Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Mia fortgeschickt zu haben. Er durfte doch dem Fremden nicht seine wertvolle Briefmarkensammlung zeigen . . . auf keinen Fall ... er kannte ihn ja gar nicht. So sagte er mit einer entschuldigenden Geste: „Meine Sammlung habe ich hier nebenan in der Bank deponiert. Leider ist es zu spät ... ich kann sie mir heute nicht mehr holen. Aber vielleicht kommen Sie morgen Nachmittag noch einmal vorbei . . . ja?“
    Jack erhob sich. — „Meinetwegen“, kam es unwillig von seinen Lippen. „An und für sich, Mister Williams, liebe ich solche Geschäfte nicht. Bei mir muß es Zug um Zug gehen. Meine Zeit ist sowieso sehr kurz bemessen ... ich müßte deswegen einige Tage zugeben . . . morgen ist Sonnabend, also würde ich vor Montag früh nicht Weiterreisen können. Ja . . . wie verbleiben wir nun eigentlich . . .?“
    Wieder zitterten die Hände des alten Williams. Speichel tropfte ihm aus dem halbgeöffneten Mund, als er die Briefmarke streichelte. So bemerkte er nicht, daß ihn Jack Braddock nicht einen Moment aus den Augen ließ. Es war förmlich so, als ob er jede Bewegung des alten Mannes sich zu eigen machte. Er studierte ihn wie ein Maler sein Modell.
    „Ach, wissen Sie was“, rief er plötzlich aus, „verbleiben wir doch so . . . ich komme am Montagabend noch einmal vorbei . . . Sie können in dieser Zeit meine Briefmarke hierbehalten und sich in aller Ruhe überlegen, welche gleichwertige Sie mir aus Ihrer Sammlung geben. Na, was sagen Sie dazu?“
    Erleichtert atmete der Alte auf. Soviel Entgegenkommen hatte er bestimmt nicht erwartet. Er selbst würde das niemals getan haben. Solch eine wertvolle Marke aus den Händen zu geben, grenzte ja fast an Wahnsinn. Mit ganz anderen Augen betrachtete er Jack Braddock. Wie reich mußte dieser Mann sein. Aber nun wollte er allein sein. Es fieberte ihn danach, die Marke gründlich zu betrachten.
    „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen“, krächzte er, wobei er mehrere Male vor Erregung hustete, da er fürchtete, daß der späte Gast sein Angebot zurückziehen würde, „also, es bleibt dabei, Sie suchen mich Montag wieder auf. Nun habe ich genug Muße, Ihnen etwas Gleichwertiges aus meiner Sammlung herauszufischen.“
    Er begleitete Jack Braddock bis zur Gartentür . . . Noch nie war ein Besucher so ausgezeichnet worden, und als er sich verabschiedete, sagte er:
    „Der Wein, Mister Braddock, war ausgezeichnet. Vielleicht bringen Sie am Montag noch eine Flasche mit . . . damit wir auf unseren Abschluß anstoßen können.“
    Als ihn der harte Blick Jack Braddocks traf, zuckte er zurück. Aber er schien sich geirrt zu haben, denn schon wieder spielte ein freundliches Lächeln auf den Lippen des Noblen und Jack erklärte sich sogar bereit, den Wunsch Mister Williams zu erfüllen. Es war nur zu gut, daß der Alte die Worte nicht hörte, die Jack Braddock beim Dahinschreiten ausstieß:
    „Dir wird der Wein noch sauer aufstoßen, du alter Geizkragen.“
     
    *
     
    In der Frühe des nächsten Tages befand sich Jade Braddock auf dem Bahnhof. Er gab ein größeres Wertpaket auf, das er sehr hoch versichern ließ. Auch jetzt bewies der elegante Mann eine Liebenswürdigkeit, die bestrickend war.
    „Sehen Sie doch zu“, forderte er den älteren Beamten auf, „daß mein Paket mit dem nächsten Schnellzug befördert wird. Für Ihre Aufmerksamkeit nehmen Sie doch bitte das!“ Ein größerer Geldschein wechselte den Besitzer, und noch lange blickte der Beamte fassungslos die Note an, die ihm der vornehme Mann überreicht hatte.
    Natürlich sorgte er dafür, daß das Paket sofort befördert wurde. Jack schien viel Zeit zu haben. Den ganzen Vormittag über ging er spazieren und ließ sich erst am Abend in seinem Gasthaus wieder sehen. Er schien ausgezeichneter Laune zu sein, schäkerte mit dem Zimmermädchen, das ihm immer wieder verliebte Blicke zuwarf. Jack knauserte nicht mit dem Trinkgeld. Das Personal schien nur für ihn da zu sein. Auch der Wirt begrüßte ihn mit einem unterwürfigem Lächeln und stellte ihm persönlich das Abendessen auf den Tisch.
    „Haben Sie einen schönen Tag verlebt?“ forschte der Besitzer des Gasthauses neugierig. „Ja, ja, wir haben eine herrliche Umgebung, nicht wahr? Darf ich mich danach erkundigen, wo Sie waren, Mister Braddock?“
    „Sie dürfen es“, grinste ihn Jack Braddock an, „aber ich sage es Ihnen nicht. Vor allen Dingen müssen Sie es sich abgewöhnen, Herr Wirt, neugierig zu sein. Aber nun trinken Sie auf meine Kosten eine

Weitere Kostenlose Bücher