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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ihre Zeche und brach wieder auf. In tiefen Gedanken schritt sie auf das Klubgebäude zu. Es war schon beleuchtet. Das Portal stand weit offen. Der livrierte Klubportier blickte ihr lächelnd entgegen.
    „Lassen Sie Ihren Ausweis ruhig in der Tasche“, brummelte er freundlich. „Ich glaube, wir kennen uns gut genug.“
    Ja, wir kennen uns ganz genau, dachte Linda Cantrell in dumpfem Brüten. Dieses düstere Haus birgt für mich keine Geheimnisse mehr. Ich könnte jede Sünde aufzählen, die hier begangen wurde. Ich habe nichts vergessen. Auch nicht, was ich selbst Schlechtes getan habe.
    „Sie werden schon erwartet“, rief ihr der Klubportier noch nach. „Antony Fingal und Thomas Cook sitzen im Beratungszimmer. Sie wollten mit Ihnen sprechen.“
    Linda Cantrell stieg müde die breite Marmortreppe hinauf. Es war, als schleppe sie eine unsichtbare Last mit sich. Auf dem Galeriegang wurden ihre Schritte noch langsamer. Vor der Tür des Beratungszimmers zögerte sie eine Weile. Dann endlich überwand sie ihre Scheu und trat ein.
    „Ah, Mrs. Cantrell!“ rief Antony Fingal heuchlerisch und kam ihr zur Begrüßung entgegen. „Thomas Cook und ich haben mit Ihnen zu sprechen. Sie müssen sofort einen neuen Auftrag übernehmen. Es ist sehr dringend. Sie werden gut dafür bezahlt. Ich glaube, daß mindestens tausend Pfund für Sie dabei herausspringen werden.“
    „Ich brauche kein Geld“, sagte Linda Cantrell tonlos. „Ich habe genug.“
    „Was soll das heißen?“ fragte Antony Fingal gedehnt. Sein knochiger Totenschädel bekam einen leuchtenden Ausdruck. Wollen Sie etwa nicht mehr mitmachen?“
    „Sie haben es erraten“, murmelte Linda Cantrell mit bitter verzogenen Lippen. „Ich mag das Spiel nicht mehr mitmachen. Ich habe es satt bis zum Hals.“
    Antony Fingal versuchte es auf die freundliche Tour. „Haben Sie nicht immer gut verdient? Sind Sie nicht durch uns reich geworden? Sagten Sie nicht eben selbst, daß Sie eine Menge Geld besitzen?“
    „Ja“, murmelte Linda Cantrell bitter. „Ich habe Geld. Aber sonst habe ich nichts mehr, verstehen Sie? Alles andere habe ich verloren. Meine Ehe ist zerstört, mein Ruf für alle Zeiten verdorben. Mein Mann haßt und verachtet mich, die Nachbarn halten mich für eine käufliche Dirne. Nun sagen Sie selbst, Mr. Fingal: Bin ich wirklich zu beneiden?“
    Thomas Cook mischte sich in das gefährliche Gespräch. „Kommen Sie doch zur Vernunft, Mrs. Cantrell“, bat er höflich. „Führen Sie diesen einen Auftrag noch einmal durch. Dann werden wir weitersehen.“
    „Diese Walze“, schrie Linda Cantrell aufgebracht, „kenne ich seit Jahren. „Es war immer der letzte Auftrag, den ich zu erledigen hatte. Und dann kam wieder ein neuer. Immer wieder ein neuer. Wir haben Sie in der Hand, Mrs. Cantrell, hieß es. Sie haben Landesverrat betrieben. Und auf Landesverrat steht der Tod. Sie müssen also weitermachen. Ob Sie wollen oder nicht. Es gibt gar keinen anderen Weg für Sie.“
    Na also“, meinte Antony Fingal versöhnlich. „Ich sehe, Sie wissen gründlich Bescheid. Das ist gut so. Dann können wir uns unnötige Worte ersparen.
    Kennen Sie die Flugzeugwerke Haviland in Rockford?“
    „Ja. Warum?“
    „Wissen Sie, daß dort sei: einem halben Jahr Raketen hergestellt werden?“
    „Ja. Auch das ist mir bekannt.“
    „Nun gut! Wir haben den Auftrag, die Hallen der Raketenfertigung in die Luft zu jagen. Ein schwieriges Kapitel, wie Sie sich denken können.“
    Als Linda Cantrell hartnäckig schwieg, fuhr Antony Fingal leise fort: „Sie selbst haben nicht viel dabei zu tun. Sie sollen sich lediglich heute Abend um zehn Uhr mit einem Verbindungsmann treffen. Alles nähere erkläre ich Ihnen noch.“
    „Wo soll ich ihn treffen?“
    „In der Venus Bar am Madras Viaduct.“
    „Ach“, sagte Linda Cantrell voll Abscheu. „Ein besseres Lokal haben Sie nicht gefunden?“
    „Überlassen Sie es bitte uns, welchen Ort wir für geeignet halten“, sagte Antony Fingal scharf. Er verlor allmählich die Geduld. In die tiefliegenden Augen kam ein stechender Glanz. „Sie werden pünktlich um zehn Uhr in der Venus Bar sein, verstanden? Den Verbindungsmann werden Sie leicht erkennen. Er hat eine aufgeschlagene Brieftasche neben sich liegen. Sie werden ihn so behandeln, wie Sie all die anderen Männer früher behandelt haben.“
    „Und wenn ich es nicht tue?“ fragte Linda Cantrell eisig.
    „Das werden Sie kaum riskieren“, sagte Antony Fingal mit einem schrägen

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