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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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ihm das Denken verleidete. Er schielte zur Tür hinaus. Obwohl Hunger nichts Peinliches war, verspürte er Unbehagen. Er wollte das nicht. Wollte eben keinen Hunger haben, sondern satt sein, um seine Arbeit verrichten zu können. Es waren genügend Fälle auf dem Schreibtisch, die seine Aufmerksamkeit erforderten. Sein Denkvermögen war jedoch auf einem Tiefpunkt. So war es nun einmal. Manchmal, sagte er sich, half es, sich abzulenken. Er stand auf und ging, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, zum Fenster. Zeki Demirbileks Blick wanderte unstet über die Bäume im Hof. Dann setzte er sich wieder, nur um abermals aufzustehen, denn völlig unvermittelt zog der dezente Duft von Kaffee herein. Er sehnte sich nach einer Tasse Espresso, dazu mindestens ein Liter Wasser. Erneut begab er sich zum Fenster. Im Hof stand Kollege Schneider von der Sitte. In der einen Hand hielt er einen Becher Kaffee, in der anderen eine Zigarette. Zu Zekis Glück fiel ihm eine Ungereimtheit bei einem aktuellen Fall ein. Schneider konnte da vielleicht helfen. Er beschloss, sich die Beine zu vertreten und ganz zufällig Schneider über den Weg zu laufen. Möglicherweise hatte er nützliche Hinweise zu einem Animierschuppen am Hauptbahnhof, der in einem Tötungsdelikt eine Rolle spielte.
    »Ich bin mal unten im Hof«, ließ er seine zwei Mitarbeiterinnen wissen und durchquerte das Büro. Sein Sakko blieb über dem Stuhl hängen, er trug ein hellbraunes Hemd zu einer schwarzen Hose.
    Isabel Vierkant und Jale Cengiz, die sich den vorderen Raum teilten, sahen verdutzt von ihren Unterlagen hoch. Beide hatten das brummende Knurren seines Magens gehört und beäugten sich besorgt. Sie wussten, wie sehr das seit drei Wochen andauernde Fasten ihm das Leben und die Arbeit schwermachte. Jale hatte ihrer Kollegin erklärt, dass der islamische Fastenmonat nach dem Mondkalender berechnet wurde und sich von Jahr zu Jahr um rund zehn Tage verschob. Heuer mussten die Gläubigen inmitten des Hochsommers unter Beweis stellen, wie nah sie sich Allah fühlten. Manche – wie ihr Chef – betrachteten Ramadan auch als willkommenen Anlass, überflüssige Kilos loszuwerden.
    Als das Telefon läutete, hatte sich Isabel wieder ihrem vertrackten Bericht zugewandt. Jale war in den Stapel ungeklärter Fälle vertieft. Auf Anweisung Demirbileks durchstöberte sie alte Ermittlungsakten auf der Suche nach Delikten, die dem Anforderungsprofil des Sonderdezernats Migra entsprachen – Kapitalverbrechen, bei denen Opfer oder Täter Migrationshintergrund aufwiesen. Um beim Anrufer nicht den Eindruck zu erwecken, die Migra ersticke nicht gerade in Arbeit, wartete sie ab. Drei Mal zerriss das schrille Telefonläuten die Nachmittagsstille, bevor sie zum Hörer griff.
    »Polizeipräsidium München, Sonderdezernat Migra. Sie sprechen mit Jale Cengiz. Was kann ich für Sie tun?«, grüßte sie mit tiefer, lässiger Telefonstimme.
    Belustigt schüttelte Isabel den Kopf über ihre Kollegin, die immer ihre Tonlage verstellte, wenn sie in einen Hörer sprach. Sie beobachtete, wie sich Jales Miene in interessiertes Erstaunen wandelte. Die Beamtin mit dem Kurzhaarschnitt nahm einen Stift vom Schreibtisch und machte sich Notizen. Währenddessen klemmte sie sich den Hörer unter das Kinn und begann, mit der freien Hand nach der schwarzen Jeansjacke zu tasten.
    »Danke. Wir kümmern uns darum«, sagte Jale schließlich und reichte Isabel den Zettel.
    »Und?« Isabel verdrehte die Augen bei dem Versuch, die Notizen zu entziffern. War das Türkisch oder Deutsch? »Kann ich nicht lesen, Jale.«
    »Sie haben einen Toten aus der Isar gefischt. An der Ludwigsbrücke. Verdacht auf Migrationshintergrund. Könnte sein, dass er betrunken schwimmen war, oder jemand hat nachgeholfen«, fasste Jale zusammen.
    »Aha«, erwiderte Isabel nur. »Dann hol Demirbilek auf dem Weg zum Auto ab. Das schafft ihr zwei bestimmt ohne mich. Ich bleibe hier, ich will endlich den Bericht von der Backe haben.«
    Während sich Isabel wieder dem Monitor zuwandte, puderte Jale ihr Gesicht etwas nach. Ihr Teint hatte eine natürliche Brauntönung. Die etwas zu groß geratene Nase war zu Schulzeiten Anlass für Hänseleien gewesen. Doch seit sie die Pubertät überstanden hatte, empfand sie das hervorstechendste Merkmal in ihrem Gesicht als Ausdruck ihrer Persönlichkeit: besonders und auffällig.
    »Ruft aber gleich an, wenn ihr mich braucht«, gab Isabel ihr mit auf den Weg. Es amüsierte sie, wie die Deutschtürkin

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