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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Stück des Weges, sie gefiel mir immer mehr, sie war so anders als die anderen Mädchen, so natürlich, so anständig. Ich versprach ihr, sie am nächsten Tag aufzusuchen. Ich war nur kurz bei ihr und als Mary mich dann zur Haustür begleitete, trafen wir eine Verabredung miteinander. Wir hatten uns unter einer alten Eiche in der Nähe des Flusses miteinander verabredet, ich mußte einige Zeit suchen, bevor ich die Stelle fand. Es wird so Viertel nach zwölf gewesen sein, als ich den Verabredungsort erreichte. Ich war sehr erstaunt, Mary noch nicht vorzufinden, da wir uns ja schon um zwölf Uhr verabredet hatten. Ich war nur aus diesem Grunde zu spät gekommen, weil ich mich dort in der Gegend nicht so genau auskannte. Um mir nun die Zeit zu vertreiben, streifte ich ein wenig umher. Plötzlich sah ich Mary langausstreckt an einem Gebüsch liegen. Auf Zehenspitzen trat ich näher, da ich glaubte, sie wäre eingeschlafen und schon wollte ich mich über sie beugen, um sie mit einem Kuß zu wecken, als ich erkannte, was passiert sein mußte. In diesem Augenblick war ich meiner Sinne nicht mehr mächtig. Bedenken Sie, Mister Holger, meine furchtbare Lage. Wie von Todesangst gepeitscht, bin ich davongerast, habe mich auf mein Rad geschwungen und bin hierher zurückgefahren. Das war gestern. Glauben Sie mir, Mister Holger, ich habe die ganze Nacht kein Auge schließen können, immer wieder sehe ich das arme Mädchen vor mir, ich weiß, daß alles gegen mich spricht . . . man wird mir nicht glauben . . . ich weiß schon selbst nicht mehr, was mit mir los ist . . . ich beginne schon langsam an mir selbst zu zweifeln.“
    Er schwieg erschöpft und zuckte hilflos mit den Schultern. Ruhelos durchmaß Kommissar Morry das Zimmer. Es würde zwar jetzt in seiner Macht liegen, als Beamter des Scotland Yards einzugreifen, aber er wollte seine Rolle weiterspielen, denn nur dadurch glaubte er, zum Ziel zu gelangen. Wenn der wirkliche Mörder erfahren würde, daß er als Vertreter Scotland Yards den Fall übernahm, dann wäre er gewarnt gewesen. Daran dachte Morry und diese Erwägung bestimmte sein weiteres Handeln. Der Kommissar warf einen Blick aus dem Fenster. Es dämmerte schon, bald würde es dunkel sein. „Das beste ist“, sagte er plötzlich im bestimmten Ton, „wenn Sie schnellstens hier verschwinden, John Withman. Ich muß Zeit gewinnen, aber wo sollen wir Sie verbergen?“ Einen kurzen Blick warf Morry auf den Kriminalassistenten, dann fragte er mit beherrschter Stimme: „Wo wohnen Sie, Mister Rachow?“
    „Gar nicht weit von hier“, erklärte verständnislos der junge Kriminalbeamte, „ich habe von meinen Eltern ein kleines Häuschen geerbt, dort lebe ich allein. . .“
    „Großartig“, unterbrach ihn der Kommissar erregt, „dann sehen Sie zu, daß Sie mit Mister Withman unbemerkt Ihr Haus erreichen. Dort verbergen wir den jungen Mann erst einmal.“
    „Ich könnte auch zu meinem Onkel gehen, der würde mir bestimmt behilflich sein“, warf John Withman ein, „er ist mir beinahe wie ein zweiter Vater! Da er der Bürgermeister des naheliegenden Dörfchens Lindley ist, wäre ich bei ihm sicher gut aufgehoben.“
    „Das ist gar keine schlechte Idee“, entgegnete Morry nachdenklich, „aber zuerst müssen wir einmal abwarten, daß sich die Wogen ein wenig glätten. Heute wäre es zu gefährlich, wenn Sie den weiten Weg dorthin machen würden. Es ist schon besser, Sie verbergen sich vorerst einmal bei Jim Rachow. . . dann sehen wir weiter. Also nun verschwindet schnellstens, ihr beiden, ich rechne damit, daß jeden Augenblick Inspektor Webb hier eintrifft.“
    Als die beiden Männer sich anschickten, den Raum zu verlassen, hielt sie Morry mit einer schnellen Bewegung zurück: „Ein Auto ist vorgefahren“, flüsterte er, „das wird er schon sein. Los, klettert aus dem Fenster und dann verschwindet so schnell wie möglich.“
    Gespannt blickte er den beiden jungen Männern noch nach. Nun, da er sie in Sicherheit wußte, atmete er befreit auf und legte sich auf seinem Bett nieder. Da klopfte es auch schon gegen die Tür. Wie aus tiefem Schlaf gerissen, rief Morry gähnend: „Ja wer ist denn da, zum Teufel, kann man hier nicht einmal in Ruhe schlafen?“
    Da wurde auch schon die Tür aufgestoßen und Inspektor Webb betrat den Raum.
    Empört rief Morry aus: „Sagen Sie mal, Inspektor Webb, was erlauben Sie sich eigentlich. Da Sie nun aber schon einmal unaufgefordert bei mir eingedrungen sind, schließen Sie wenigstens

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