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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zweites Mal wird man mich nicht zum Narren halten.“
    Er blieb tatsächlich auf seinem Posten, bis die Mordkommission des Sonderdezernats erschien. Inspektor Lawrence, der Stellvertreter Kommissar Morrys, führte die Beamten an. Zwei Photographen, ein Spurenexperte und der Polizeiarzt traten hinter dem Inspektor in den Saal. Sidney Romer folgte in scheuem Abstand. Sein Gesicht war grau, als sei Asche darauf gefallen. Mit brennenden Augen verfolgte er jede Bewegung der Beamten. Der Polizeiarzt hatte mit der Untersuchung des Toten begonnen. Kopfschüttelnd betrachtete er die gräßliche Kopfwunde.
    „So kann nur ein Irrer morden“, murmelte er zwischen den Zähnen. „Die linke Schläfenhälfte ist völlig zersplittert. Die Schläge wurden mit brutalster Wucht geführt. Dabei hätte ein einziger Hieb genügt, diesen Mann ums Leben zu bringen. Die tödlichen Verletzungen stammen anscheinend von einem metallischen Gegenstand. Ich denke dabei an einen Briefbeschwerer, an eine bronzene Statue oder ähnliches . . .“
    Inspektor Lawrence hörte sich den Bericht an, ohne ein Wort zu erwidern. Er blickte ständig zu Sidney Romer hin. Nach einer Weile trat er an seine Seite.
    „Haben Sie den Toten aufgefunden?“, fragte er gespannt.
    „Yes, Sir!“
    „Wann war das?“
    „Vor zwanzig Minuten, Sir.“
    „Kennen Sie den Mann?“
    „Ja, Sir! Er heißt Charles Clay und war zweiter Vorsitzender des Klubs, dem diese Räume Vorbehalten sind. Er wollte mir heute morgen ein Geheimnis verraten. Leider ist er nicht mehr dazu gekommen. Der Mörder war schneller.“
    „Welcher Mörder?“, fragte Inspektor Lawrence rasch.
    Sidney Romer zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht, Sir! Wie sollte ich den Mörder kennen. Ich kam erst gestern aus der Anstalt Tootham zurück. Ich war achtzehn Monate lang von der Welt abgeschlossen.“
    „Hm“, sagte der Inspektor zerstreut. „Ich erinnere mich. Sie hatten damals diesen bedauerlichen Unfall.“
    Er machte eine kurze Pause und blickte forschend zu dem Nachtportier hin, der noch immer wie ein Häufchen Unglück an der offenen Tür stand.
    „Was tut dieser Mann hier?“, fragte er kurz.
    „Ich habe ihn gerufen“, erwiderte Sidney Romer wahrheitsgemäß.
    „Ich wollte einen Zeugen für meine Entdeckung haben.“
    „Einen Zeugen?“
    „Ja, Sir“, mischte sich der Portier ins Gespräch. „Mr. Romer hat völlig recht daran getan, mich zu rufen. Gestern Nacht stand er nämlich schon einmal vor einem Toten. Er rief die Polizei ins Hotel. Als wir dann mit dem Sergeanten nach oben kamen, war der Tote auf einmal spurlos verschwunden.“ „Menschenskind“, knurrte Inspektor Lawrence mit gerunzelten Brauen. „Waren Sie etwa auch in der Anstalt Tootham? Was reden Sie denn da für einen Unsinn.“
    „Es ist aber so, Sir“, wehrte sich der Portier tapfer. „Fragen Sie Mr. Romer. Er wird Ihnen die Wahrheit meiner Worte bestätigen.“
    Inspektor Lawrence hatte schon die entsprechenden Worte auf der Zunge, aber dann hielt er es für besser zu schweigen. Auf die Angaben eines Mannes, den man eben erst aus einer Irrenanstalt entlassen hatte, konnte er sich ohnehin nicht verlassen.
    „Sie werden eine Vorladung erhalten“, sagte er deshalb ausweichend. „Halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung. Wahrscheinlich müssen Sie schon morgen im Yard erscheinen.“
    Das war zunächst alles. Als die Spurenexperten ihre Arbeit beendet hatten, wurde der Tote unter polizeilicher Aufsicht abtransportiert. Das geschah so unauffällig und diskret, daß niemand von den Hotelgästen etwas davon merkte. Am nächsten Morgen suchte Inspektor Lawrence schon kurz nach acht Uhr Kommissar Morry auf, um ihn von den seltsamen Vorfällen der vergangenen Nacht zu unterrichten. Er hatte das Glück, seinen berühmten Vorgesetzten einmal ganz allein in dem großen Chefzimmer anzutreffen. Sonst belagerte immer ein Rudel Zeitungsreporter die Tür, wenn irgendwo ein aufregender Mord geschehen war. Diesmal hatten sie anscheinend keinen Wind davon bekommen.
    „Guten Morgen, Sir“, grüßte Inspektor Lawrence höflich. „Ich weiß nicht, ob Sie die Protokolle der Mordkommission schon gelesen haben. Im Hotel Astoria am Kings Walk in Chelsea wurde gestern abend kurz nach zehn Uhr Charles Clay ermordet. Er gehörte dem Klub an, der in diesem Hotel seinen Stammsitz hat.“
    Kommissar Morry hob flüchtig den Kopf. Sein jugendliches Gesicht wirkte straff und energisch wie immer. Ein leichtes Lächeln spielte um seine

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