Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
vorgeben, einen sehr schlechten Dienst erwiesen."
„Ich bedauere das tief und kann nur die Hoffnung aussprechen, daß Sie mir verzeihen werden. In Zukunft werde ich bei der Aufklärung des Falles legal, uneigennützig und nach besten Kräften mitwirken!"
*
Roger Landville erwachte mitten in der Nacht. Im Zimmer war es stockdunkel. Er war allein mit sich und dem unruhigen Hämmern seines Herzens.
War er wirklich allein? Atmete nicht jemand ganz in seiner Nähe?
„Hallo?" rief er halblaut. Er erschrak vor der eigenen Stimme.
Ich bin von Sinnen, sagte er sich. Wenn wirklich jemand im Zimmer sein sollte, ist er jetzt gewarnt!
Er fühlte sich versucht, die Hand auszustrecken, um die Lampe anzuknipsen, aber er fürchtete sich vor dem, was seine Augen dann erblicken mochten. Langsam wurde er ruhiger. Ich habe schlecht geträumt, dachte er. Dieses verdammte Haus mit seinen unheimlichen Geräuschen, mit seinen knackenden Dielen, seiner knisternden, flüsternden Tapete und dem Heulen im Kamin, geht mir auf die Nerven! Nur drei Zimmer von seinem entfernt hatte man die Mutter erschossen. Er merkte, daß ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat. Vom Nachtschränkchen her leuchtete der kleine Reisewecker durch die Dunkelheit. Es war zehn Minuten nach ein Uhr. Plötzlich schrillte das Telefon. Er zuckte nervös zusammen. Was hatte das zu bedeuten? Jetzt um diese Zeit? Er gab sich einen Ruck und knipste das Licht an. Erleichtert atmete er auf, als er niemand im Zimmer sah. Dann griff er nach dem Telefonhörer und meldete sich.
Am anderen Ende der Leitung ertönte das Schluchzen einer Frau. „Bitte, Roger . .. bitte... du mußt sofort kommen!“
Er meinte, Kitty O'Conners Stimme zu erkennen und fragte unsicher: „Bist du's, Kitty?"
„Ja, Liebling. Du mußt mich sofort abholen. Ich halte es einfach nicht länger aus. Er hat mich geschlagen!"
„Patrick? Geschlagen?" entfuhr es ihm verwundert. „Das ist doch nicht möglich!"
„Wir hatten einen Streit. Das übliche, weißt du. Und da konnte ich plötzlich nicht mehr anders. Es kam ganz einfach über mich. Ich mußte ihm erklären, daß ich dich liebe, verstehst du? Es mußte endlich einmal gesagt werden! Und da . . . die Stimme wurde von einem Schluchzen unterbrochen, „hat er mich geschlagen!"
Roger biß sich auf die Lippen. Dieser Skandal hatte ihm gerade noch gefehlt!
„Bist du allein?" fragte er.
„Ja."
„Von wo sprichst du?"
„Von zu Hause."
„Wo ist Patrick?"
„Er ist einfach weggelaufen!"
„Wann?"
„Vor etwa zehn Minuten ..."
„Hat er den Wagen benutzt?"
„Ja."
„Warum rufst du erst jetzt an?"
„Ich... ich hatte nicht die Kraft, sofort mit dir zu sprechen. Ich mußte mich erst einmal ausweinen."
„Hat Patrick gesagt, was er zu tun beabsichtigt?"
„Nein..."
„Komisch", sagte Roger und schaute sich im Zimmer um. „Ich bin wach geworden, weil ich meinte, ein Geräusch gehört zu haben. Mit dem Wagen sind es von eurem Haus zu mir knapp fünf Minuten. Hältst du es für möglich, daß er hier ist?"
„Ich weiß es nicht. Er war ganz außer sich. Du mußt dich vor ihm in acht nehmen, Roger!" sagte sie ängstlich.
„Aber nein", beschwichtigte er sie. „Patrick ist nicht der Typ des rasenden, eifersüchtigen Ehemannes."
„Du hast ihn nicht erlebt! Er benahm sich wie ein Wilder. Ich bin noch völlig benommen. Wir hatten uns im Grunde doch gar nichts mehr zu sagen! Wir waren einander fremd geworden. Wie konnte er da nur so in die Höhe gehen, als ich ihm gestand, dich zu lieben?"
„Du bist ein Schäfchen", meinte Roger und war bemüht, den Ärger in seiner Stimme zu unterdrücken. „Hast du denn gar keine Phantasie? Kein Mann sieht und hört es gern, daß der beste Freund der eigenen Frau den Kopf verdreht!"
„Oh... ich habe mich gewiß schrecklich dumm benommen, aber ich konnte nicht anders! Ich bleibe keine Stunde länger in diesem Haus, Roger. Ich lasse mich von Patrick scheiden. Er hatte kein Recht, mich zu schlagen! Wirst du ... wirst du . .. ich meine, wirst du zu dem stehen, was du mir versprochen hast?"
„Aber klar, Baby! Ich gebe zu, daß ich mir den Verlauf der Dinge anders vorgestellt habe. Dieser plötzliche Bruch beschwört Komplikationen herauf, die mir zum jetzigen Zeitpunkt höchst ungelegen kommen."
„Aber du mußt doch auch an mich denken!"
„Natürlich, Liebling", tröstete er sie, obwohl er ärgerlicher war als zuvor. „Du tust mir schrecklich leid! Es war gemein von ihm, dich zu schlagen."
„Wann
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