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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Patrone in seiner Pinzette. Ein Geschoß vom Kaliber 9 mm. Der Prägestempel war hinreichend bekannt. Man sah ihn heute bereits zum dritten Mal.
    „Seltsame Gegend", wiederholte der Arzt leise. „Dieser Platz hier scheint eine merkwürdige Anziehungskraft auf einen Mörder zu haben. Seit Mary Dixon ermordet wurde, geht der Tod hier in der Nachbarschaft um. Erst der Feinkosthändler Cedrick Globe und jetzt dieser Unbekannte. Kennt ihn jemand?"
    Die Beamten starrten in das wächserne Gesicht des Toten und schüttelten die Köpfe. Nein, niemand kannte diesen Mann. Er besaß ein harmloses Durchschnittsgesicht, das nur die bleiche Farbe des Todes so unheimlich erscheinen ließ.
    „Moment mal", sagte Inspektor Flavius und näherte sich den Neugierigen, die schaudernd vor der nächsten Haustür standen.
    „Kommen Sie doch bitte mal her! Stammt dieser Mann aus der Nachbarschaft? Ist er Ihnen bekannt?"
    Die Leute blieben stumm. Sie schüttelten die Köpfe. Später behaupteten zwei beherzte Männer, diesen Mann noch nie in ihrer Wohngegend gesehen zu haben.
    Aber der Eisenbahner Elliot Henley hatte etwas zu melden. Er war noch immer völlig durcheinander von dem eben ausgestandenen Schrecken. Stotternd berichtete er dem Inspektor von seinen beklemmenden Erlebnissen.
    „Wir lagen ahnungslos in den Betten, meine Frau und ich", berichtete er stockend. „Wir schliefen und dachten an nichts Böses. Da drang plötzlich ein Mann in unser Schlafzimmer ein. Er schlug laut die Tür zu. Von diesem Geräusch erwachten wir."
    „Einen Augenblick", unterbrach ihn Inspektor Flavius rasch. „War es dieser Mann?"
    „Wir haben den Eindringling nicht erkannt", gestand Elliot Henley zögernd. „Aber dieser Mann ist es sicher nicht gewesen, Sir. Denn als der Schuß fiel, war der andere noch bei uns im Zimmer."
    „Haben Sie den Fremden erkannt?"
    „No, Sir! Er stand hinter einer grellen Lampe. Er blieb im Dunkeln. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Aber ich würde jederzeit seine Stimme wiedererkennen."
    „Was wollte der Mann von Ihnen?"
    „Einen grüngelben Zettel, Sir, auf dem eine vierstellige Zahl stehen sollte. Er behauptete, wir hätten diesen Zettel im Besitz. Aber ich kann mir nicht einmal denken, was er damit meinte."
    Inspektor Flavius drehte sich hastig zu Wachtmeister Potter um.
    „Notieren Sie sich das", raunte er leise. „Dieser grüngelbe Zettel scheint verdammt wichtig zu sein. Vielleicht ist er der Schlüssel zu dem ganzen Geheimnis."
    Er wandte sich wieder an den biederen Eisenbahner. „Der Fremde wollte also von Ihnen diesen Zettel haben. Erzählen Sie bitte weiter!"
    Elliot Henley zuckte mit den Achseln.
    „Wir konnten dem Mann nur sagen, daß er bei uns an der falschen Adresse war. Wir haben einen solchen Zettel nie gesehen. Der Fremde schien enttäuscht und wollte sich an die Tür zurückziehen. In diesem Moment läutete es."
    „Wie bitte?"
    „Es läutete, Sir! Die Flurglocke schlug an."
    „Und dann?"
    „Gleich darauf fiel der Schuß, Sir! Ich sprang aus dem Bett, riß das Fenster auf und schrie um Hilfe. Der Fremde verließ das Haus. Ich sah ihn, wie er aus der Tür kam. Er beugte sich über den Toten nieder. Er versuchte ihn hochzuheben. Anscheinend wollte er ihn wegschleppen. Doch er wurde in seinem Vorhaben gestört. Die Leute aus dem Haus und aus der Nachbarschaft verscheuchten ihn."
    Inspektor Flavius drehte sich wieder zu Wachtmeister Potter um.
    „Der Fall scheint ziemlich klar zu sein", murmelte er. „Die beiden Männer gehörten zusammen. Der eine drang in die Wohnung ein und der andere stand draußen Schmiere. Fragt sich also nur, warum ihnen bei ihrem dunklen Geschäft ein Mörder in die Quere kam? Das Motiv ist völlig unklar. Es sei denn, der Mörder wäre ebenfalls scharf auf diesen seltsamen Zettel gewesen." Er machte eine kurze Pause und gab dann mit klarer Stimme die nächsten Anweisungen. „Wir haben keine Ausweispapiere bei dem Toten gefunden", sagte er kurz. „Wir werden den Mann ins Leichenschauhaus schaffen lassen. Sein Photo geht schon morgen früh an alle Zeitungen. Vielleicht kann ihn jemand aus der Bevölkerung identifizieren. Wissen wir erst, wer es ist, dann sind wir auch dem Mörder ein paar Schritte näher."
    Das war vorerst alles. Die Beamten schickten sich zum Weggehen an. Der Tote wurde in einen schwarzen Kastenwagen verladen und weggefahren. Ein paar Minuten später lag der Platz wieder in friedlicher Stille. Nur ein paar rotgefärbte Pflastersteine erinnerten noch

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