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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wahnsinnig“, schrie er ihn an, „glaubst du Narr etwa, daß John seine Schwester umgebracht hat?“
    „Das Geld“, stammelte Richard Withman mit blutunterlaufenen Augen, „es ist das Geld, das Patricia bei sich gehabt hat ... er hat seine eigene Schwester ermordet und“, weiter kam er nicht. Hätte ihn James Webb nicht auf gefangen, wäre er zu Boden gestürzt. Mit hängenden Armen stand John Withman da. Sein Gesicht war von einer fahlen Blässe überzogen, dicke Schweißtropfen perlten von seiner Stirn herab, seine Augen flackerten. Vergeblich bemühte sich James Webb um den bewußtlosen Richard Withman. Mit geschlossenen Augen lag der alte Mann da, er röchelte tief, erst nach Minuten schlug er wieder die Augen auf. Langsam erhob er sich. Sein Gesicht war von Haß und Wut entstellt. Er spie vor seinem Stiefsohn aus. Schweratmend brachte er hervor: „Ich will ihn hängen sehen, diesen Schurken ... ich verfluche den Tag, an dem ich ihm meinen Namen gab. Er hat meine Patricia ermordet . . . nicht nur das . . . James“, wild warf er sich herum und blickte den alten Freund mit lodernden Augen an, „nimm ihn mit, den Halunken . . . sonst vergesse ich mich.“
    „Vater“, erklang zum ersten Mal die Stimme des jungen Mannes, „es ist mein eigenes Geld, glaube es mir doch . . . wirklich, ich schwöre bei allem, was mir heilig ist.“
    „Schwören willst du auch noch“, höhnte Richard Withman verächtlich, „wie oft hast du mir schon dein Ehrenwort gegeben und wie oft hast du es gebrochen. Vor einem Jahr hast du mir geschworen, ein anständiges Leben zu führen . . . zu arbeiten, damit ich stolz auf dich sein kann. Immer hast du von mir Geld verlangt und jetzt auf einmal bist du ein Krösus . .. hast hundertzehn Pfund in der Tasche . . . Um genau diesen Betrag hast du mich vor einigen Tagen erst angebettelt . . . mußtest angeblich wieder einmal eine Ehrenschuld begleichen . . .ja, ja, jetzt schweigst du . . . Glaube mir, ich werde erst zur Ruhe kommen, wenn ich dich hängen sehe . . . raus mit dir . . .“ Gefährlich funkelten seine Augen, als er zum Schanktisch schwankte und ein großes Bierglas ergriff. Man sah es ihm an, daß er entschlossen war, es auf dem Kopf seines Stiefsohnes zu zertrümmern. Mit einem Sprung stellte sich James Webb zwischen Vater und Sohn. „Er gehört mir“, zischte der Inspektor drohend, „hüte dich, ihm ein Leid anzutun, er steht unter meinem Schutz.“
    Die Worte des Inspektors brachten Richard Withman wieder zur Besinnung. Die energischen Blicke des Polizeibeamten ließen ihn zurückweichen . . . wie ein geprügelter Hund verließ er die Gaststube.
    Kaum war der Alte verschwunden, schritt James Webb auf John Withman zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte im ruhigen Ton: „Ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes, John Withman, und mache Sie darauf aufmerksam, daß jedes Wort, das Sie von jetzt ab sagen, gegen Sie verwandt werden kann.“
    Es war die alte Formel, die jeder Verbrecher in England kannte.
    Unwillkürlich zuckte John Withman zusammen. „Aber Inspektor“, stammelte er, „ich weiß, es spricht vieles gegen mich ... es sind aber nur unglückselige Zufälle . . . wirklich, es ist mein Geld...“
    „Sie haben erst vor einigen Tagen eine größere Summe von Ihrem Vater gefordert“, unterbrach ihn der Inspektor, „wollen Sie das bestreiten?“
    „Nein, nein, das stimmt, ich benötigte dringend hundert Pfund . . . Spielschulden ... ich mußte sie zurückzahlen . . .“
    „Ich weiß“, sagte James Webb ironisch, „Spielschulden sind bei euch Ehrenschulden, nicht wahr? Doch nun will ich von Ihnen wissen, woher sonst Sie das Geld erhalten haben wollen . . . Überlegen Sie nicht solange . . . raus mit der Sprache . .
    „Ich habe es gestern beim Pferderennen gewonnen . . . zweihundertzwanzig Pfund .. . die Hälfte davon habe ich sofort zurückgezahlt und den Rest wollte ich meinem Vater zeigen... Ich bin zurückgekehrt, um ein neues Leben zu beginnen, ich wollte bei meinem Vater bleiben, wollte ihm helfen . . .“ Als er den ungläubigen Blick des Inspektors auffing, schwieg er betroffen. Er erkannte wohl selbst, daß viel dazu gehörte, ihm das zu glauben. Gelassen steckte sich James Webb eine Zigarette an, warf dem jungen Mann einen prüfenden Blick zu und fragte plötzlich mit einer fast wohlwollenden Freundlichkeit: „Es wird für mich nicht schwer sein, Ihre Angaben nachzuprüfen, Mister Withman! Sagen Sie mir doch, an wen hatten Sie Ihre

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