Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
Behauptung des Fremden doch hoffentlich nicht deshalb in Abrede, um sich schützend vor Kitty O'Conners stellen zu können?“
„Inspektor, Sie vergessen, daß ich so gut wie verlobt bin!"
Roger Landvilles Entrüstung wirkte nicht echt, aber nach der Enttäuschung, die Rockwell mit Jeanette erlebt hatte, war er keineswegs sicher, ob er dem jungen Mann wirklich glauben durfte.
„Meine Fragen sind an sich kaum von Belang", meinte Rockwell. „Sie stehen in keiner Verbindung mit dem eigentlichen Gegenstand meines Interesses, mit dem Mord. Und ganz sicher wäre es Ihr Privatvergnügen... falls ich mit diesem Ausdruck nicht ein wenig schief liege... der Frau Ihres besten Freundes den Hof zu machen, aber ich muß eben doch bemüht sein, ein möglichst abgerundetes Bild der Gesamtsituation zu erhalten. Und dazu gehören ohne Zweifel die Beziehungen der Beteiligten zu Freunden, Bekannten . .. und auch Gegnern. Ich danke Ihnen für das Gespräch."
Die beiden Männer erhoben sich von ihren Stühlen. Roger brachte den Inspektor bis zur Tür und verabschiedete sich dort von ihm.
„Was wollte er von dir?" fragte Jeanette eifrig, als Roger eine Minute später sein Zimmer betrat. Die Regenwolken waren inzwischen so dicht geworden, daß Jeanette im Zimmer eine Stehlampe angeknipst hatte.
Roger zuckte die Schultern. Er trat an den Tisch und entzündete eine Zigarette. Nachdem er den ersten tiefen Zug genommen hatte, meinte er: „Bis jetzt hatte ich den Eindruck, daß Rockwell ein kluger, zielbewußter Ermittlungsbeamter ist. Ich muß zugeben, daß meine Überzeugung allmählich ins Wanken gerät. Der Unbekannte hat ihm ein paar Flöhe ins Ohr gesetzt. Rockwell wollte wissen, ob es zuträfe, daß ich hinter Patricks Frau her sei."
„Was denn... hinter Kitty?" fragte Lincoln.
Roger nickte. „Ich brauche euch nicht zu erklären, daß das eine völlig idiotische Unterstellung ist."
Jeanette lachte plötzlich. „Ich muß zugeben, daß du gelegentlich sehr heftig mit ihr flirtest."
„Was hat das schon zu bedeuten?" fragte er mit einer Spur von Ärger in der Stimme. „Das tue ich mit jeder hübschen, gescheiten Frau. Patrick lacht nur darüber. Er fühlt sich geschmeichelt, wenn Kitty bei anderen ankommt. Im übrigen sind die beiden durchaus glücklich..."
„Nein", unterbrach Stuart Lincoln milde. „Das sind sie nicht."
„Wie kannst du so etwas behaupten?" fragte Jeanette, überrascht und offenbar befremdet.
„Ich kenne die Ehe der beiden gut genug, um einigermaßen im Bilde zu sein."
„Stuart hat recht", gab Roger mürrisch zu. „Die beiden haben sich in letzter Zeit etwas auseinander gelebt. Von Scheidung ist zwar keine Rede, aber es ist doch ganz offenkundig, daß einiges nicht mehr stimmt."
„Das ist das erste, was ich höre!" sagte Jeanette.
„Es sind Dinge, die niemand gern an die große Glocke hängt", meinte Roger. „Im übrigen möchte ich in diesem Zusammenhang betonen, daß ich an der Entfremdung der beiden keinerlei Schuld trage.”
„Das hat ja auch niemand behauptet", sagte Lincoln.
„Doch", meinte Roger. „Der Unbekannte hat es ganz unzweideutig festgestellt."
„Wer kann das nur gewesen sein?” wollte Jeanette wissen. „Es muß sich um einen Mann handeln, der in unseren Kreisen verkehrt, oder zu ihnen Verbindung hat! Wie könnte er sonst über diese Dinge informiert sein?"
„Ich finde, wir entfernen uns im Augenblick von dem Ausgangspunkt unseres Gesprächs", meinte Lincoln.
„O ja, verzeih!" rief Jeanette. „Du mußt schreckliche Minuten erlebt haben!"
„Das ist vergessen. Hier steht nur eins zur Debatte: wollen wir uns von einem Verbrecher Vorschriften machen lassen? Ich bin dagegen! Obwohl es gilt, wachsam zu bleiben, dürfen wir uns nicht seinem Diktat beugen. Ich bin dafür, schnellstmöglich zu heiraten!"
Jeanette lächelte gequält. „Du weißt, daß ich mir nichts anderes wünsche... aber wäre das unter den gegebenen Umständen nicht zu gefährlich?"
„Nein", entgegnete Lincoln. „Ganz im Gegenteil."
„Ich muß bekennen, daß ich Sie nicht verstehe", meinte Roger mit gerunzelten Augenbrauen.
„Der Unbekannte hat angedroht, die Landvilles vernichten zu wollen", erwiderte Stuart Lincoln. „Das bedeutet, daß Jeanette und Sie in Gefahr sind. Ich liebe Jeanette. Ich kann sie besser beschützen, wenn sie immer an meiner Seite ist."
„Das leuchtet mir ein", meinte Roger.
„Es wäre für Jeanette beruhigender, nachts nicht mehr allein schlafen zu
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