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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Außerdem hast du für den Chef noch einen Auftrag auszuführen."
    Mitten in seinen Bewegungen hielt Jean Hone inne. Er wurde wieder einmal blaß wie eine Kalkwand. Seine Augen verrieten Angst und Furcht.
    „Ich habe von der letzten Nacht noch genug", stotterte er. „Muß denn alles ich machen? — Bin ich der einzige dieses Clubs, der ständig die Aufträge durchführen muß? — Und was ist überhaupt schon wieder?"
    „Der Chef befürchtet eine Razzia der Polizei. Da er nicht gerne die zwei Kilo, die wir gestern vom Schiff geholt haben, in die Hände der Cops fallen lassen will, mußte er umdisponieren. Die Ware geht von nun an nicht mehr bei Tageslicht wie bisher an die Käufer, sondern wird während der Dunkelheit übergeben. Dieses soll noch heute Nacht geschehen, und du wirst einen dieser Wege machen!"
    Jean Hone verfluchte seinen vorlauten Mund. Für seine Aggression, die er gegen Rob Austick eingenommen hatte, bekam er mm seinen Lohn. Er mußte jetzt noch in die neblige Nacht hinauswandern. Viel lieber wäre er hier in Dickens Bar geblieben und hätte in den Armen einer der vielen Venustöchter, die sich in Dickens Schankraum aufhielten, den Rest der Nacht verbracht. Jetzt aber wagte er keinen Widerspruch mehr. Er scheute sich, Rob Austick noch einmal vor den Kopf zu stoßen.
    „Wo soll die Ware abgeliefert werden?" fragte er darum brummig.
    „So gefällst du mir schon viel besser, Jean", begann Austick arrogant seine Marschroute festzulegen. „Hör nun zu! — Dort liegt das Paket. Es ist die Hälfte von dem, was wir letzte Nacht geholt haben. — Du trampst damit zur Trinidad Station und fährst mit der U-Bahn bis Shadwell. Vor der Station an der Cable-Street steht ein hellgrauer, amerikanischer Wagen. Ich glaube ein MGC. Was diese Abkürzung bedeuten soll, weiß ich nicht, spielt auch keine Rolle. Also du spazierst mit dem Paket zu diesem hell= grauen Wagen hin und übergibst dem Manne das Paket, der dich mit Alabaster, unserem Erkennungswort, anspricht. Das ist alles. — Sonst noch eine Frage?"
    Als Jean Hone seinen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gegeneinanderrieb, winkte Rob Austick ab. „Die Ware ist schon bezahlt. Du brauchst nur das Paket dort übergeben."
    Mit gemischten Gefühlen sah Jean Hone das in schwarzem Tuch eingewickelte Rechteck an, griff noch einmal mit zittriger Hand nach seinem Schnapsglas und verließ mit dem Paket das Hinterzimmer der Bar. Schon als er den Gehsteig der Morant-Street durch die Toreinfahrt der Bar betrat, hatte er das Gefühl, als beobachteten ihn höhnisch zwei glühende Augen. Ängstlich blickte er sich nach allen Seiten um, aber nur der feine Sprühregen und der Dunstschleier des Nebels war zu sehen.
    ,Ich sollte umkehren oder dort drüben in der Colibri-Bar die Nacht verbringen, keinesfalls jedoch diese Straße verlassen', schwankte seine ängstliche Natur hin und her und ließ seine Zähne wie in einem Schüttelfrost aufeinanderschlagen. Dann riß er sich aber zusammen und schlich wie ein geprügelter Hund die Morant-Street hinunter. Noch stärker wurde seine innere Unruhe, als er die West-India-Dock-Road überschritten hatte und durch die Limehouse Cauy der U-Bahn Station zustrebte.
    Seine Augen schielten unablässig in die dunklen Winkel der engen Hafengasse. Sein furchtsames Hirn gaukelte ihm die tollsten Sachen in allen Visionen vor, und jedes Geräusch trieb ihm den Angstschweiß aus den Poren. Ständig glaubte er, das höhnisch grinsende Gesicht eines Verfolgers sei auf seinen Rücken gerichtet. Alle fünf Schritte drehte er sich um und er= schrak dann immer wieder über seinen eigenen Schatten, der schwach neben ihm durch den Nebel geisterte. Hämmernd schlug sein Herz bis zum Halse. Jeden Augenblick fürchtete er, es würde seine Tätigkeit einstellen. Eine an Wahnsinn grenzende Todesahnung hielt ihn erbarmungslos umfangen.
    ,Nur noch dreihundert Meter', hämmerten seine Gedanken.
    Jean Hone schaffte diese dreihundert Meter bis zur Trinidad Station nicht mehr.
    Schemengleich tauchte aus dem Nebel eine vermummte Gestalt auf und hielt direkt auf Jean Hone zu. Nicht fähig, auch nur noch einen Schritt weiterzugehen, stierte Hone auf das anscheinend körperlose Phantom. Kein Laut war zu hören, doch größer, riesenhafter wuchs die Gestalt vor Jean Hones starren, gequälten Augen auf. Seine Arme versagten ihren Dienst. Mit leichtem Bums fiel das unter seiner Achselhöhle gehaltene Paket in eine Pfütze des Gehweges. Jean Hone hielt diese

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