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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Frau finden wollen“, las er murmelnd, „dann kommen Sie heute Abend um elf Uhr an den Millwall Point. Warten Sie hinter dem Lagerschuppen. Ich werde pünktlich sein.“ Allan Raymond las den Zettel vier-, fünfmal durch, bevor er ihn wieder auf den Tisch zurücklegte. In seine Stirn gruben sich tiefe Falten. Er dachte angestrengt nach.
    „Was hältst du davon?“ fragte Philip Cantrell wieder. „Das ist doch ein ganz plumper Trick, um mich in die Falle zu locken. Sie wollen es mit mir genauso machen wie mit Linda. Sie fürchten, daß ich von ihr etwas erfahren haben könnte und glauben, daß ich hinter ihre Schliche gekommen bin. Hast du eine andere Meinung?“ Allan Raymond wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. „Wir könnten uns den Mann auf jeden Fall einmal anschauen, der dir so Wichtiges zu sagen hat. Vielleicht ist uns die Polizei dankbar, wenn wir ihn bei ihr abliefern.“
    „Und wenn wir in eine Falle laufen?“
    Allan Raymond klopfte vielsagend an seine Manteltasche. Trage seit kurzem immer eine Pistole bei mir“, sagte er lächelnd. „Wir brauchen uns also vor einem Hinterhalt nicht zu fürchten. Ich schlage vor, daß wir kurz vor elf Uhr aufbrechen. All right?“
    „All right!“ murmelte Philip Cantrell nach einigem Zögern. „Allein würde ich auf keinen Fall hingehen. Aber wenn du mitkommst, wird mir nicht viel passieren.“ Sie tranken ein paar Schnäpse und bezahlten dann ihre Zeche. Pünktlich um 10.45 Uhu verließen sie die Schenke. Es war das erste Mal seit langer Zeit, daß Philip Cantrell wieder nüchtern auf seinen Beinen stand.
    „Vielleicht haben wir Glück“, meinte Allan Raymond optimistisch. „Es wäre mir recht, wenn dieser Fall bald endgültig geklärt wäre. In Zukunft werde ich nur noch wenig Zeit haben. Ich muß mich um ein Mädel kümmern, das dringend auf meinen Schutz angewiesen ist.“
    Mit langen Schritten strebten sie auf das Hafenviertel zu. Die Winternacht war grau und unfreundlich. Rußiger Nebel hing über den Werften und Docks. Vom Fluß klang das Tuten der Nebelhörner herüber. „Sollen wir nicht lieber umkehren?“ fragte Philip Cantrell ängstlich. „In einer solchen Nacht erschrickt man vor dem eigenen Schatten.“
    „Jetzt sind wir einmal hier“, murmelte Allan Raymond. „Jetzt bleiben wir auch dabei.“ Er zog den anderen energisch mit sich fort und rastete nicht eher, bis sie den Lagerschuppen am Millwall Point erreicht hatten. Es war so ziemlich der düsterste Ort des ganzen Hafenviertels. Zur Linken gurgelte das Wasser der Themse, rechts zogen sich die Docks und Lagerhäuser hin.
    „Hier ist es“, murmelte Allan Raymond. „Diese Stelle hat er gemeint.“ Er deutete auf einen dunklen Winkel, der sich zwischen einer Werftmauer und einem Lagerschuppen auftat. Vorsichtig und nach allen Seiten witternd, gingen sie auf die Baracke zu.
    Allan Raymond hatte die Hand am Schaft der Pistole. Zoll für Zoll spähte er die schlauchförmige Sackgasse ab.
    „Hallo!“ raunte er immer wieder. „Hallo!“
    Es rührte sich nichts. In dem düsteren Winkel hielt sich keine Menschenseele auf.
    Graue Nebelschwaden zogen an der Holzwand vorüber. Kein Lichtschein fiel bis hierher. Die Hafenlaternen waren weit entfernt. „Wir müssen warten. In drei Minuten ist es elf Uhr.“
    Sie blieben eng nebeneinander stehen. Keiner entfernte sich vom ändern. Ungeduldig warteten sie auf den Stundenschlag. Dann endlich hallten elf dünne Schläge vom Ship Yard herüber. Jetzt war es so weit! Allan Raymond schärfte seine Blicke. Wachsam spähte er auf einen tappenden Schritt. Sein Zeigefinger schloß .sich um den Abzug der Pistole. Er war bereit. Aber der Mann, der den merkwürdigen Zettel geschrieben hatte, ließ verdammt lange auf sich warten.
    Fünf Minuten vergingen. Zehn Minuten. Und noch immer war nichts zu hören.
    „Ich werde mal nachsehen“, sagte Allan Raymond leise. „Ewig können wir hier ja nicht stehenbleiben.“
    Er tappte an der Barackenwand entlang und trat auf den freien Hafenplatz hinaus. Zwei Meter vor der Kaimauer blieb er stehen. Vorsicht hämmerten die ruhelosen Gedanken. Nicht näher ans Wasser treten. In der Themse ist schon mancher ertrunken, der Jagd auf einen Mörder machte. Vielleicht lockte uns dieser Teufel nur deshalb in die Nähe des Wassers. Im nächsten Moment drehte er sich ruckartig um. Er hatte einen dünnen Hilfeschrei vernommen. Einen gurgelnden, erstickten Hilferuf.
    Das war Philip Cantrell, dachte er sofort. Er ist in höchster

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