Kommissar Morry - Der Tod war schneller
zu sagen. Ihr war plötzlich ziemlich bang ums Herz. Ihr Glaube an. Albert Korda hatte einen schweren Stoß erlitten.
„Wie lange bleiben Sie noch?" fragte sie mit raschem Atem.
„Ich gehe jetzt", sagte Albert Korda freundlich. „Besten Dank für die Einladung, Miß Gordon. Es war mir ein großes Vergnügen."
Er verbeugte sich wieder wie ein Kavalier der alten Schule und ging dann rasch von ihr weg. In seiner Eile hatte er vergessen, ihr ,Gute Nacht' zu sagen.
14
Bei Jebb Mackolin gab es seit einigen Tagen nur noch Butter und Käse in allen Sorten. Die mageren Kinder blühten förmlich auf. Auch Kate keifte jetzt nicht mehr und trug statt dessen ein sonniges Wesen zur Schau.
„Du solltest mal wieder in dieser Milchhandlung aushelfen, Jebb", sagte sie zu ihrem Mann, der brummig am Herd saß. „Sie haben dich dort nicht schlecht bezahlt für deine Arbeit. Was mußtest du denn überhaupt tun? Du hast noch gar nichts davon erzählt."
„Ich habe zwei Lastwagen ausgeladen", knurrte Jebb Mackolin mundfaul. „War eine Heidenarbeit. Mir tut jetzt noch alles weh."
„Du Armer", sagte Kate gutmütig. „Du bist eben die Arbeit nicht gewöhnt. Trotzdem solltest du den Job nicht laufen lassen, Jebb! Melde dich doch wieder in diesem Milchgeschäft. Die Leute dort haben scheinbar noch etwas übrig für arme Leute."
Jebb Mackolin stand gähnend auf, reckte seine bullige Gestalt und zog seine Jacke über das karierte Hemd. Als er seine Hände in den Taschen vergrub, bekam er ein paar knisternde Scheine zwischen die Finger.
„Hier", sagte er großspurig zu Kate und legte zehn Pfund auf den Tisch. „Du sollst auch etwas haben. Ich gehe jetzt."
„Mein Gott", seufzte Kate entzückt. „Was muß das für ein fabelhafter Laden sein. Geh wieder hin, Jebb! Ich bitte dich. Frag mal nach, ob sie nicht einen Putzplatz für mich haben. Die Kinder essen doch den Emmentaler so gern. Wenn ich auch mitarbeiten könnte, hätten wir in Zukunft immer Käse im Hause."
Jebb Mackolin brummelte etwas in seinen Bart und machte sich dann ziemlich eilig aus dem Staube. Als er die Treppe hinunterging, pfiff er leise vor sich hin. Er war in verhältnismäßig guter Stimmung. Zum ersten Mal seit vielen Wochen hatte er wieder Geld in der Tasche. Er gedachte sich damit einen frohen Abend zu machen. Er war kaum auf der Straße angelangt, da marschierte er auch schon schnurstracks auf seine Stammkneipe zu. Grinsend stoffeite er in die muffige Schankstube hinein. Rasch schob er sich durch das Gedränge an der Theke. Am Stammtisch sah er seine Freunde zusammensitzen. Der Stuhl Lucas Turbins war leer. Aber die drei anderen Himmelten sich breit um den Tisch herum. Sie begrüßten ihn mit freudigen Grölen.
„Na, da bist du ja, Jebb", brüllte Ferry Gospel. „Haben dich seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Dachten schon, es wäre dir so ähnlich ergangen wie Lucas Turbin."
„Gott steh mir bei!" stammelte Jebb Mackolin. „Ein solches Ende möchte ich nicht erleben. Da bleibe ich schon lieber zu Hause und ernähre mich redlich. Dann kann mir nicht viel passieren."
„Hör mal", mischte sich Nick Harder in das Gespräch. „Du warst doch früher mit einem gewissen Clark Dixon befreundet?"
Jebb Mackolin spitzte mißtrauisch die Ohren. Sein Gesicht wurde hart , und kantig. „Wie kommt ihr darauf?" fragte er gedehnt.
„Lucas Turbin hat uns das erzählt. Er sagte, daß ihr mit Clark Dixon gemeinsame Geschäfte macht. Ist ja auch weiter nichts dabei."
„Was wollt ihr also?" fragte Jebb Mackolin trotzig. „Was ist mit Clark Dixon?"
„Er ist tot."
„Tot?"
„Hm. Er wurde ermordet. Man fand ihn gestern abend in seiner Wohnung. Er muß schon zwei Tage lang dort gelegen haben, bis man ihn endlich entdeckte. Die Polizei wollte ihn verhaften. Sie kam wieder einmal zu spät. Der Mörder war schneller."
Jebb Mackolin kaute finster auf seiner Unterlippe herum. Seine Gedanken irrten unruhig im Kreise. Er stand noch immer regungslos am Tisch. Geistesabwesend starrte er auf den Stuhl, den man vor ihn hingeschoben hatte.
„Willst du dich nicht endlich setzen?" brummte Nick Harder mürrisch. „Was hast du denn für Geheimnisse vor deinen Freunden? Dürfen wir nicht wissen, was du mit Clark Dixon getrieben hast?"
Jebb Mackolin überlegte noch immer. War es ratsam, den Boys reinen Wein einzuschenken? Konnte er sich auf ihr Schweigen verlassen? Würden sie ihn bei seiner schwierigen Suche unterstützen? Ein anderer Gedanke dämmerte plötzlich in ihm
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