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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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stieß Jebb Mackolin auf eine winzige Schatulle. Er brach sie auf. Er griff hungrig hinein. Ein ganzes Bündel Geldscheine knisterte zwischen seinen Fingern.
    „Hier", knurrte er kastig. „Kommen Sie her, Mister Dixon! Sie sollen auch was von dem Mammon haben. Wenn wir schon die Tasche nicht finden, so ziehen wir diesmal wenigstens nicht mit leeren Händen ab."
    Clark Dixon griff begehrlich nach den Banknoten. Sie verschwanden im Bruchteil einer Sekunde. Unruhig äugte er dann durch das Zimmer. Seine Blicke hefteten sich wie gebannt auf die Tür.
    „Hören Sie nichts?" fragte er atemlos.
    Jebb Mackolin löschte augenblicklich seine Lampe. Es wurde dunkel. Man konnte nichts mehr erkennen. Ringsum stand die Finsternis wie eine schwarze Mauer.
    „Hallo!" raunte Clark Dixon heiser. „Wo sind Sie? Welchen Weg müssen wir nehmen?"
    Er bekam keine Antwort. Der andere war nicht mehr da. Er hatte sich heimlich weggeschlichen. Verdammt, wohin war er gegangen? Wo befand sich die Hintertür?
    Clark Dixon war unfähig, sich vom Fleck zu rühren. Er hörte Stimmen draußen vor dem Haus. Einen erregten Wortwechsel. Mr. Rochester und seine Gattin kehrten eben zurück. Sie hatten die aufgebrochenen Türen entdeckt. Sie machten mit kreischenden Stimmen ihrer Empörung Luft. Sie kamen hastig in die Wohnung herein. Irgendwo knackte ein Lichtschalter. Es wurde hell. Clark Dixon stand mitten im Licht. Sein Gesicht war weiß wie die Wand. Ängstlich streckte er die Hände vor.
    „Ich war es nicht, der die Türen aufbrach", stieß er gehetzt durch die Zähne. „Ich kam ahnungslos an Ihrem Laden vorbei. Ich sah die Türen offenstehen. Da betrat ich die Wohnung, um nach dem Rechten zu sehen. Leider kam ich zu spät. Der Dieb hatte inzwischen das Weite gesucht."
    Er sah die Augen Clement Rochesters ungläubig und argwöhnisch über sein Gesicht tasten. Der Mann glaubte ihm kein Wort. Auch seine Frau stand da und musterte ihn mit kalten Blicken.
    „Ich werde die Polizei alarmieren", stotterte Clark Dixon verwirrt. „Gedulden Sie sich solange. Ich hole die Konstabler vom nächsten Revier."
    Der plumpe Trick gelang. Clark Dixon sicherte sich noch eine kurze Galgenfrist. Er konnte frei und ungehindert das Haus verlassen Rasch entfernte er sich aus der gefährlichen Gegend. Aber es war ihm doch klar, daß nun das Ende kommen mußte. Man würde ihn schon morgen früh verhaften. Diesmal gab es keine Chance mehr für ihn. Er kam um den Einbruch nicht herum. Er war auf frischer Tat ertappt worden.
    Sie werden mich solange verhören, dachte er, bis ich alles zugebe. Den Einbruch und den fingierten Überfall an der Ecke der Clayton Street. Man wird mich jahrelang ins Gefängnis sperren. Und wofür? Was habe ich denn geerntet? Ein paar dreckige Geldscheine, weiter nichts. Die Tasche hat längst ein anderer. Er wird nie ins Gefängnis gehen müssen. Aber ich. Ich werde schon morgen hinter Schloß und Riegel sitzen. Seine Lage war wirklich verzweifelt. Er wußte keinen Rat mehr. Auf keinen Fall wollte er jetzt naclx Hause gehen. Er hätte die Einsamkeit der öden Wohnung nicht ertragen. Als er seine Hände in die Manteltaschen schob, fühlte er knisternde Geldscheine zwischen seinen Fingern. In diesem Moment mußte er an Olga Marat denken. Er wußte, wie empfänglich sie für Geldscheine aller Sorten war. Vielleicht konnte er ihr noch einmal imponieren. Vielleicht gönnte sie ihm eine Atempause und eine Nacht des Vergessens. Mit dieser vagen Hoffnung wanderte er dem Cafe Vienna zu.

    12

    Er hatte das Glück, Olga Marat wirklich in einer Polsternische des Cafe Vienna anzutreffen. Sie war wie immer allein. Halb spöttisch, halb verächtlich schaute sie Clark Dixon entgegen.
    „Was willst du denn noch?" fauchte sie gereizt zur Begrüßung. „Habe ich dir nicht bereits deutlich meine Meinung gesagt? Willst du unbedingt noch eine neue Abfuhr erleben?"
    Clark Dixon zog langsam und umständlich seinen Mantel aus. Er nahm die vielen Geldscheine aus der Tasche und steckte sie in die Jacke seines Anzuges. Das tat er so auffällig, daß Olga Marat es unbedingt sehen mußte. Fragend blickte er in ihr Gesicht. Beklommen versuchte er in ihren Augen zu lesen. Sie war irgendwie verwandelt. Sie hatte sich tatsächlich von den lumpigen Scheinen blenden lassen. Oder schien es nur so? Jedenfalls hatte sie nichts dagegen, daß er in den Polstern neben ihr Platz nahm. Sie ließ es sich auch gefallen, daß er ihr einen Cocktail spendierte. Darüber hinaus aber tat sie

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