkt, ist seine Sache und wie ich über Rob denke, werde ich ihm bei passender Gelegenheit schon ins Ohr flüstern."
    „Schon richtig, Ernest! Jeder soll denken, was er will. Aber bei einem Club wie dem unseren soll er gefälligst seine Gedanken für sich behalten, auch wenn er vom Chef als Anführer unseres Vereins eingeteilt worden ist. Wir haben es weiß Gott nicht nötig, uns von ihm beleidigen zu lassen. Und damit ihr's wißt, ich habe für heute von diesem Club die Nase gestrichen voll. Mich seht ihr erst morgen wieder."
    „Du bleibst!" schrie Rob Austick den zur Tür gehenden Jean Hone wütend an. „Damn't! Was zu tun ist, bestimme nur ich. Und so einfach weggelaufen wird nicht, verstanden? —

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