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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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auch gar nichts von den Männern wissen. Ich bin keine verliebte Gans wie Kate Hugard oder...“
    „Was ist es dann?“ forschte Angela Sirion wachsam.
    „Die Wohnung.“
    „Wieso die Wohnung?“
    „Ich habe die Möbel auf Raten gekauft. Die Teppiche, die Vorhänge, den Musikschrank, alles auf Raten. Dazu kommt noch die teuere Miete. Ich habe mich übernommen. Die Schulden wachsen mir über den Kopf.“
    „Wenn es nur das ist“, sagte Angela Sirion aufatmend, „dann habe ich mir umsonst Sorgen gemacht. Ich würde die teure Wohnung aufgeben. Die Möbelhändler lassen vielleicht mit sich reden. Wir sprechen noch darüber, Marion. Es wird sicher wieder gut werden.“
    Hätte Marion Day die volle Wahrheit gesagt, so wäre sie mit großer Wahrscheinlichkeit am Leben geblieben. Sie schämte sich aber, von ihren neuen Geschäften zu reden. Sie wußte genau, daß sie damit gegen die Gesetze verstieß. Und mit der Polizei wollte sie auf keinen Fall etwas zu tun haben. Lieber dann auch weiterhin allein bleiben mit ihren Sorgen. Sie wartete ab, bis alle ändern die Garderobe längst verlassen hatten. Dann erst ging sie. Sie war allein. Vor dem Seitenausgang hielt sich kein Mensch mehr auf. Das konnte Marion Day nur recht sein. Sie wollte nicht angesprochen werden. Sie hatte nur den einen Wunsch, daß man sie in Ruhe ließ. Schon nach zehn Minuten traf sie in ihrer Wohnung ein, die am Narrow Oval gelegen war. Sie befand sich im ersten Stock und ging auf die Straße hinaus. Dafür kostete sie auch fünfzehn Pfund im Monat. Man hätte nun eigentlich erwarten sollen, daß sich Marion Day sofort zur Ruhe legte. Aber gerade das Gegenteil war der Fall. Sie kleidete sich um. Sie legte eine neue Decke auf den Tisch. Dann schleppte sie zwei Gläser und eine Flasche herbei. Anschließend begann sie unruhig im Zimmer auf und abzugehen. Es war klar, daß sie jemand erwartete. Sie horchte ständig in Richtung der Tür. Dann und wann ging sie zum Fenster und schob die Vorhänge zurück. Eine fiebernde Unruhe war in ihr. Die Miete, dachte sie. Ich habe für diesen Monat noch nicht die Miete bezahlt. Auch die Rate für den Musikschrank ist fällig. Woher soll ich das Geld nehmen? Wenn Ernest auch heute Nacht kein Geschäft für mich hat, wird der Gerichtsvollzieher auf der Bildfläche erscheinen. Sie wanderte wieder hin und her. Sie verkrampfte die Hände vor der Brust. In tiefer Reue bedauerte sie es, sich auf dieses kostspielige Abenteuer eingelassen zu haben. Sie hätte es nie wieder getan. Nie wieder! Eine halbe Stunde lang mußte Marion Day warten. Dreißig Minuten, jede einzelne angefüllt mit Verzweiflung und Bitterkeit. Dann endlich läutete es an der Tür. Es war Ernest. Er kam mit flachem Lächeln ins Zimmer. Sein dunkles Gesicht sah ziemlich verfallen aus. Die Augen blickten abwesend und starr. Die Pupillen waren nicht größer als Stecknadelköpfe.
    „Du hast Rauschgift genommen, wie?“ fragte Marion Day mit schleppender Stimme.
    „Na und? Ist das nicht meine Privatsache?“
    Marion Day setzte sich zögernd auf einen Stuhl. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet. Ihre Finger zitterten vor Unruhe. Sie starrte auf den Mann, der in lässiger Haltung am Tisch saß. Er sah genauso aus wie der Mann, dessen Beschreibung von allen Steckbriefen leuchtete. Aber solche Männer liefen schließlich zu hunderten herum. Wie sollte Marion Day da wissen, daß sie wirklich den fieberhaft gesuchten Mörder zu Gast hatte. Sie wußte nur, daß er mit Rauschgift handelte und daß er eine Gehilfin brauchte. Für dieses Geschäft hatte sie sich angeboten, um Geld zu verdienen.
    „Wann klappt es denn endlich?“ fragte sie nervös. „Seit einer ganzen Woche schon hältst du mich mit leeren Versprechungen hin. Ich kann die Wohnung nicht länger halten. Ich muß ausziehen.“
    „Morgen nach“, sagte Ernest Prince, „ist es soweit. Komm nach der Vorstellung zum Themsetunnel in Wapping. Sieh zu, daß dir keiner von der Polente folgt. Das wäre das schlimmste, was uns passieren könnte.“
    „Was muß ich tun?“ fragte Marion Day furchtsam.
    Ernest Prince winkte lässig ab. „Nichts Besonderes. Der Job ist kindisch einfach. Wir fahren mit einem Motorboot durch die Zollsperre im Hafen und laden ein paar Pakete in einen französischen Kutter über. Das ist so ziemlich alles.“ „Und was ist meine Aufgabe?“ fragte Marion Day atemlos.
    „Ich sagte es doch schon. Du wirst neben mir im Motorboot stehen. Wir beide sind allein. Sonst hast du

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