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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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nichts, um ihn zu ermuntern. Sie wartete ab. Sie beobachtete ihn aus schmalen Augenschlitzen.
    „Ich möchte dir gern etwas schenken", sprudelte Clark Dixon mit holpriger Stimme hervor. „Willst du mich morgen in das Juweliergeschäft Goldsmith begleiten? Ich habe da einen Ring gesehen, der wundervoll zu dir passen würde. Einen Ring mit vier Brillanten und einem leuchtenden Rubin . . .“
    Er rückte näher an sie heran. Er war demütig wie ein kleiner Junge, den man eben verprügelt hatte. Sie muß diese eine Nacht bei mir bleiben, dachte er in verzweifelter Niedergeschlagenheit. Morgen ist sowieso alles aus. Ich habe nur noch knappe zwölf Stunden Zeit.
    „Wann treffen wir uns?" hörte er plötzlich die spröde Stimme Olga Marats. Er fuhr erschreckt aus seinen Gedanken auf.
    „Wie bitte?" fragte er dumm.
    „Ich meine morgen früh. Du willst doch mit mir zu Goldsmith gehen. Ich nehme das Geschenk an. Ich sage dir jetzt schon meinen besten Dank."
    Sie war kühl und reserviert wie immer. Mit keiner Miene verriet sie, daß sie sich freute. Ihre Augen blieben verschleiert und glanzlos. Sie nippte von ihrem Cocktail und sinnierte dann träge vor sich hin wie eine schläfrige Katze. Morgen früh werde ich verhaftet, grübelte Clark Dixon. Ich werde dann jahrelang keine Frau mehr sehen. Jahrelang werde ich auf jedes Vergnügen verzichten müssen. Dies ist die letzte Nacht, die mir etwas schenken könnte. Nach zehn Minuten brachen sie auf. Olga Marat wohnte gleich in der Nachbarschaft. Sie hatten nur wenige Schritte zu gehen.
    „Was ist?" fragte Clark Dixon heiser, als sie unter der Haustür standen. „Du hättest noch etwas an mir gutzumachen. Ich mußte damals allein nach Schottland fahren. Vergebens wartete ich auf dein Kommen. Heute wäre alles viel einfacher. Du brauchst mich nur mit hinaufzunehmen."
    „Komm!" sagte Olga Marat wortkarg. „Geh leise. Die Hausbewohner brauchen nichts von deinem Besuch zu wissen."
    Sie stiegen eine Treppe hinauf und betraten die Wohnung Olga Marats. Die Räume waren nicht besonders groß, aber fürstlich und verschwenderisch eingerichtet. An der Garderobe hing ein Herrenmantel. Im Wohnzimmer standen zahlreiche Aschenbecher herum. Zigarrenstummel lagen darin. An der kleinen Hausbar standen einige Flaschen mit kräftigen Männerschnäpsen. Wie viele mögen wohl schon vor mir in dieser Wohnung gewesen sein, dachte Clark Dixon mit einem faden Geschmack auf der Zunge. Hier scheinen die Männer wie die Bienen ein- und auszufliegen. Heute bin ich mal an der Reihe. Für eine einzige Nacht. Morgen hat sie mich sicher schon vergessen. Er setzte sich in einen Sessel. Er griff nach einer Schnapsflasche und schenkte sich ein. Inzwischen zog sich Olga Marat draußen um. Als sie ins Zimmer zurückkehrte, hatte sie nicht besonders viel an. Ein weicher Hausmantel verhüllte ihre pralle Figur. Darunter waren neckische Perlonspitzen zu sehen. Aber Clark Dixon bemerkte das im Moment gar nicht. Er hing wieder seinen düsteren Gedanken nach.
    Der Schnaps machte ihn vollends konfus. Er geriet in einen weinerlichen Katzenjammer. Jetzt hätte er einen Menschen gebraucht, dem er sein Herz ausschütten konnte. Ob Olga Marat wohl der richtige Beichtvater für ihn war?
    „Was würdest du von mir denken", begann er, „wenn ich morgen ins Gefängnis käme. Würdest du an meine Schuld glauben? Oder könntest du dir vorstellen, daß sie mich wieder laufen lassen würden?"
    Olga Marat schloß nervös den Mantel über der halb entblößten Brust. Die Perlonspitzen waren auf einmal nicht mehr zu sehen. Das schöne Gesicht wurde starr und kalt wie Eis.
    „Hast du etwas ausgefressen?" fragte sie mit erhobenen Augenbrauen.
    Clark Dixon stürzte ein neues Glas hinunter. „Ich wollte nichts Schlechtes tun", stammelte er mit belegter Stimme. „Bestimmt nicht. Das ganze Geld sollte dir allein gehören. Ich wollte dir die Welt zu Füßen legen. Wäre es nach meinen Träumen gegangen, so hätte ich im Ausland ein Haus für uns beide gekauft. Wir wären vielleicht ein glückliches Paar geworden."
    Olga Marat ließ ein spöttisches Lachen hören. Sie nahm seine Worte nicht ernst. Sie machte sich über ihn lustig.
    „Es war alles so, wie ich eben sagte", fuhr Clark Dixon leise fort. „Ich habe alles nur für dich getan. Deshalb plante ich den Überfall. Nur aus diesem Grund ließ ich mir die Geldtasche rauben. Wir wären für alle Zukunft reich und glücklich gewesen."
    „Was sagst du da?" fragte Olga Marat schroff.

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