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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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unangenehmen Situation. Sie konnte einfach in Gegenwart Mister Williams nicht essen. Ihr ver«ging der Appetit.
    „Na, öffne schon“, rief Mister Williams unwillig aus, „wir wollen den Gentleman nicht warten lassen . . . er will mir doch eine seltene Briefmarke bringen.“ Das Wort Briefmarke war für den alten Sonderling so etwas Ähnliches wir für einen süchtigen das Morphium. Das Wort konnte ihn berauschen und da man ihm noch eine Seltenheit anbot, verlor er sogar die Übersicht und wurde seinen Prinzipien, niemals einen Fremden zu empfangen, untreu.
    Jack Braddock, der Menschenkenner, hatte den alten Sonderling an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Mit strahlenden Augen öffnete Mia und war glücklich, als ihr Jack einen flüchtigen Kuß auf die Stirn hauchte.
    „Vergiß nicht, mein Herzblatt“, flüsterte er dabei mit zärtlicher Stimme, „morgen Abend . . . acht Uhr.“
    „Ich freue mich so auf dich“, gab sie verschämt zurück und streichelte die Hand des geliebten Mannes.
    Mit lauter Stimme sagte aber dann Jack Braddock:
    „Seien Sie bitte so liebenswürdig, meine Dame, und melden Sie mich Mister Williams ... er erwartet mich! Aber nein, nicht doch, ich ziehe mir meinen Mantel allein aus . . .“
    Einen mißtrauischen Blick warf der alte Sonderling dem Fremden zu, als dieser das Zimmer betrat. Sah sehr gut aus, der Mann. Fast zu gut! Aber er kam nicht dazu, weitere Betrachtungen anzustellen, denn schon hatte ihn Jack in seiner charmanten Art begrüßt, ließ sich auf eine stumme Geste des Alten hin auf einem Stuhl nieder und reichte ihm das gefüllte Zigarrenetui. Es war die Hausmarke des alten Sonderlings.
    Damit hatte Jack schon gewonnenes Spiel. „Sie rauchen auch diese Marke?“ fragte Mister Williams freundlicher.
    „Nur diese Marke, Mister Williams. Ein wirklicher Zigarrenraucher wird sie bevorzugen. Ein Aroma . . . sehen Sie doch mal das Deckblatt wie hell . . . wie ein aufgefangener Sonnenschein . . . aber rauchen Sie etwa auch dieselbe Marke . . . Ja? Welch ein Zufall . . . Sie ahnen ja gar nicht, wie sympathisch Sie mir dadurch geworden sind. Sympathie, Mister Williams, ist die Voraussetzung für ein gutes Geschäft.“
    Von Minute zu Minute gefiel Mister Williams der elegante fremde Mann mehr. Es bedeutete für ihn ein größeres Opfer, als er dem Fremden einen Teller von dem köstlichen Linsengericht anbot.
    Fassungslos blickte Mia auf Jack. Mein Gott, verstand der es, die Menschen zu nehmen. Daß sie selbst aber genauso von ihm genommen worden war, das entging ihrer Verliebtheit. Jedenfalls würde sie sagen, daß es bei ihr etwas ganz anderes wäre . . .
    Mia machte sich im Zimmer zu schaffen und fuhr erschrocken hoch, als die knarrende Stimme Mister Williams mißtrauisch fragte:
    „Sagen Sie mal, Mister Braddock, wie kommt es eigentlich, daß Sie mich mit Ihrem Besuch beehren. Woher wissen Sie überhaupt, daß ich ein passionierter Briefmarkensammler bin?“
    Das war eine Frage, die die junge Haushälterin nicht erwartet hätte. Wie würde sich nun der geliebte Mann verhalten . . . auch er mußte doch überrascht sein. Ruhig sah Jack Braddock den Hausherrn an und zog aus seiner Brieftasche ein kleines Couvert heraus. Die Augen des alten Sonderlings nahmen einen gierigen Glanz an. In dem durchsichtigen kleinen Couvert, das sah er deutlich, befand sich eine Marke, die er nicht besaß. So achtete er weiter nicht darauf, als Jack ruhigen Tones erklärte:
    „Ich war heute Vormittag bei dem Briefmarkenhändler Green, der leider meine Wünsche nicht erfüllen konnte. Diese Marke hier wollte ich gegen eine andere eintauschen, weil ich sie doppelt habe. Ich weiß, es ist ein seltenes, kostbares Exemplar . . . Was glauben Sie, Mister Williams, welche Summen man mir dafür schon geboten hat. Aber diese Marke kann man nicht bezahlen, nicht wahr? Sie hat für uns einen ideellen Wert, und ich glaube, Sie empfinden genauso wie ich. Gewisse Marken sind einem nicht einmal für hunderttausend Dollar feil, unser Herz hängt daran . . . ach so, ja, da erwähnte Mister Green Ihren Namen und behauptete sogar, daß Sie wohl die umfangreichste Sammlung der Stadt besäßen.“
    „Mia, räume ab“, stieß erregt der alte Sonderling aus. In seinen Händen kribbelte es, und am liebsten hätte er diesem Mister Braddock das kleine Couvert mit der Marke aus der Hand gerissen.
    Während Mia das Geschirr auf ein Tablett stellte, erhob sich Jack und entschuldigte sich mit den Worten:
    „Einen

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