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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Gefahr. Ich hätte ihn nicht allein lassen sollen. Darauf hat dieser Teufel anscheinend nur gewartet. Mit langen Sätzen jagte er auf den Winkel zwischen Lagerschuppen und Werftmauer zu. Noch einmal hörte er den dünnen röchelnden Schrei. Er erriet ungefähr die Richtung, woher er kam. Aber er konnte nichts erkennen. Er sah noch nicht einmal die Barackenwand. So düster wogte der Nebel auf und ab. Ich komme zu spät, schoß es ihm durch den Kopf. Dieser verdammte Nebel macht mich noch verrückt. Ich werde selbst in den häßlichsten Verdacht geraten, wenn es mir nicht gelingt, jetzt noch, in dieser Sekunde . . .
    Er riß in plözlichem Entschluß seine Pistole aus der Tasche und feuerte blindlings in den Nebel hinein. Er glaubte ein leises Scharren an der Holzwand des Schuppens zu hören. Dann ein leises Klappern wie von flüchtigen Schritten. Oder hatte er sich getäuscht? Mit schußbereit erhobener Pistole pirschte er sich in den Winkel hinein. Dann stolperte er plötzlich über ein weiches Bündel zu seinen Füßen. In einer schrecklichen Ahnung beugte er sich nieder.
    „Hallo, Philip!“ murmelte er betroffen. „Was ist geschehen? Gib Antwort!“
    Es blieb alles still. Der Körper zu seinen Füßen regte sich nicht. Es schien, als sei kein Leben mehr in ihm. Verzweifelt und mutlos knipste Allan Raymond sein Feuerzeug an. Das zuckende Flämmchen beleuchtete ein wächsernes Gesicht. Die blutleeren Lippen Philip Cantrells waren zusammengepreßt in Schmerz und Todesangst. Um seinen Hals lief eine dünne Seidenschnur. Allan Raymond war außer sich vor Zorn und Empörung. Gequält starrte er auf den regungslosen Freund nieder. Er war ratlos wie nie zuvor in seinem Leben.
    „He, Philip“, murmelte er mit keuchendem Atem. „Ich bin schuld daran. Ich ganz allein. Ich hätte nicht weggehen dürfen.“
    Ein leises Stöhnen war die Antwort. Es kam von den Lippen Philip Cantrells. Er lebte also. Es war noch nicht zu spät. Der Mörder war durch die Schüsse verscheucht worden, noch ehe er seine schurkische Tat vollenden konnte. Es dauerte vier, fünf Minuten, bis Philip Cantrell endlich wieder zur Besinnung kam. Aber auch dann war er nur bei halbem Bewußtsein. Stöhnend rieb er sich den zerschundenen Hals. Jeder Schluck tat ihm weh. Jeder Atemzug bereitete ihm höllische Qualen.
    „Kannst du gehen?“ fragte Allan Raymond leise.
    Philip Cantrell hängte sich schwer an seinen Arm. Es wurde eine mühevolle Wanderung. Sie kamen kaum vorwärts. „Ich habe es ja geahnt“, murmelte Philip Cantrell in abgerissenen Worten. „Wenn du nicht dabei gewesen wärst, läge ich jetzt stumm und reglos hinter diesem . . .“
    „Hast du diesen Teufel erkannt?“ fragte Allan Raymond hastig. „Ich gäbe ein Jahresgehalt dafür, wenn du mir seinen Namen nennen könntest.“
    „Ich glaube, er trug eine Uniform“, sagte Philip Cantrell schwer atmend. „Genau konnte ich ihn nicht sehen. Aber ich glaube, er war uniformiert . . .“
    Allan Raymond riß bestürzt die Augen auf. In seinem Hirn formten sich die seltsamsten Gedanken. Dann schüttelte er den Kopf. Es war zu töricht, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen . . .

    17

    Als Edward Fann am nächsten Abend im Klubgebäude am Ruskin Wall erschien, wurde er von seinen Freunden begeistert begrüßt. Ernest Barnham und Randolph Acton geleiteten ihn persönlich in das Beratungszimmer. Sie hatten die lange Tafel festlich decken und mit Blumen schmücken lassen. In den Sektkübeln lagen die Flaschen griffbereit. Auf einer Anrichte neben der Wand standen die verlockendsten Imbißplatten. Vom Kaviar bis zum Hummer waren alle Delikatessen vertreten.
    „Wir wollen den Abschied von Antony Fingal feiern“, lächelte Ernest Barnham glücklich. „Er wird uns in Zukunft nicht mehr quälen. Deshalb feiern wir heute Abend ein rauschendes Fest. Einverstanden?“ „Später werden wir die Klubbar ausräumen“, fügte Randolph Acton hinzu. „Die Mädchen werden Augen machen. In Zukunft müssen sie sich ihr Geld wieder durch ehrliche Arbeit verdienen.“
    „Laßt sie einstweilen, wo sie sind“, sagte Edward Fann mit rauer Stimme. „Vielleicht brauchen wir sie noch. Kann sein, daß sie aus der Barcley Werft noch ein paar Pläne beschaffen müssen.“
    Die Männer am Tisch rissen bestürzt und ungläubig die Augen auf. Ihre Gesichter wechselten plötzlich die Farbe. Kopfschüttelnd starrten sie auf Edward Fann.
    „Was ist denn plötzlich in dich gefahren?“ fragte Randolph Acton

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