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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Seitenblick. „Ich weiß genau, daß Sie auch diesmal gehorchen werden.“
    Gerade um diese Stunde hielt der moderne Sportwagen Allan Raymonds in nächster Nähe des Klubportals. Die Räder kamen zum Stehen. Die Scheinwerfer erloschen. Nur das Standlicht brannte in mattem Schein.
    „Was jetzt?“ fragte Allan Raymond gespannt. „Was soll nun geschehen?“
    „Nichts“, meinte Philip Cantrell zögernd. „Es hat keinen Sinn, gewaltsam in den Klub einzudringen. Wir müssen hier warten.“
    „Bis vier Uhr morgens ?“ fragte Allan Raymond stirnrunzelnd.
    „No, so lange wird es nicht dauern. Ich habe die bestimmte Ahnung, daß Linda eher aus dem Gebäude kommen wird. Sie ist sicher auch früher nicht die ganzen Nächte im Klub gewesen. Wahrscheinlich hat sie einer ihrer Freunde in die Wohnung mitgenommen.“
    „Na gut,“ meinte Allan Raymond mit unbewegtem Gesicht. „Warten wir eben.“
    Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich weit in die Polster zurück. Nach einigen Minuten fielen ihm die Augen zu. Er träumte still vor sich hin. Philip Cantrell dagegen blieb wach in jedem Nerv. Er ließ das Klubportal nicht aus den Augen. Wie ein Irrer stierte er auf die ausgetretenen Stufen, die zur Tür hinauf führten. Heute werden die Würfel fallen, dachte er in abgründigem Haß. Heute wird sich endlich zeigen, ob die häßlichen Gerüchte stimmen oder nicht. Er wartete in verzehrender Ungeduld. Die Minuten verstrichen ihm viel zu langsam. Mit allen Fasern sehnte er den entscheidenden Zeitpunkt herbei. Fast zwei Stunden lang wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Dann plötzlich fuhr er jäh aus seinem Brüten auf. Er hatte Linda entdeckt. Sie war ganz allein. Langsam stieg sie die Stufen herunter. Geistesabwesend und mit verlorenem Blick ging sie über den Gehsteig. Sie trug einen phantastischen Pelz, den Philip Cantrell noch nie an ihr gesehen hatte.
    „Hallo!“ keuchte er erregt. „Das ist sie. Fahr hinter ihr her. Möchte wissen, wohin sie geht.“
    Allan Raymond rieb sich schlaftrunken die Augen.
    „Donnerwetter!“ sagte er anerkennend. „Welch eine reizvolle Frau. Ich glaube, manche Männer würden dich um sie beneiden. Hast du sie am Ende nicht doch falsch behandelt?“
    Philip Cantrell antwortete nicht. Er starrte wie gebannt auf die üppige Gestalt, die vor ihm im Nebeldunst entschwand. Es ging ihm alles viel zu langsam.
    „Fahr doch schneller“, raunte er Allan Raymond zu.
    Welch eine törichte Bemerkung! Der Wagen hielt sich eng hinter der einsamen Fußgängerin. Er blieb stets genau im gleichen Abstand. Es konnte also gar nicht schiefgehen. Allan Raymond meisterte seine Aufgabe intelligent und überlegen.
    Schon nach wenigen Minuten sahen sie, auf welches Ziel Linda Cantrell losgesteuert war. Sie betrat die Venus Bar am Madras Viaduct. Scheu wich sie zwei Eckenstehern aus. Dann schloß sich die Tür des berüchtigten Lokals hinter ihr. Philip Cantrell biß sich auf die Lippen.
    „Na also“, zischelte er mit erstickter Stimme. „Nun siehst du selbst, wo sie verkehrt. In dieser Kneipe drük- ken sich die übelsten Frauenzimmer von Limehouse und Poplar herum.“
    „Wollen wir hier auf ihre Rückkehr warten?“ fragte Allan Raymond gedämpft.
    „No,“ würgte Philip Cantrell heiser hervor. „Diesmal möchte ich genau wissen, was sie treibt. Geh bitte hinter ihr her. Dich kennt sie ja nicht. Bleib so lange drinnen, bis sie das Lokal verläßt.“
    Es gab nichts, was Allan Raymond nicht für seinen Freund getan hätte. Er stellte keine langen Fragen mehr. Er stieg aus und steuerte geradewegs auf den schäbigen Eingang zu. Überrascht horchte er auf das schreckliche Getöse, das durch die geschlossene Tür dröhnte. Zögernd drückte er die Klinke nieder. Dann endlich trat er ein. Er hatte kaum die ersten Schritte in die überfüllte Kaschemme getan, da zog er ruckartig den Kopf ein. Ein ganzes Menü mit Bratkartoffeln, Beefsteak und Krautsalat zischte an seinem Kopf vorüber und klaschte laut an die Wand. Dann flogen Teller und Bestecke hinterher. Eine Gabel spießte sich spitz und schmerzhaft in die Schultern einer molligen Kuppel- mutter. Sie vollführte ein höllisches Geschrei. Das reinste Tollhaus, dachte Allan Raymond angewidert. Es ist mir ein Rätsel, was eine verheiratete Frau in dieser Spelunke zu suchen hat. Sie muß sich wirklich auf den schlechtesten Weg verirrt haben. Erst nach einigem suchen entdeckte er Linda Cantrell in einer Ecke neben der Kleiderablage. Sie

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