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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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und als er keinen Staub entdeckte, tätschelte er die Wange Mias und sagte:
    „Bist ein braves Mädel, mein Kind, ich bin wirklich sehr zufrieden mit dir. Ein wenig zuviel hast du angeheizt . . . zwei Scheite hätten genügt.“
    Eine helle Flamme prasselte im Kamin und gab dem alten Raum etwas Anheimelndes.
    „Ach, hier liegt ja Post“, rief er überrascht, „nanu, wer schreibt mir denn da?“
    Er nahm einen Brief vom Schreibtisch, schnitt ihn pedantisch auf, zog den mit Maschine geschriebenen Zettel heraus, las ihn durch und erklärte knurrend:
    „Ein Mister Jack Braddock will mir heute Abend seine Aufwartung machen, er hätte eine besonders seltene Briefmarke . . . Na ja, Mia, das würde mich wirklich interessieren . . . Also, diesen Herrn dürfen Sie vorlassen... es ist eine Ausnahme, merken Sie sich das. Sie wissen, es bleibt sonst dabei, daß ich von niemandem gestört werden will.“
    Mit kurzen trippelnden Schritten ging er auf und ab, blieb plötzlich vor seiner jungen Haushälterin stehen und betrachtete sie wohlgefällig. Mia sah auch erregend schön aus. Der Feuerschein des Kamins verschönte ihr Antlitz und brachte die Vorteile ihrer Figur noch mehr zur Geltung.
    „Du bist wirklich eine schöne Frau“, sagte der alte Sonderling bewundernd, „man bekommt ordentlich Lust, noch einmal auf Freiersfüßen zu gehen. Hahaha“, lachte er meckernd.
    Sofort wandte sich Mia ab, eilte zur Küche und holte das schon vorbereitete karge Abendessen.
    „Was gibt es denn?“ fragte neugierig der Hausherr und strich sich über sein unrasiertes Kinn. „Linsen? Mhm . . . ein gutes, aber billiges Essen. Das hast du fein gemacht, Mia! Aber die zweite Flasche Bier ist überflüssig, mein Kind . . . ach so, wo war ich denn vorhin stehengeblieben . . . jetzt fällt es mir ein, mein kleiner Sonnenschein.“ Vorsichtig näherte er sich ihr, tätschelte ihren vollen Arm und bemühte sich, seiner Stimme einen weichen Klang zu geben. „Na, Mia, wie wäre es mit uns beiden Hübschen?! Ja, ja, sieh mich nur richtig an . . . ich bin wirklich ernsthaft entschlossen, dich zu heiraten. Man gewöhnt sich leider zu sehr aneinander ... du weißt ja gar nicht, wie sehr du mir in den letzten Tagen gefehlt hast. Aber nun setz dich schon hin . . . kannst auch einen Teller Linsen mitessen . . . na, wie ist es . . . ja, ja, dir verschlägt es den Atem, was? Ist ja auch eine Auszeichnung für dich, wenn ich dich heirate. Es gibt nicht wenige Frauen hier in der Stadt, die nur zu gern den reichen, alten Williams heiraten würden.“ Nun machte er doch wirklich Anstalten, Mia an sich zu ziehen, um sie zu küssen.
    „Aber ich bitte Sie“, wehrte sich die kräftige junge Frau und wand sich aus seinen Armen, „ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, daß ich nicht daran denke, zu heiraten.“ Bei diesen Worten stockte sie. In diesem Augenblick fiel ihr Jack ein. Jack, der in spätestens einer Stunde hierherkommen würde. Er hatte es also wirklich geschafft, von Mister Williams empfangen zu werden. Sie bewunderte ihn restlos. Darüber hinaus liebte sie ihn, mit der ganzen Kraft ihres jungen Herzens. Einen prüfenden Blick warf der Hausherr seiner Wirtschafterin zu. — Er konnte es nicht begreifen, daß das einfache Ding ihm nicht um den Hals fiel und dankbar war, daß er sie zu seiner Frau machen wollte.
    „Du bist ein kleines scheues Reh“, sagte er väterlich, „sicherlich wird dich der Altersunterschied stören. Aber so schlimm ist der gar nicht, Mia . . . na, überlege es dir und mach dich mit dem Gedanken vertraut, daß wir in etwa einem halben Jahr heiraten werden. So und nun wollen wir uns dem Linsengericht zuwenden.“
    Die Absage seiner Haushälterin hatte ihn doch mehr erregt, als er es zugeben wollte. Nervös putzte er die Gläser seiner Brille, die spiegelblank waren, setzte sie mit zittriger Hand wieder auf und lief noch einige Male erregt im Zimmer umher, bis er sich soweit beruhigt hatte, um in Ruhe essen zu können. Als er nach einer Weile bemerkte, daß Mia ganz steif auf ihrem Stuhl saß, ohne etwas zu sich zu nehmen, knurrte er:  
    „Nun iß schon, Mia ... es schmeckt ausgezeichnet. Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen! Wie? Keinen Hunger? Na, dann füll mir noch einmal auf . . . ich kann davon nicht genug bekommen, schon, weil du mit Liebe gekocht hast ... es ist doch so?“ meckerte er wieder los.
    Da schlug die Hausglocke an. Erleichtert atmete Mia Yellow auf. Endlich kam Jack und befreite sie aus einer

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