Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Abendstunde legte sie vor ihrem Vater doch ein Geständnis ab.
    „Ich war völlig schuldlos, Dad", stammelte sie, „das mußt du mir glauben. Ein flammender Blitzstrahl war an allem schuld. Er blendete mich. Ich kam von der Straße ab. Ich stürzte eine Böschung hinunter. Der Wagen geriet in Brand und . . ."
    „Weiter!" drängte Stephan Gordon mit aufgeregter Stimme. „Was geschah dann weiter?"
    „Ein junger Mann kam mir zu Hilfe, Dad. Er allein hat mich gerettet. Er war rührend um mich besorgt." Sie nahm einen hastigen Schluck aus ihrem Weinglas und schmiegte sich dann zärtlich an ihren Vater. „Er heißt Albert Korda, Dad", plauderte sie rasch weiter. „Er war bei einer Bank beschäftigt. Vor kurzem hat er seine Stelle verloren. Könntest du ihm nicht helfen? Es wäre dir doch ein leichtes, ihn bei der Central Common Bank unterzubringen?"
    Stephan Gordon war gar nicht begeistert von diesem Ansinnen. Er wurde merklich kühler. „Mal sehen", erwiderte er wortkarg. Sonst sagte er nichts. Trotzdem erhielt Albert Korda drei Tage später einen kleinen Posten bei der Central Common Bank.
    Er fuhr mit seinem eleganten Wagen am Kennington Oval vor und betrachtete schmunzelnd das prunkvolle Gebäude, in dem er in Zukunft arbeiten sollte. Lächelnd ging er auf das prächtige Portal zu. Selbstbewußt schritt er an dem Portier vorbei und in den Schalterraum hinein. Er meldete sich bei dem Abteilungsleiter Lucius Banim und zeigte das Empfehlungsschreiben des ersten Direktors vor.
    „Man hat mich an Sie verwiesen, Mister Banim", sagte er kühl. „Ich glaube, ich soll Clark Dixon vertreten, bis er wiederkommt. Glauben Sie, daß ich seine Arbeit schaffen werde?"
    Lucius Banim musterte den gutgekleideten Herrn mißtrauisch von oben bis unten.
    „Ich verstehe nicht, warum Sie sich so um diesen kleinen Posten reißen", brummte er mit gerunzelten Augenbrauen. „Von dem Gehalt, das Sie hier beziehen werden, können Sie sich keine so teuren Maßanzüge mehr leisten. Sie müssen buchstäblich im Geld schwimmen, Mister Korda. Ich sah Sie vorhin mit Ihrem Wagen Vorfahren. Selbst unsere Direktoren können sich keine derartigen Luxusautos leisten."
    „Dafür habe ich aber auch mehr Schulden als Haare auf dem Kopf", gestand Albert Korda treuherzig. „Ich weiß gar nicht, wie das werden soll. Jeden Tag habe ich den Gerichtsvollzieher als Gast. Es wird höchste Zeit, daß wieder etwas Geld in meine Kasse kommt."
    Da Lucius Banim nichts zu diesen leichtfertigen Worten sagte, hatte Albert Korda Zeit und Gelegen= hedt, den regen Betrieb an den Schaltern zu studieren. Er sah den Kassierern zu, wie sie geschickt und schnell die Geldscheine auf die Schalterbretter zählten.
    Er seufzte leise. „Wenn man bedenkt", murmelte er, „daß hier das Geld haufenweise herumliegt, und unsereiner könnte es so notwendig brauchen . . .“
    Lucius Banim zuckte verächtlich mit den Achseln. „Ich glaube nicht, daß Sie alt in unserer Bank werden, Mister Korda", sagte er von oben herab. „Ein Mann mit solchen Ansichten wird nirgends viel Vertrauen genießen."
    Er ging zu dem Schreibtisch, an dem früher immer Clark Dixon gesessen hatte. Die eichene Platte glänzte kahl und leer. Aus den Schubladen roch es nach Staub und angefaulten Äpfeln. „Hier werden Sie in Zukunft arbeiten, Mister Korda. Nehmen Sie Platz! Ich werde Ihnen gleich Arbeit besorgen. Es blieb ziemlich viel unerledigt, seit Clark Dixon vom Dienst suspendiert wurde." Albert Korda blickte schaudernd auf die vielen Aktendeckel, die der Abteilungsleiter angeschleppt brachte. Eine Unzahl von Formularen quollen auf den Schreibtisch. Formulare und nochmals Formulare.
    „Ziemlich trockener Mist", stellte Albert Korda mißvergnügt fest. „Verdammt, was wird das für ein schauderhafter Tag werden. Ich hätte es mir doch noch einmal überlegen sollen."
    Wieder wußte Lucius Banim keine Antwort auf die frivolen Redensarten des neuen Angestellten. Er kehrte ihm geringschätzig den Rücken zu, machte ein paar zaudernde Schritte und trat dann in das Chefzimmer des zweiten Direktors ein.
    „Guten Morgen, Mister Bienheim", stieß er hastig hervor. „Wie konnte nur eine solche Panne passieren? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ist unser erster Direktor denn plötzlich blind geworden? Sieht er denn nicht, welch einen lockeren Vogel er da engagierte?"
    „Wovon sprechen Sie denn überhaupt?" fragte Ashley Bienheim befremdet.
    „Von dem Neuen, der ab heute die Stelle Clark Dixons einnehmen soll.

Weitere Kostenlose Bücher