Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
vielleicht darf ich ein anderes Mal vorbeikommen.“ Die derbe, gesunde Wirtschafterin lachte auf:
    „Ich bin nicht die Frau des Hauses, mein Herr. . . möchte es auch nebenbei nicht sein“, erklärte sie redselig.
    „Desto besser“, gab der Fremde zurück, „ist mir auch viel angenehmer, Ihnen mein Anliegen vorzubringen. Vielleicht sind Sie so liebenswürdig und lassen mich nähertreten, denn hier in dem kleinen Koffer befindet sich das achte Weltwunder. Sie müssen es unbedingt sehen!“
    Die Zähne des Mannes blitzten, er hatte den Hut vom Kopf genommen, und nun wirkte er noch faszinierender als vorher. Zu seinen dunklen Augen paßte das tiefschwarze Haar. Die fünfundzwanzigjährige Wirtschafterin ertappte sich dabei, daß sie den Mann länger ansah, als es schicklich war. Damit mußte dieser wohl gerechnet haben.
    „Ach bitte“, sagte er, „lassen Sie mich doch nicht hier vor der Tür stehen . . . man kommt sich so schäbig vor. Bedenken Sie doch bitte, daß ich ein königlicher Vertreter bin und daß ich Ihnen in gewissem Sinne ein Geschenk zu machen beabsichtige.“
    „Mister Williams“, entgegnete zögernd die Wirtschafterin, „ist nicht im Hause, und er kommt erst morgen zurück — von einer Reise.“
    „Das trifft sich ja ausgezeichnet“, unterbrach sie der gutaussehende Vertreter, und bevor es Mia Yellow verhindern konnte, befand er sich schon in der Diele. „Nett haben Sie es hier“, lächelte nun der Mann und sah sich gründlich um. „Ach so“, rief er dann entsetzt aus, „ich habe ja ganz und gar vergessen, mich Ihnen vorzustellen. „Ein Vertreter“, lachte er auf, „ohne Namen, na, das gibt es doch nicht. Sagen Sie einfach Jack zu mir, das klingt vertraulicher... ich möchte auf keinen Fall ein Fremder für Sie sein. Es gibt doch so etwas wie Sympathie vom ersten Augenblick an, nicht wahr?“
    Die Augen des Mannes bohrten sich in die der jungen Frau. Mia Yellow hatte das Gefühl, als ob Flammen in sie drangen. So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Ihr wurde ordentlich heiß. Unwillkürlich zog sie die Schultern hoch, als wollte sie das Gefühl, das sie für den Fremden empfand, abschütteln. Sie schluckte einige Male, bevor sie entgegnen konnte:
    „Nun zeigen Sie schon, was Sie haben. Eigentlich darf ich ohne die Einwilligung Mister Williams nichts kaufen, aber . . .“
    „Aber dieses Mal werden Sie bestimmt eine Ausnahme machen. Wenn Sie nicht die Frau des Hauses sind, dann müssen Sie bestimmt die Tochter Mister Williams sein. Schweigen Sie bitte, ich weiß es ganz genau. Schon allein Ihre Hände . . . nein, nein, bitte entziehen Sie sie mir nicht . . . mein Gott, ist das eine schöne Hand . . . wirklich, ich habe noch nie so edel geformte Finger gesehen.“
    Mia Yellow errötete. Noch nie hatte ein Mann in dieser Weise zu ihr gesprochen. Am meisten ärgerte sie sich aber darüber, daß dieser Mister Jack ihr von Minute zu Minute mehr gefiel. Plötzlich erschauerte sie. Der Fremde hatte sich über ihre Hand gebeugt und küßte andächtig die Spitzen ihrer Finger. Nun hob er sein Antlitz, blickte sie mit einem weichen Lächeln an und sagte:
    „Ich danke Ihnen, schöne Frau, daß Sie mir Ihre Hand nicht entzogen haben. Ich mußte Ihre Fingerspitzen küssen... es war der Ausdruck meiner tiefsten Bewunderung.“
    Jetzt hatte sich die Wirtschafterin gefangen. „Machen Sie es eigentlich immer so, Mister Jack“, forschte sie, „wenn Sie Ihre Sachen verkaufen wollen?!“ Im stillen aber wünschte sie es sich, daß er ihr weitere Komplimente machte, die aus seinem Mund so schön klangen. Er hatte eine tiefe, volltönende Stimme, und sie atmete erleichtert auf, als er sagte:
    „Sie dürfen mich nicht beleidigen, meine Dame! Alles im Leben ist Bestimmung... Ich kam zu Ihnen als ein Fremder, was kann ich dafür, daß Sie mir plötzlich so vertraut sind, ich meine... so etwa wie eine Schwester. Vielleicht verstehen Sie mich nun, und ich wünschte nur eines, daß Sie mich nicht falsch beurteilen. Glauben Sie“, lachte er auf, „ich habe es nicht nötig, durch Komplimente meine Ware zu verkaufen. Als ich Sie sah ... als Sie vor mir standen, da berührte mich ein übermächtiges Gefühl . . . ach bitte, ich will nicht mehr weitersprechen . . . also“, er blickte suchend umher, „ wo kann ich Ihnen mein Wunderwerk vorführen.“
    Noch immer hielt er die Hand der jungen Frau umspannt. Nun drückte er sie herzlich, ließ sie dann plötzlich los und wandte sich seinem kleinen Koffer zu,

Weitere Kostenlose Bücher