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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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„Bist du denn verrückt? Ist dein Gefasel wahr? Bist du wirklich an dem Überfall beteiligt gewesen? Hast du das schurkische Spiel mitgemacht?"
    Clark Dixon senkte das blasse Gesicht. Ein jämmerliches Schluchzen stieg in seiner Kehle auf. Der Alkohol und die Angst machten ihn zum Narren. „Ja, ich habe es getan", jammerte er. „Ich komme mit vollem Recht ins Gefängnis. Ich hätte bei Mary bleiben sollen. Sie hat mir nur Gutes erwiesen. Sie war treu und anständig und würde vielleicht auch jetzt noch zu mir halten."
    „Geh!" schnaubte Olga Marat abscheuerfüllt. „Verlaß meine Wohnung! Ich will mit einem Betrüger nichts zu tun haben. Das hätte mir gerade noch gefehlt, daß dich die Polizei ausgerechnet in meiner Wohnung verhaftet. Du sollst gehen. Hörst du denn nicht?"
    Clark Dixon war schon viel zu betrunken, um den Sinn ihrer Worte überhaupt voll zu erfassen. Er taumelte aus seinem Sessel auf. Er schwankte zur Tür.
    „Wie gut, daß es nicht viele Männer von deiner Sorte gibt", höhnte Olga Marat hinter ihm her. „Einen solch traurigen Burschen habe ich noch nie hier gehabt. Ich hätte es mir eigentlich denken sollen, daß du mir auch heute die Stimmung verdirbst."
    Clark Dixon stand schon draußen im Korridor. Er ging die Treppe hinunter, öffnete die Haustür und stolperte auf die Straße hinaus. Vielleicht ist es gut so, dachte sein trunkenes Hirn. Ich werde nach Hause gehen. Wenn man mich morgen früh verhaftet, wird es nicht viel Aufsehen geben. Die Leute am Pavement in Clapham sind es schon gewöhnt, daß die Cops immer in meiner Nähe sind. Er war auf einmal viel ruhiger wie zuvor. Der Alkohol machte ihm Mut. Die Entscheidung war gefallen. Es gab nur noch einen Weg für ihn. Er fuhr mit dem Nachtbus nach Clapham und stieg am Pavement aus. Das graue Haus, in dem er vier Jahre lang mit Mary gewohnt hatte, lag vor ihm. Sonst hatte ihm immer vor der Einsamkeit der öden Wohnung gegraut. Heute war ihm das alles gleichgültig. Er verkroch sich in das Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich zur Ruhe nieder. Schläfrig schielte er auf das Bett nebenan, das seit ein paar Wochen leerstand. Er schloß die Augen und versuchte einzuschlafen. Es hat sich alles nicht gelohnt, dachte er mit bleiernen Gedanken. Ich habe nichts davon gehabt. Ich hätte ein anständiger Mensch bleiben sollen, dann wäre Mary vielleicht heute noch am Leben. Wieviel hätte ich mir erspart! Er horchte erstaunt auf, als er draußen die Tür gehen hörte. Was war denn los? Wer besaß denn außer ihm noch Schlüssel zu seiner Wohnung? Mary? Ja, natürlich Mary. Aber sie war tot. Sie kam nie wieder. Clark Dixon horchte. Er hatte sich nicht geirrt. Er hörte die Tür leise an der Mauerwand anschlagen. Schleichende Schritte tappten in den Flur herein. Sie näherten sich dem Schlafzimmer. Sie zögerten eine Weile. Dann griff eine Hand nach der Klinke. Ächzend bewegte sich der Drücker abwärts. Die Tür ging auf.
    „Was ist denn?" fragte Clark Dixon entgeistert in die Dunkelheit. „Wer ist da? Sind Sie's, Mackolin?"
    Nein, es war nicht Jebb Mackolin. Es war der Mörder, dem schon Mary zum Opfer gefallen war.
    Er kam lautlos wie der Tod an das Bett heran. Er war schwarz wie die Finsternis, die ihn umgab. Mit letzter Energie warf sich Clark Dixon im Bett herum und tastete nach der Nachttischlampe. Mit zitternden Fingern drückte er auf den Knopf. Es wurde hell. Ein matter Lichtschein beleuchtete den unheimlichen Gast.
    „Sie?" fragte Clark Dixon verblüfft und aufgeregt. „Wie kommen Sie denn hierher? Wollen Sie mir etwa sagen, daß ich . . . ?"
    Er verstummte. Er hatte die Pistole in der Hand des anderen entdeckt. Es war seine eigene Dienstwaffe, die er früher immer getragen hatte. Er erkannte sie ganz genau.
    Der Mörder, zuckte ein irrer Gedanke durch sein zerquältes Hirn. Es ist der Mörder. Ich möchte nur wissen, warum er mich für so gefährlich hält, daß er mich umbringen will. Ich bin doch bereits am Ende. Ich komme ins Gefängnis. Für wen sollte ich da noch eine Gefahr sein.
    „Was ist denn?" fragte er mit schwankender Stimme. „Ich habe Ihnen doch nie etwas getan. Und auch Mary war..."
    Er sah, daß der andere die Pistole hob. Der Zeigefinger seiner Rechten lag am Abzug. Die Mündung der Waffe richtete sich auf das Kopfkissen. Clark Dixon fuhr mit einem irren Aufschrei zurück. Er versuchte, sich unter die Federn zu verkriechen. Er wollte aus dem Bett springen. Er wollte alles mögliche tun. Aber nichts tat er

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