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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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den Leim gehen.
    Er konnte die Photos kaum in den Händen halten. Die Bilder schwankten auf und ab. Die Gesichter verschwammen vor seinen Augen. „Wer soll das sein?" fragte er töricht.
    „Jebb Mackolin und Lucas Turbin. Der eine ist tot. Der andere aber lebt noch. Wir könnten ihn sofort verhaften, wenn Sie ihn als Täter erkennen würden."
    „No", sagte Clark Dixon schwer atmend. „Ich kenne diese Leute nicht, Sir! Ich möchte fast beschwö= ren, daß sie mit dem Überfall auf mich nichts zu tun hatten. Ich gab doch damals schon eine ungefähre Personenbeschreibung. Der eine Täter war rothaarig und . . ."
    „Haben Sie sich nicht geirrt?"
    Wieder dieses nervöse Zittern in Clark Dixon. Er rang keuchend nach Luft. Er wich furchtsam den forschenden Blicken des Inspektors aus.
    „Ich habe ja nur den einen Täter erkannt", antwortete er mit schwankender Stimme. „Der andere blieb im Dunkel. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, daß keiner von den hier abgebildeten Männern in Frage kommt."
    Inspektor Flavius war nicht raffiniert genug, um Clark Dixon zu durchschauen. Dabei hätte er nur ein wenig zu bluffen brauchen, um den verstörten Mann zu erledigen. Ein paar Worte hätten genügt. Statt dessen zerdrückte Inspektor Flavius nur einen ärgerlichen Fluch zwischen den Zähnen. „Schade", brummte er enttäuscht. „Wirklich schade! Sie werfen alle meine Kombinationen über den Haufen, Mister Dixon! Nun bin ich wieder so klug wie zuvor. Sie allein hätten mir helfen können."
    Noch am selben Abend ließ sich Inspektor Flavius beim Sektionspräsidenten in Scotland Yard melden und erklärte ihm, daß dieser schwierige Fall über seine Kräfte ginge. So wanderte die dünne Akte ins Sonderdezernat und kam in die Hände von Kommissar Morry.

    10

    Lana Gordon kannte kein größeres Vergnügen, als an sonnigen Sommertagen mit dem alten Postauto nach Swansea hinauszufahren und dort bis zum Abend zu verweilen. Es gab in dem romantischen Nest eine uralte Mühle, einen Waldsee und ein sonniges Terrassencafe. Kein Wunder also, daß sich Lana Gordon in Swansea immer sehr wohl und glücklich fühlte. Auch an diesem Donnerstag fuhr sie in den stillen Ort hinaus. Allerdings benützte sie diesmal nicht den Bus, sondern brauste mit ihrem eigenen Wagen durch die friedliche Landschaft. Es war ein moderner Zweisitzer, den ihr der Vater erst vorige Woche geschenkt hatte. Die Kellner des Terrassencafes, die sie seit langem kannten, begrüßten sie mit erstaunten Blicken.
    „Donnerwetter, Miß Gordon!" riefen sie verblüfft. „Welch' eine Pracht von einem Auto. Wie viele Männer würden sich glücklich schätzen, diesen Wagen steuern zu dürfen. Aber Sie werden wohl keinem das Vergnügen gönnen."
    „Nicht leicht!" strahlte Lana Gordon und nahm unter einem Sonnenschirm Platz. „Allein fährt es sich am schönsten. Die Männer sind mir zu leichtsinnig. Sie rasen an den nächsten Baum, und dann ist es aus mit der Herrlichkeit."
    Die Kellner lächelten sich vielsagend an. Sie waren es nicht anders gewöhnt, als Lana Gordon immer allein zu sehen. Ein unfaßbares Wunder eigentlich. Sie war auffallend hübsch und besaß eine makellose Figur. Überdies stammte sie aus bestem Hause. Ihr Vater war erster Direktor bei der Central Common Bank. Er konnte seinem einzigen Töchterchen jeden Wunsch erfüllen. Er war sicher auch bereit, ihr eine stattliche Mitgift in die Ehe mitzugeben. Aber bisher hatte sich Lana Gordon nicht entschließen können, von einer solchen Mitgift Gebrauch zu machen. Es war einer jener wolkenlosen Sommertage, wie man sie im nebligen England so selten zu sehen bekommt. Auf dem kleinen See schwammen ein paar Schwäne mit stolz gereckten Hälsen. Irgendwo schaukelte ein Kahn. Unzählige Waldvögel zwitscherten ihre Liebeslieder in die flirrende Luft. Lana Gordon trank ihren Kaffee, aß ein Stück
    Obstkuchen dazu und freute sich ihres Lebens. Es war genauso, wie sie es sich wünschte: wenig Betrieb, die meisten Tische leer und keine neugierigen Gaffer. Die Kellner hatten nur wenig zu tun. Sie standen die meiste Zeit an Lana Gordons Tisch herum und unterhielten sich mit belanglosen Scherzen. So ging es eine Stunde lang. Und dann kam plötzlich jener Mann, der Lana Gordon seit Anfang dieser Woche auffällig oft begegnete. Er war schlank und hochgewachsen wie eine Tanne. Sein ganzes Wesen verriet sportliche Männlichkeit. Sein Gesicht war klug und kühn; es besaß markante Linien, die man nicht so leicht vergaß. Lana Gordon

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