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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die Zollsperre. Dann kam plötzlich ein hagerer Mann mit bärtigem Gesicht, in dem zwei unstete Augen flackerten. Die Haut war auffallend weiß, als hätte sie lange kein Sonnenlicht mehr gesehen.
    „Das ist er“, raunte Daisy Horway erregt. „Das ist er, Sir! Genauso sah er aus, als er aus der Wohnung Mr. Romers kam. “
    Der Zollbeamte nahm den Paß in Empfang. „Kirk Orban“, murmelte er halblaut. „Danke, Sir! Der Paß ist in Ordnung.“
    „Nein, er ist nicht in Ordnung“, rief Kommissar Morry scharf. „Dieser Herr heißt in Wirklichkeit gar nicht Kirk Orban. Sein echter Name ist Stanley Romer.“
    Die nächsten Geschehnisse rollten so schnell ab, daß keiner der Umstehenden begriff, was eigentlich geschah. Man hörte eine Handfessel einklicken. Man vernahm das rasselnde Keuchen des Gefangenen. Sidney Romer starrte entgeistert auf den Mann, der sich so seltsam verändert hatte. Er hätte ihn beinahe nicht mehr erkannt. Dabei war es doch sein eigener Vater, der angeblich verstorben war und nun hier lebend vor ihm stand.

    26

    Die Rückfahrt nach London verlief ruhig und ohne Zwischenfall. Der Konstabler hatte wieder das Steuer übernommen. Kommissar Morry saß hinten zwischen Sidney Römer und Daisy Horway. Alle drei starrten sie nachdenklich auf das rote Schlußlicht, das stets in gleichem Abstand vor ihnen herwanderte.
    Es war der Gefängniswagen, in dem ein unschädlich gemachter Mörder seinem Ende entgegenfuhr.
    „Ich kann es nicht fassen, Sir“, stammelte Sidney Romer erschüttert. „Es ist der schwerste Schlag, der mich seit meiner Rückkehr aus Tootham getroffen hat. Jetzt steht es also fest, daß es mein eigener Vater war, der mich damals am privaten Klubausgang mit einer mörderischen Waffe niederschlug.“
    „Ja, das ist er gewesen“, murmelte Morry halblaut. „Aber es ist nicht erwiesen, daß er genau wußte, wer der heimliche Lauscher war. Ich möchte sogar annehmen, daß er Sie nicht erkannte. Sonst hätte er doch nicht später Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Sie wieder aus Tootham freizubekommen. Er beauftragte den Rechtsanwalt William Farrington, Ihre Entlassung zu betreiben. Das ist ja dann auch gelungen.“
    „Und kaum war ich wieder in Freiheit“, warf Sidney Romer erbittert ein, „da tat es ihm scheinbar leid. Sonst hätte er mir doch nicht dieses höllische Theater vorgegaukelt. Er wollte, daß ich wieder verrückt würde. Er wollte mich wieder nach Tootham bringen.“
    „Stimmt nicht ganz“, warf Morry ein. „Er wollte ursprünglich für Sie tot sein. Er hatte kein Interesse daran, Ihnen noch einmal zu begegnen. Er wollte Ihnen sicher auch keine Schwierigkeiten in den Weg legen. Aber als Sie dann in dem Hotel eintrafen, das er Ihnen vererbt hatte, trat Charles Clay auf die Bildfläche. Er wollte Ihnen ein Geständnis ablegen. Sein Gewissen trieb ihn zu einer Beichte. Der Rechtsanwalt William Farrington registrierte mit Schrecken diesen peinlichen Zwischenfall. Er überbrachte Ihrem Vater sofort die dramatische Neuigkeit. Erst jetzt wurden Sie zu einer Gefahr, Mr. Romer. Hatte Ihnen Charles Clay bereits etwas erzählt? Hatte er das große Geheimnis schon gelüftet? Das wußte weder der Rechtsanwalt noch Ihr Vater. Sie konnten nur eines tun, nämlich Ihre Glaubwürdigkeit erschüttern. Man wollte Sie nicht verrückt machen. Sie sollten auch gar nicht nach Tootham zurück. Lediglich die Polizei sollte annehmen, daß sie es mit einem Verrückten zu tun hätte. Ihre Aussagen hätten dann keinerlei Gewicht besessen. Niemand hätte Ihnen etwas geglaubt. Die Gefahr, daß Charles Clay das streng gehütete Geheimnis an die Öffentlichkeit brachte, war also damit beseitigt. Er selbst wurde ermordet. Sie aber sollten lächerlich gemacht werden. Es war ein raffinierter Plan, der am Anfang auch gelang. Niemand glaubte Ihnen Ihre Geschichten, Mr. Romer.“
    „Das alles wäre doch gar nicht nötig gewesen“, würgte Sidney Romer verbittert hervor. „Warum denn überhaupt diese abscheuliche Mär vom Tod meines Vaters. Warum ist er angeblich gestorben? Wofür sollte diese schäbige Komödie gut sein?“
    „Das Motiv der meisten Verbrechen ist die Geldgier“, sagte Morry aus seiner reichen Erfahrung heraus. „Auch Ihren Vater lockte das Geld, obwohl er ein solides Hotel besaß. Er wollte mehr haben. Er wollte reich werden. Es ging ja alles so leicht. Draußen im Hochwasserstollen hinter den Gas Works bastelte Fred Hilltopp eine Notenpresse zusammen, die fabelhaft

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